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Neue Chance fürs verfallene Herrenhaus

Die Stadt Neustadt hat ein benachbartes Grundstück in Oberottendorf gekauft. Das soll potenziellen Investoren die Ruine schmackhaft machen.

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© Dirk Zschiedrich

Von Katarina Gust

Neustadt. Gibt es neue Hoffnung für das akut einsturzgefährdete Herrenhaus in Oberottendorf? Erst im Frühjahr musste die Stadt bei einer Begehung in dem denkmalgeschützten Gebäude eine böse Überraschung erleben: Mehrere Bereiche der Holzbalkendecken waren bis ins Erdgeschoss durchgebrochen. Das Dach war bereits seit Längerem stark beschädigt. Regen und Frost konnten dadurch über Jahre ins Mauerwerk eindringen. Doch nicht nur Decken waren eingestürzt. Die komplette Statik ist inzwischen gestört. Das Gebäude droht in sich zusammenzufallen. Die Kommune ließ deshalb im Frühling einen Bauzaun um das Gelände aufstellen. Dieser soll das Grundstück abriegeln und verhindern, dass Fremde sich Zutritt zum Haus verschaffen und dabei womöglich zu Schaden kommen.

Die Zukunft des Herrenhauses ist bislang völlig ungewiss. Die Kommune hatte schon mehrfach versucht, einen Interessenten für das Grundstück zu finden. Zu einem Verkauf kam es jedoch nie. Die Situation könnte sich nun ändern. Der Grund ist ein Termin beim Landgericht in Dresden. Die Stadt hatte sich Anfang Juni an einer Zwangsversteigerung beteiligt. Ein Grundstück, das direkt an das Herrenhaus grenzt, kam dabei unter den Hammer. Es war bislang in Privathand. Auf der Fläche stehen alte Autos und Schrott. Ein unschöner Anblick, der schon mehrfach für Unzufriedenheit gesorgt hat. Nun konnte sich Neustadt das Areal sichern.

Knapp 1 250 Euro hat die Stadt in die Hand genommen, um die Fläche zu erwerben. Neustadt hatte dabei Glück. Der Kaufpreis ist gleichzeitig das Mindestgebot, denn kein anderer Interessent bot bei der Auktion mit. Neustadt bekam deshalb den Zuschlag zum kleinstmöglichen Preis. Bürgermeister Peter Mühle (NfN) hofft damit, bessere Chancen bei der Suche nach einem Investor für das Herrenhaus zu haben. Denn zu dem denkmalgeschützten Gebäude gehören bislang kaum Flächen. Durch den Kauf des Nachbargrundstücks hat sich das geändert. Haus und Grundstück könnte Neustadt nun im Paket anbieten. „Das sorgt für eine bessere Ausgangssituation bei der weiteren Vermarktung des Herrenhauses“, sagt Peter Mühle.

Das Objekt grenzt an den Oberottendorfer Park. Beide wurden im 18. Jahrhundert angelegt. Das frei stehende Rittergutshaus wurde vermutlich um 1780 errichtet, in der Zeit des Rokoko. Nach der Aufhebung der Leibeigenschaft war das Rittergut meist in Besitz von bürgerlichen Landwirten. Auch eine Brennerei wurde in dem Objekt betrieben. Mit der Bodenreform wurde der Betrieb eingestellt, der markante Schornstein kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges gesprengt. Danach wurde das Gut hauptsächlich als Wohnhaus genutzt. Wie alteingesessene Oberottendorfer berichten, hauptsächlich von Familien von Neubauern. Mit der Wende zogen die letzten Bewohner aus. Seit 1992 wartet das Haus schon auf eine Weiternutzung.

Die Stadt Neustadt wollte zuletzt ein Sanierungs- oder Nutzungskonzept für das Herrenhaus erarbeiten – mithilfe von Studenten der Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden. Die hätten sich im Rahmen einer Diplomarbeit um das Denkmal kümmern können. Da es keine technischen Unterlagen zu dem Anwesen gibt, hätten sie ein Gebäudeaufmaß machen und eine Zeichnung anfertigen können. Bei der Besichtigung im Frühling platzten diese Pläne jedoch aufgrund des desolaten Zustandes des Gebäudes.