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Navi gegen Herzrasen

Am Helios-Klinikum Pirna arbeiten Mediziner mit einer effizienten und besonders schonenden OP-Methode gegen Herzrhythmusstörungen.

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Bis zu zwei Millionen Deutsche sind von Herzrhythmusstörungen betroffen.
Bis zu zwei Millionen Deutsche sind von Herzrhythmusstörungen betroffen. © Designed by Freepik

Da ist dieser aufgeregte Druck im Brustkorb. Herzrasen. Immer wieder. Das Herz ist aus dem Takt. „Bei manchen zu langsam, aber bei vielen Betroffenen eben auch zu schnell, die dann diese innere Aufgeregtheit spüren“, weiß Professor Carsten Wunderlich. Und er weiß auch, dass bis zu zwei Millionen Deutsche von Herzrhythmusstörungen betroffen sind. Carsten Wunderlich ist Herzspezialist und leitender Oberarzt am Helios-Klinikum Pirna und arbeitet hier mit seinem Team neben dem Einsatz von Herzschrittmachern auch mit einer besonders schonenden Operationsmethode. „Und abgesehen vom Herzzentrum, an dem ich lange gearbeitet habe, sind wir eine der ganz wenigen Einrichtungen, die diese Methode anwendet“, weiß der Experte. 

Kaum Röntgenstrahlung

Das Besondere an dieser Behandlungsart ist dabei, dass zum einen kaum Röntgenaufnahmen notwendig sind. „Wobei wir in Pirna ohnehin mit hochmoderner Röntgentechnik arbeiten, die nur eine sehr geringe Strahlenbelastung für die Patienten mit sich bringt“, macht Carsten Wunderlich deutlich. Bei üblichen Herzoperationen sind mindestens 20 Minuten Röntgenbestrahlung notwendig, damit die Mediziner während des Eingriffs sozusagen ins Herz hineinsehen können. 

Das Pirnaer Ärzteteam hingegen arbeitet mit Magnetfeldern, um die Problemstellen im Herzen zu ermitteln. „Die Magnetfelder ermöglichen uns, Bilder des Herzinneren entstehen zu lassen.“ So erstellen die Spezialisten vor dem eigentlichen Eingriff eine Art Navigationssystem jedes individuellen Herzens, das dann auf den Computer-Bildschirmen der Mediziner erscheint. „Wir sehen dann ganz genau, welche Bereiche des Herzmuskels für die Rhythmusstörungen verantwortlich sind, dort können wir dann ran“, beschreibt der Professor. 

Es sind meist Bereiche in den Muskelhöhlen, die beispielsweise mit den Jahren ein Stück zu groß geworden sind und das Herz nun aus dem Takt bringen. Mithilfe des „Navigationssystems“ bringen die Pirnaer Herzspezialisten dann durch die Leiste des Patienten hoch spezialisierte elektronische Katheter an genau diese zuvor lokalisierten Stellen im Herzen, „die wir dann punktgenau und damit ohne große Schäden am Muskel veröden“. Mit Kälte oder Wärme. Auch das eine Besonderheit der Pirnaer. „Viele Kliniken in Deutschland, die mit dieser Methode arbeiten, spezialisieren sich auf eine der beiden Varianten, wir nutzen beides“, so Carsten Wunderlich. Bei einem Ersteingriff zum Beispiel sei eine Kälteverödung in aller Regel zunächst die beste Wahl, weiß er aus der Erfahrung zahlreicher Operationen. Wöchentlich zehn bis 15 solcher Eingriffe gehören im Helios-Klinikum Pirna zum Alltag. 

Nach zwei Tagen wieder fit

Ein bis zwei Tage müssen die Patienten dafür in der Klinik bleiben. Von der gut zweistündigen OP bekommen die Patienten nichts mit, „sie verschlafen sie sozusagen unter Narkose“, sagt Carsten Wunderlich mit einem Schmunzeln. Nach gut einer Woche ist auch die Wunde im Leistenbereich verheilt, „und der Patient wieder fit“. Sport? Kein Problem. „Wir wollen ja, dass unsere Patienten anschließend wieder aktiv sind“, unterstreicht der Pirnaer Herzspezialist. Das Navigationssystem fürs Herz macht es möglich. (Jens Fritzsche)

Dieser Beitrag erschien in der "Medizin heute" 04/2019.