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Neue Akku-Firma in Kamenz

Daimler hat die Mercedes-Benz Energy GmbH für stationäre Speicher gegründet. Ziel: 200 Arbeitsplätze bis Ende 2017.

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© Sven Döring/PR

Von Frank Oehl

Kamenz. Beinahe im Sommerloch verschütt gegangen ist die brisante Information über eine nagelneue Akku-Firma in Kamenz. Der Daimler-Konzern hat nämlich kürzlich die Mercedes-Benz Energy GmbH für stationäre Energiespeicher gegründet und knüpft damit logisch an sein bisheriges Engagement in der Lessingstadt an. Gemeinsam mit der Deutschen Accumotive GmbH & Co. KG war das neue Unternehmen Ende Juni auf der größten Fachmesse für Batterien und Energiespeichersysteme in München zugange. Die SZ stellt die neue Daimler-Tochter, die mit 50 Leuten gestartet ist und schon Ende 2017 auf 200 Mitarbeiter gewachsen sein soll, näher vor:

Die MB Energy GmbH verstärkt das Daimler-Kompetenznetzwerk

Die Firmen-Neugründung führt die Entwicklung von Batterieanwendungen auf Lithium-Ionen-Basis am Ochsenberg fokussiert fort. Es geht um die Entwicklung und den weltweiten Vertrieb von stationären Energiespeichern der Stern-Marke von Mercedes-Benz. Es wird von einem rasant wachsenden Markt in diesem Segment ausgegangen, wobei die Kernkompetenz bei der Deutschen Accumotive bleibe, wie es ausdrücklich heißt. „Wir wollen aber jetzt noch flexibler auf die Kundenanforderungen reagieren“, so Harald Kröger, Leiter Entwicklung Elektrik/Elektronik und E-Drive bei der Daimler AG.

Mit der MB Energy GmbH wird das stationäre Speichergeschäft befördert

Die automobile Elektrifizierung nimmt Fahrt auf. Damit steigt die Nachfrage nach Lithium-Ionen-Batterien weiter an, heißt es. Mit dem Geschäftsfeld der stationäre Batteriespeicher für private und industrielle Anwendungen wurden bereits über die Accumotive neue Wachstumschancen erschlossen. Im April begann die Auslieferung der Heimspeicherlösungen für den deutschen Markt. Mit der MB Energy GmbH in Kamenz steht vor allem „die internationale Ausweitung und die Zusammenarbeit mit weiteren Kooperationspartnern auf der Agenda“, heißt es.

Die MB Energy GmbH soll mehr Flexibilität beim Kunden sichern

Die Produktion sowohl der stationären als auch der automobilen Speichersysteme ist und bleibt Sache der Deutschen Accumotive. Die Entwicklung, der Vertrieb und der Einbau stationärer Anwendungen liegen hingegen bei der Mercedes-Benz Energy GmbH. Die Partnerschaft verspricht schnelleres Wachstum für beide Geschäftszweige, heißt es. Insbesondere bei der Kundenansprache soll es dadurch klare Vorteile geben, mit dem Hintergrund, dass die Kundengruppe für Mercedes-Benz Energiespeicher breit gefächert ist. Sie reiche von Privathaushalten bis hin zur Großindustrie. Mit der neuen Firma könne man noch flexibler auf die Kundenanforderungen reagieren „und unser Produktportfolio bedarfsgerecht ausbauen“, so Kröger.

Die Accumotive konzentriert sich nun auf automobile Anwendungen

Die 100-prozentige Daimler-Tochter Accumotive soll sich nun auf die Weiterentwicklung automobiler Anwendungen konzentrieren. „Wir haben mit der Accumotive die Kompetenz im Bereich hocheffizienter Batteriesysteme aufgebaut“, so Harald Kröger. „Bereits heute kommen deren Produkte in einer Vielzahl unserer Fahrzeugmodelle zum Einsatz.“ Ab 2017 werde das Unternehmen nach und nach alle Baureihen bei Daimler beliefern.

Die MB Energy GmbH untermauert die 500-Millionen-Investition von Daimler

Daimler hatte im Frühjahr auf dem Automobilsalon in Genf verkündet, seine Produktionsfläche in Kamenz verdoppeln zu wollen. Als geplante Investitionssumme wurden 500 Millionen Euro genannt. Erster Spatenstich für das neue Werk wird Anfang September sein, heißt es aus dem Rathaus. Neben der erweiterten Fertigung der Accumotive wird auch die Mercedes-Benz Energy im Industriegebiet Ochsenberg in Kamenz angesiedelt sein. Derzeit sind 330 Mitarbeiter für Daimler am Standort Kamenz beschäftigt. Die Mercedes-Benz Energy startet mit 50 Mitarbeitern und will diese Zahl bis Ende des Jahres bereits auf 100 Personen erhöhen. Bis Ende 2017 ist eine weitere Verdoppelung der Belegschaft auf 200 Mitarbeiter geplant. Die Geschäftsführung hat zum 1. Juli Marcus Thomas übernommen, der langjährige Erfahrung im Bereich konventioneller und alternativer Antriebe innerhalb der Daimler AG hat, wie das Unternehmen informiert.

Neben dem Ausbau in Kamenz setzt Daimler auf starke Kooperationen

Das Geschäftsmodell der Daimler AG in Sachen Energiespeicher ist übrigens in starke Kooperationsbeziehungen eingebunden. Für den Vertrieb der Heimspeichersysteme in Deutschland arbeitet das Unternehmen unter anderem mit dem Energiedienstleister Energie Baden-Württemberg (EnBW), dem Solarspezialisten SMA sowie einigen Großhändlern zusammen. Auch im Bereich der industriellen Anwendungen bestehe heute schon ein starkes Netzwerk, heißt es. Ein Joint-Venture der Partner Daimler AG werde in Kürze den weltweit größten Second-Use-Batteriespeicher betreiben und vermarkten. Unterstützt werden die Partner dabei auch vom Recyclingspezialisten Remondis GmbH. Auch mit der Stadtwerke Hannover Aktiengesellschaft verbindet die Daimler AG eine projektbasierte Kooperation.

Die MB Energy GmbH wird auch ins Silicon Valley vernetzt sein

Die Mercedes-Benz Energy GmbH wird im nächsten Schritt auch den internationalen Vertrieb ihrer Batteriespeicherprodukte beginnen, teilt die Geschäftsführung mit. Bei der Entwicklung und dem Vertrieb der Speichersysteme setze man dabei auf eine starke Zusammenarbeit mit Mercedes-Benz Standorten im Ausland – unter anderem mit der Innovationsschmiede Mercedes-Benz Research & Development North America im kalifornischen Silicon Valley.

Daimler ist von der E-Mobilität aus Erfahrung fest überzeugt

Die Mercedes-Benz Energiespeicher wurden für den Einsatz im Automobil entwickelt. Die sichere und qualitätsgeprüfte Technologie hat Daimler seit 2012 bereits rund 75 000-mal in Elektro- und Hybridfahrzeugen eingesetzt. Harald Kröger: „Mit der Gründung der Mercedes-Benz Energy GmbH in Kamenz unterstreichen wir unseren Anspruch, Technologie- und Marktführer für hocheffiziente Speichersysteme zu sein.“ Bis zu acht Batteriemodule mit einem Energieinhalt von jeweils 2,5 kWh können zu einem Energiespeicher mit bis zu 20 kWh kombiniert werden, wobei im Bereich der industriellen Anwendungen die Leistungsfähigkeit noch deutlich höher liegen könne. Dies biete weitere Chancen, die Energiewende erfolgreich zu gestalten. Insbesondere gehe es dabei darum, „Elektromobilität bezahlbar zu machen.“ Gerade daran soll ab Herbst in Kamenz noch zielgerichteter gearbeitet werden.