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Walpurgis entlassen, Fiel übernimmt

Dynamo Dresden wechselt den Trainer - und der Neue ist ein alter Bekannter.

Von Sven Geisler
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Im August 2018 hatte Cristian Fiel Dynamo bereits als Interimstrainer übernommen.
Im August 2018 hatte Cristian Fiel Dynamo bereits als Interimstrainer übernommen. © Robert Michael

Jetzt ist es amtlich: Cristian Fiel ist  neuer Cheftrainer des Fußball-Zweitligisten Dynamo Dresden. Das gab der Verein am Sonntag, 11.35 Uhr bekannt. Wie sächsische.de bereits vorab berichtete, wird der ehemalige Kapitän Nachfolger von Maik Walpurgis.

Fiel erhält einen Vertrag bis zum 30. Juni 2021. Seine erste Übungseinheit wird er am Donnerstag halten, dann soll er auf einer Pressekonferenz offiziell vorgestellt werden. Der 38-Jährige steckt gerade in den Abschlussprüfungen seiner Ausbildung zum Fußballlehrer. Deshalb wird zu Wochenbeginn U19-Coach Matthias Lust das Training der Profis leiten.

Cristian Fiel hat mit Dynamo als Spieler den Klassenerhalt zweimal geschafft.
Cristian Fiel hat mit Dynamo als Spieler den Klassenerhalt zweimal geschafft. © Robert Michael

„Ich bin Cristian Fiel sehr dankbar, dass er sich bereit erklärt hat, die Mannschaft in dieser herausfordernden Situation als Cheftrainer zu übernehmen", erklärt Sportgeschäftsführer Ralf Minge in der Mitteilung des Vereins. "Er wird seine ganze Kraft und Leidenschaft dafür einsetzen, dass wir sportlich aber auch atmosphärisch als gesamter Verein die dringend nötige Trendwende einleiten werden.“

Minge hatte zuvor die Trennung von Walpurgis und dessen Assistenten Ovid Hajou und Massimilian Porcello als "alternativlos" bezeichnet, "weil nicht nur das Erreichen unserer Ziele in dieser Saison in große Gefahr geraten ist, sondern auch der Glaube verloren gegangen ist, gemeinsam in dieser Konstellation erfolgreich sein zu können". Die sportliche und tabellarische Entwicklung unserer Mannschaft sei besorgniserregend.

Mit einer Choreo bedanken sich die Fans bei Fiel und Benjamin Kirsten bei ihrem Abschied im Mai 2015.
Mit einer Choreo bedanken sich die Fans bei Fiel und Benjamin Kirsten bei ihrem Abschied im Mai 2015. © Robert Michael

Fans wenden sich von der Mannschaft ab

Nach vier Niederlagen in fünf Spielen seit Jahresbeginn und nun schon neun Halbzeiten ohne eigenen Treffer gab es tatsächlich wenig Argumente, dass Walpurgis mit der Mannschaft die sportliche Krise beenden könnte. Bei der 0:2-Niederlage in Darmstadt hatten die Schwarz-Gelben zwar auch Pech mit einer falschen Freistoß-Entscheidung des Schiedsrichters vor dem Elfmeter, der zum 0:1 führte, und dem Pfostenschuss von Baris Atik. Das Bemühen war ihnen nicht abzusprechen, es blieb aber auch dabei. 

Die Fans wendeten sich ab und verließen vorzeitig den Block. "Es tut uns leid, dass wir den Fans nichts zurückgeben konnten", sagte ein sichtlich enttäuschter Jannis Nikolaou. Auf die Fragen nach dem Trainer reagierten die Spieler ausweichend. Sören Gonther verwies auf Minge, und Nikolaou meinte: "Das ist nicht unser Job. Wir sind für die Leistung auf dem Platz zuständig. Dazu will ich mich gar nicht äußern."

Walpurgis hatte Dynamo erst am 11. September 2018 als Nachfolger von Uwe Neuhaus übernommen. Seine Bilanz: 20 Spiele, sechs Siege, fünf Unentschieden und neun Niederlagen. 

Maik Walpurgis konnte der Mannschaft keine Impulse mehr geben.
Maik Walpurgis konnte der Mannschaft keine Impulse mehr geben. © Robert Michael

Cristian Fiel, der zwischenzeitlich als Interimscoach tätig war und die Mannschaft beim 1:3 gegen Heidenheim betreut hatte, konzentrierte sich wieder auf die B-Jugend und seine Ausbildung. Schon damals stand allerdings im Raum, dass der ehemalige Kapitän zum Cheftrainer befördert werden sollte. Fiel ist in den zwei Wochen als Interimscoach bei den Spielern gut angekommen, hat das Training während der damaligen Länderspielpause intensiviert und ist als Motivator aufgetreten. Er hat seine Karriere nach fünf Jahren bei Dynamo erst 2015 beendet, spricht also - wie es so schön heißt - die Sprache der Spieler. Minge hatte Fiel bereits im Herbst vorigen Jahres als "unser Trainerprojekt" bezeichnet. 

Allerdings wäre es beiden wohl lieber gewesen, wenn er  in einer weniger komplizierten sportlichen Situation eingestiegen wäre. „Es war ein lang gehegter Wunsch, ‚Fielo‘ eines Tages diese Verantwortung zu übertragen, darauf haben wir gemeinsam hingearbeitet", sagt Minge. "Er bringt alles mit, was man braucht, um als Trainer im Profi-Fußball erfolgreich zu sein. Dass jetzt alles früher als geplant Wirklichkeit wird, ist der aktuellen sportlichen Situation geschuldet“, erklärt der Sportchef. „Wir sind davon überzeugt, dass es Cristian Fiel gelingen wird, vorhandene Potenziale in der Mannschaft zu aktivieren und einen neuen, frischen und kämpferischen Geist zu entwickeln. Es ist unser Ziel, als große Dynamo-Gemeinschaft mit dem Klassenerhalt in dieser Saison die Basis für künftige Erfolge zu legen.“

Cristian Fiel wurde am 12. März 1980 als Kind spanischer Einwanderer in Esslingen in Baden-Württemberg geboren. „Fielo“, wie er nicht nur in Fußball-Dresden gerufen wird, absolvierte von 2010 bis 2015 insgesamt 118 Pflichtspiele für die SGD und erzielte fünf Tore. 42-mal führte er die Mannschaft als Kapitän auf den Rasen.

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