Berlin. Nach dem überraschenden Aus für das Freiheits- und Einheitsdenkmal in Berlin will Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) eine Diskussion um die Gedenkkultur in Deutschland anstoßen. „Vielleicht kommen wir uns in einer Grundsatzdebatte wieder etwas näher und könnten in einem neuen Anlauf freier starten - zum Beispiel in Leipzig“, sagte die CDU-Politikerin. In Leipzig war wie in Berlin ein geplantes Denkmal zur Deutschen Einheit zumindest vorerst gescheitert.
Für Anfang September plant Grütters ein Symposium zu diesen Fragen. „Mich treibt die Frage um, warum wir uns im 21. Jahrhundert so ungeheuer schwertun, für unsere Erinnerungsstätten eine Formensprache zu finden, die bei der Mehrheit der Menschen ankommt und von der Gesellschaft getragen wird“, sagte sie. „Ich kenne keinen Fall, in dem das selbstverständlich gelungen ist.“
In Berlin hatte der Haushaltsausschuss des Bundestags im April überraschend das Einheitsdenkmal gekippt, weil die geplante begehbare Wippe inzwischen 15 statt 10 Millionen Euro kosten sollte. In Leipzig, der Stadt der Montagsdemonstrationen, war ein Entwurf mit 70 000 bunten Würfeln schon 2014 nach jahrelangem Streit und juristischen Querelen auf Eis gelegt worden. Grundlage für beide Projekte war ein Beschluss des Bundestags vom 9. November 2007.
Die Kulturpolitiker der SPD-Bundestagsfraktion hatten sich vor der Sommerpause für einen neuen Anlauf in Berlin ausgesprochen - allerdings an einem anderen Ort als wie bisher geplant am rekonstruierten Schloss.
Grütters hält das für „nicht naheliegend“. Sie machte deutlich, dass sie nach wie vor das Brandenburger Tor als das eigentliche Einheitsdenkmal sieht. „Dass man dieses Monument bestenfalls zu einer Werbekulisse umfunktioniert, drumherum Rummel veranstaltet und die Plätze vermarktet, ist für mich ein rücksichtsloser Umgang mit unserer Geschichte“, sagte sie.
„Dieses symbolträchtige Monument steht wie kein anderes für die Teilung der Welt in Freiheit und Unfreiheit und ihre glückliche Überwindung. Wären wir von Anfang an anders damit umgegangen, wäre der Wunsch nach einem weiteren Denkmal vielleicht nie aufgekommen.“ (dpa)