Närrischer Umzug in Sebnitz

Eine halbe Stunde vor dem Start zogen graue Wolken über die Stadt, sogar Schneeflocken mischten sich in den Regen. Die schon lange vorher getroffene Entscheidung des Elferrats, den 101. Sebnitzer Faschingsumzug zeitlich etwas später starten zu lassen als in den vergangenen Jahren, erwies sich somit als goldrichtig. Als die Narren vom Buchberg hinunterschritten, hatte sich der Regen gerade wieder verzogen. Gestärkt durch einen Schnaps vorm Rathaus, in diesem Jahr ausgereicht durch den dritten Bürgermeisterstellvertreter, Stadtrat Dietmar König, folgten die elf Herren mit den spitzen Hüten ihrer Funkengarde in Richtung Markt.
Ein Thema schien die Umzugsmacher in diesem Jahr besonders zu beschäftigen: der Tag der Sachsen, für dessen erneute Ausrichtung in Sebnitz gerade Unterschriften gesammelt werden. Wenn er denn kommt, der große Sachsentag, so würde das der Seidenblumenstadt sogar Besucher aus dem fernen Asien bescheren, zumindest wenn man dem ersten Umzugsbild glaubt. Bis dahin müssen die zeugungsfähigen Sebnitzer aber noch mal ran:. „Lasst zum Tag der Sachsen statt Ruinen Zwerge wachsen“, fordern die Nachbarn aus Ulbersdorf in Anspielung auf den Leerstand und abgerissene Häuser in der Stadt. Die Tänzer auf dem ganz am Ende rollenden Partywagen sind sich nicht so sicher, ob die benötigten 1 000 Unterschriften nicht für die Love Parade besser angelegt wären.
Auch der Pflegenotstand rollte mit durch die Stadt, denn für das geplante neue Pflegeheim in Sebnitz, ist noch kein Investor bekannt. Vielleicht würde es ja helfen, wenn statt der Piloten mal die Schwestern und Pfleger eine ordentliche Gehaltserhöhung bekommen würden. Motto: „Mehr Pfleger mit Herz und Verstand, sonst fährt die Karre an die Wand.“ (SZ/dis)