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Natter und Molch als Nachbarn

Diesen Tieren könnte man auf dem Striegistalradweg begegnen. Die nächste Hürde für den Bau ist ein Erörterungstermin.

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© dpa

Von Tim Blumenstein

Mittelsachsen. Seit zehn Jahren wird über einen Radweg durchs Striegis- und Muldental auf der ehemaligen Bahnstrecke Roßwein-Hainichen diskutiert. Gegenstand ist auch die Befürchtung von Tierschützern, der Radweg stelle für viele heimische Tierarten eine Bedrohung dar. Denn: Die geplante Strecke verläuft entlang eines geschützten Flora-Fauna-Habitat-Gebiets (FFH). Auf insgesamt 338 Seiten des Artenschutzbeitrags wurde detailliert überprüft, welche Tiere in diesem Gebiet leben und ob sie vom Bau betroffen sind. Im letzten Teil unserer Serie geht es um Reptilien und Amphibien.

© Grafik/SZ

Er ist gerade einmal 15 Zentimeter groß, meist gut versteckt und gemessen an seiner Größe gut zu Fuß. Gemeint ist der in Sachsen vor allem im Vogtland und Erzgebirgsbecken heimische Kammmolch. Die kleinen Amphibien bevorzugen Teiche, Bäche und Flussauen als ihre Laichgebiete. Nahe Crumbach konnte ein solches Laichhabitat nachgewiesen werden. Dort paaren sich die Kammmolche von März bis Juli und legen anschließend ihre Eier im Wasser ab. Aber auch an Land fühlen sie sich wohl. So verbringen die Tiere die restliche Zeit des Jahres in ihren Sommer- oder Winterquartieren und wandern dazwischen umher. Dabei können sie Distanzen von bis zu einem Kilometer zurücklegen. Ihre Laichstellen liegen in ausreichender Entfernung zum geplanten Radweg. Ihre Wanderrouten werden ebenfalls nicht gestört, da die Molche meist nachts unterwegs sind.

Auch einige Reptilienarten haben sich entlang der Striegis angesiedelt. Eine von ihnen ist die für den Menschen vollkommen harmlose Schlingnatter. Die zierlichen Schlangen werden bis zu 60 Zentimeter groß und leben bevorzugt an Waldrändern und Heidegebieten. Aber auch an felsigen Hanglagen, Steinbrüchen und Bahntrassen kann man der Schlingnatter über den Weg laufen. So ist es nicht überraschend, dass sich die Tiere auch in der Nähe des geplanten Radwegs wohlfühlen. Insgesamt drei Habitate konnten nahe Etzdorf und Grunau ausgemacht werden. Um diese nicht zu gefährden, wurde der geplante Streckenverlauf entlang der Bahntrasse ein Stück nach Westen korrigiert.

Ob die Planungen so umgesetzt werden können, entscheidet sich erst noch. Nach der Auslegung der Unterlagen im Sommer konnten dazu Stellungnahmen abgegeben werden. Hainichens Bürgermeister Dieter Greysinger (SPD) zufolge haben das rund 30 Institutionen, 20 Privatpersonen und auch Umweltverbände getan. Diese Einwendungen werden von Fachplanern gerade auf ihre Relevanz geprüft. Wer sich zu Wort gemeldet hat, kann seine Sicht aber auch noch einmal bei einem sogenannten Erörterungstermin vortragen. Den wird es nach aktuellem Stand wahrscheinlich im ersten Quartal 2019 in Hainichen geben. Dieter Greysinger rechnet mit einem Planfesstellungsbeschluss, der mit einer Baugenehmigung gleichzusetzen ist, frühestens im Herbst 2019. (mit FP/jl)