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Neue Engpässe bei Blutdrucksenkern

Schon wieder ist ein wichtiger Wirkstoff nicht verfügbar. Warum das viele chronische Patienten auch finanziell trifft.

Von Stephanie Wesely
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Dresden. Mehr als eine Million Menschen in Sachsen leiden unter hohem Blutdruck und sind dauerhaft auf Medikamente angewiesen. Doch ihre Versorgung wird immer schwieriger, sagt Mathias Arnold, Vizepräsident des Apothekerverbandes ABDA.

Seit vor etwa anderthalb Jahren der häufig verordnete Wirkstoff Valsartan wegen möglicher krebserregender Verunreinigungen zurückgerufen werden musste, häuften sich die Lieferengpässe auch für andere sartanhaltige Blutdrucksenker. „Denn die Ausweichpräparate sind nicht in solchen Mengen verfügbar, um einen zurückgerufenen Wirkstoff komplett ersetzen zu können“, sagt Dr. Sebastian Michael vom Apothekerverband Sachsen. 

Die Sartane stellten ihm zufolge auch eine Besonderheit dar, denn sie stehen oft am Ende einer Behandlungskette. „Sie werden meist dann eingesetzt, wenn der Blutdruck mit anderen Mitteln nicht optimal behandelt werden kann.“ Deshalb ließen sich nicht ohne weiteres gleichwertige Ersatzmedikamente finden. Betroffenen bleibt dann häufig nur der Ausweich auf Originalpräparate oder Re-Importe, die aber viel teurer als die in Asien hergestellten Nachahmerpräparate sind. Die Mehrkosten müssen die Versicherten selbst tragen, informieren die Krankenkassen in Sachsen übereinstimmend – eine hohe Belastung für Patienten.

Blutdrucksenker sind aber nicht die einzige Medikamentengruppe, für die es Lieferengpässe gibt. Mathias Arnold zufolge sind auch Antidepressiva, Säureblocker gegen Sodbrennen, Antibiotika und das Schmerzmittel Ibuprofen betroffen. Viele der Mittel stehen auf der Liste der versorgungsrelevanten Wirkstoffe des Bundesinstitutes für Arzneimittel. Das heißt, eine Nichtverfügbarkeit könnte zu lebensbedrohlichen Zuständen führen oder notwendige Dauermedikationen unterbrechen. Seit 2016 habe sich die Zahl der nicht lieferbaren Medikamente fast verdoppelt, so Arnold.

Die Ursachen liegen laut Apothekerverband in einer weltweiten Konzentration der Arzneimittelproduktion auf wenige Fabriken in Asien, zum Beispiel in China und Indien. „Technische Störungen in der Produktion haben dann riesige Auswirkungen – auch in Deutschland“, so Arnold. Einige Ursachen seien auch in Deutschland selbst zu suchen. Der Vizepräsident nennt die Praxis der Rabattverträge, bei denen Kassen mit einem Hersteller Versorgungsverträge schließen. Die anderen Firmen produzierten dann weniger und könnten bei Engpässen nur bedingt einspringen. Seit August gibt es ein Bundesgesetz, wonach Rabattverträge mit mehreren Herstellern geschlossen werden müssen. Bis aber das Gesetz wirkt, brauchen Patienten Geduld.