Löbau
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Nazi-Opfer in der Stadtbibliothek

Die Löbauer Stadtbibliothek stellt die Heft-Reihe "Den Opfern ihren Namen geben" vor. Die erzählen die Geschichte von Menschen, die in Großschweidnitz ermordet wurden.

Von Markus van Appeldorn
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In der Löbauer Stadtbibliothek gibt es zahlreiche Hefte der Reihe "Den Opfern ihren Namen geben".
In der Löbauer Stadtbibliothek gibt es zahlreiche Hefte der Reihe "Den Opfern ihren Namen geben". © © Markus van Appeldorn

Die Gedenkstätte Großschweidnitz auf dem ehemaligen Anstaltsfriedhof erinnert an das finsterste Kapitel in der Geschichte der Heil- und Pflegeanstalt. Großschweidnitz war Schauplatz des "Euthanasie"-Programms der nationalsozialistischen Herrscher, dem systematischen Mord an kranken Menschen. 

Über 5.500 psychisch kranke, geistig behinderte oder alte Menschen kamen hier zu Tode. Umgebracht mit überdosierten Medikamenten, dem Hungertod preisgegeben oder mörderisch vernachlässigt. Den Nazis galten diese Menschen als "lebensunwertes Leben". Für andere Opfer war Großschweidnitz Durchgangsstation nach Pirna-Sonnenstein, wo sie vergast oder auf andere Weise ermordet wurden.

Die Namen und das Schicksal vieler dieser Menschen gerieten nach 1945 in Vergessenheit. Das Projekt "Den Opfern ihren Namen geben" der Stiftung Sächsischer Gedenkstätten/Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein will diese Mord-Opfer aus der Anonymität herausholen. Die Heft-Reihe erinnert mit kurzen biografischen Porträts an sie, gestützt auf erhalten gebliebene Krankenakten oder auch Briefen von Angehörigen.

Die Stadtbibliothek Löbau lud nun zu einem Abend, um exemplarisch an zwei Großschweidnitzer Schicksalen die Heft-Reihe vorzustellen. Marianne Schönfelder wurde 1945 hier ermordet. Der Maler Gerhard Richter, ein Neffe, widmete ihr das Bild "Tante Marianne", das einer Fotografie nachempfunden ist, die Gerhard Richter als Baby und Marianne Schönfelder 1932 als 14-Jährige zeigt. 

Eine Kopie des weltberühmten Gemäldes wird einen Platz in der Gedenkstätte Großschweidnitz finden. Außerdem informierte Maria Fiebrandt von der Gedenkstätte Großschweidnitz an Elli Helm, die wegen ihrer Epilepsie-Erkrankung 1944 in Großschweidnitz ermordet wurde.

Zahlreiche Hefte der Reihe "Den Opfern ihren Namen geben" kann man in der Löbauer Stadtbibliothek lesen, ebenso die Forschungsarbeit "Euthanasie in Großschweidnitz". Die Hefte sind auch zu beziehen über die Stiftung Sächsische Gedenkstätten / Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein.

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