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Heftige Debatte um Netto-Video

Der Arnsdorfer Detlef Oelsner steht bei vielen Gemeinderatsmitgliedern in der Kritik. Er war dabei, als ein Asylbewerber an einen Baum gefesselt wurde.

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© Thorsten Eckert

Von Nadine Steinmann

Arnsdorf. Diesen Vorfall anzusprechen, ließ sich am Montagabend nicht vermeiden. Das war Bürgermeisterin Martina Angermann genauso klar wie den Gemeinderäten und den Bürgern von Arnsdorf, von denen einige an der Sitzung des Gremiums deswegen auch bewusst teilgenommen haben. Stillschweigen zu wahren, war nicht möglich, schließlich sorgte das Video, das vor über zwei Wochen im Internet auftauchte, nicht nur national, sondern auch international für Furore. Arnsdorf bestimmte die Schlagzeilen, allerdings im negativen Sinne.

Das Video zeigt die Netto-Filiale an der Stolpener Straße. Hier hält sich ein junger Mann mit ausländischen Wurzeln im Kassenbereich auf. Er diskutiert mit den Verkäuferinnen. Hinter dem Rücken hält der junge Mann eine Flasche Wein. Plötzlich tauchen vier Männer auf und zerren den schmächtigen Mann aus dem Einkaufsmarkt, es kommt zu Handgreiflichkeiten. Anschließend – im Video nicht mehr zu sehen – wird der Asylbewerber, der gleichzeitig Patient des Fachkrankenhauses war, mit Kabelbindern an einen Baum gefesselt. Beteiligt an dem Vorfall war auch CDU-Gemeinderat Detlef Oelsner, der immer wieder betont, dass er und seine Freunde Zivilcourage gezeigt haben. Denn der junge Asylbewerber hätte das Personal des Nettos bedroht.

Was ist Zivilcourage?

Vor allem das Wort Zivilcourage hat am Montagabend die Anwesenden gespalten. Wo beginnt sie, wo hört sie auf? Detlef Oelsner ist sich in jedem Fall sicher, dass er richtig gehandelt habe. Das würden seiner Meinung nach auch die Ermittlungen der Polizei ergeben. Die zuständigen Beamten untersuchen derzeit, ob ein Verdacht der Freiheitsberaubung vorliegt. „Es wird genauso sein wie bei dem Polizisten in Clausnitz“, ist sich der Gemeinderat sicher.

Anfang Juni hatte die Staatsanwaltschaft in Chemnitz die Verfahren gegen zwei Polizisten eingestellt, die am umstrittenen Einsatz im Februar in Clausnitz beteiligt waren. Dabei hatten rund 80 bis 100 aufgebrachte Bürger in der Gemeinde im Erzgebirge die Ankunft eines Busses mit Flüchtlingen zu blockieren versucht. Es gab später eine lebhafte Debatte um den Einsatz der Polizei, die die Bürger schonte und stattdessen rabiat gegen die ankommenden Flüchtlinge vorging. Die Diskussion damals gleiche dem Vorfall in Arnsdorf, so Detlef Oelsner. Der nun aufgekommene Streit sei kräftezehrend, aber es lohne sich, ihn auszutragen. Gleichzeitig zeigte er sich enttäuscht von Bürgermeisterin Martina Angermann und dem CDU-Fraktionsvorsitzenden Lars Werthmann, der sich von dem Vorgehen seines Kollegen distanziert hatte.

Zustimmung aus den Zuschauerreihen

Wenig Verständnis für die Worte von Detlef Oelsner brachten dagegen einige Gemeinderäte auf. So betonte beispielsweise Franziska Martin (Bürgerforum), dass sie in jedem Fall für Zivilcourage sei, aber dass Gewalt dabei nichts verloren hätte. Das heftige Vorgehen gegen den jungen Mann sei übertrieben gewesen.

Viel Zustimmung erhielt Detlef Oelsner dagegen aus den Zuschauerreihen. Einige Arnsdorfer fragten immer wieder, ob die Gruppe Männer erst hätte handeln sollen, wenn der Asylbewerber mit der Flasche Wein zugeschlagen hat. Es sei eine Bedrohung von ihm ausgegangen und man habe gehandelt. Einer der Männer, der ebenfalls an dem Vorfall beteiligt war, brachte seine Meinung mit den Worten „Ich bin im Herzen Arnsdorfer und ich würde es wieder machen“ auf den Punkt. Ob das Handeln der vier Männer übertrieben war oder doch nur reine Zivilcourage, muss in jedem Fall abschließend die Polizei klären.