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Neue Arztschwester verstärkt Team

Nach dem Umzug einer Hausarztpraxis von Pulsnitz nach Großröhrsdorf wird viel diskutiert.

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© dpa

Von Reiner Hanke

Pulsnitz. Die Ärztesituation in Pulsnitz bleibt Diskussionsthema, seitdem Ende des Vorjahres eine Hausarztpraxis schloss. Die Ärztin ging in den Ruhestand. Die Nachfolgerin, Dr. Marlen von Wolffersdorff, ließ sich im benachbarten Großröhrsdorf nieder. Ein Teil der Patienten beklagt seitdem die längeren Wege. Ein Knackpunkt für den Einzug in die Großröhrsdorfer Gemeinschaftspraxis war wohl für die neue Ärztin auch das vorhandene Fachpersonal dort vor Ort. Zumal, so die Aussage der neuen Ärztin, das Pulsnitzer Personal mit der Chefin in den Ruhestand gegangen sei, also kein Fachpersonal zur Verfügung stand.

An der Formulierung entzündet sich jetzt die Diskussion in Pulsnitz. Die zeigt auch, dass sich die Pulsnitzer nicht so leicht mit dem Verlust der Arztpraxis abfinden können. So steht mit Karin Scheffler eine der Schwestern zumindest kurz vor dem Ruhestand, im kommenden Herbst. Bei der Kollegin dauere es wohl noch eine Weile länger bis zur Rente. Von Ruhestand könne damit aber keine Rede sein, lässt diese wissen. Sie sei gekündigt und habe sich arbeitslos gemeldet. Wie auch ihre Kollegin.

So schätzt jetzt auch die Pulsnitzer Bürgermeisterin Barbara Lüke ein: Gerade ältere Patienten würden ein bekanntes Gesicht vermissen und „erfahrenes Personal hätte also durchaus zur Verfügung gestanden.“ Was vermutlich auch nicht so ganz geklappt hätte. Denn in die neue Praxis wechseln, wollten wohl beiden ehemaligen Kolleginnen nicht wirklich, lässt Frau Scheffler durchblicken.

Grundsätzliches Dilemma

Es hätte auch alles nichts am grundsätzlichen Dilemma bei der Ärztesituation geändert. Das sich nun auf sie projiziere, wie die neue Hausärztin in der Großröhrsdorfer Praxis beklagt. Sie schilderte ihre Gründe zur Entscheidung für Großröhrsdorf sehr ausführlich. Die lassen sich nicht nur auf das Fachpersonal reduzieren, sondern haben vor allem etwas mit den medizintechnischen Bedingungen in modernen Räumen mit einer erfahrenen Kollegin an ihrer Seite zu tun. Außerdem sei von der Stadt niemand an sie herangetreten.

Aus dem Rathaus heißt es nun wiederum: Woher hätte die Stadt von der konkreten Interessentin wissen sollen? Hier offenbart sich ein Teufelskreis, in dem sich die Diskussion bewegt. Das klang schon im früheren Statement der Stadt an. In der Zukunft werde die Stadt selbst stärker in die Offensive gehen, hieß es und von sich aus auf die Ärzte zugehen, um ein Verbleiben der Praxis am Ort zu unterstützen. Das sei aber nur möglich, wenn auch im Rathaus bekannt ist, dass ein Arzt in den Ruhestand gehe.

„Die Erwartungshaltung mancher, dass die Stadt für die ärztliche Versorgung mit zuständig sei, ist andererseits falsch“, so Barbara Lüke. Der Gesprächsfaden hätte also schon rechtzeitig vor dem Ruhestand der inzwischen ausgeschiedenen Pulsnitzer Ärztin Gabriele Kanitz, der Stadt und gegebenenfalls der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen geknüpft werden müssen, um den Übergang vorzubereiten.

Umzug oder ersatzsloses Aus

Auch hatte Gabriele Kanitz selbst offenbar keinen Nachfolger gefunden, der sich in Pulsnitz niederlassen wollte. Und so hatte auch die Kassenärztliche Vereinigung schon vor zwei Wochen klargestellt, dass es nur eine Alternative zum Umzug der Praxis gegeben hätte: Das ersatzlose Aus wäre die Folge gewesen und damit ungleich schlimmer in den Auswirkungen, auch für Pulsnitz.

Dort merkt Barbara Lüke an, es sei nun aber schade, dass die Versuche einen Kontakt zur neuen Ärztin aufzunehmen, „seitens der Stadt bisher erfolglos blieben. Denn auch der Stadt ist es natürlich ein Anliegen, dass ihre Bürger zufrieden mit der ärztlichen Versorgung sind“, schreibt die Bürgermeisterin. Die Stadt könne bei ankommenden Beschwerden über die Arztsituation sicherlich auch um Verständnis werben, wenn denn Hintergründe bekannt sind. So gab es wohl „nach wie vor Rückmeldungen, dass es sehr schwierig mit der Terminvereinbarung ist“. Das sollte sich jetzt aber verbessern, erwartet auch die Bürgermeisterin. So verstärkt inzwischen eine neue Schwester die Praxis von Frau Dr. von Wolffersdorff.

Übergangszeit war nicht leicht

Das bestätigt auch die frühere Pulsnitzer Praxismitarbeiterin Karin Scheffler. Die Übergangszeit seit dem Jahresanfang sei für Patienten aus Pulsnitz sicher nicht immer leicht gewesen. So hatte auch eine SZ-Leserin ihren Unmut geschildert. Wegen der weiten Wege und weil sie von anderen Pulsnitzer Ärzten nicht als neue Patientin aufgenommen worden sei. Sie selbst, so schildert Frau Scheffler, habe versucht, den Übergang mit ihrem Hintergrundwissen bei Nachfragen zu erleichtern. Jetzt sollte sich alles einspielen und auch die Terminvergabe klappen. Sie habe viel Positives gehört. Barbara Lüke: „Es kommt darauf an, an einem Strang zu ziehen: alter und neuer Arzt und die Stadt.