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Neue Fassaden für die Kesselsdorfer

Investoren entdecken die noch freien Baulücken in Löbtau. Wer dort baut, muss Alt und Neu verbinden.

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© Visualisierung: repire.com

Von Annechristin Bonß

Wie soll sich die Kesselsdorfer Straße in den kommenden Jahren verändern? 60 000 Menschen wohnen rechts und links der Hauptverkehrsstraße. Dutzende Händler, Gewerbetreibende und Bürogemeinschaften warten auf Kunden. Und immer mehr Menschen wollen hierher ziehen, immer mehr sind in Löbtau unterwegs, fahren mit den Bahnen und Bussen. Mit der Stadtbahn 2020 kommt zudem eins von Dresdens größten Bauvorhaben in den Stadtteil. Nicht nur die Kesselsdorfer Straße wird sich wandeln. Die neue autofreie Zentralhaltestelle sowie der ausgebaute Abschnitt der Hauptstraße werden das ganze Viertel verändern. Warum also nicht darüber nachdenken, wie sich derzeit noch brachliegende Flächen entlang der Trasse entwickeln können? Platz zum Wohnen, Platz zum Arbeiten, Platz zum Parken, grüne Flächen – der Bedarf ist groß.

Johannes Fiolka und Maximilian Meyer haben sich dieses Bedarfs angenommen. Die beiden studierten Architekten haben sich mit der Kesselsdorfer Straße in ihren Diplomarbeiten beschäftigt. Jetzt, nach dem Abschluss, haben die 24- und 25-Jährigen eine Firma gegründet, die Investoren unterstützt, die Ideen auch umzusetzen. Löbtau steht dabei im Mittelpunkt der Bemühungen. „Der Stadtteil ist einzigartig, pulsierend“, sagt Maximilian Meyer. Nur an der Optik müsse sich noch etwas verändern. Konkret geht es um zwei Grundstücke direkt an der Kesselsdorfer: die große Freifläche zwischen Reisewitzer und Poststraße sowie das Grundstück Kesselsdorfer Straße 17. Auch dieses liegt zum Teil brach.

Wie viele der anderen Gebäude entlang der Straße sollen auch die Neubauten der beiden jungen Architekten im Erdgeschoss Gewerbeflächen haben. „Ein reines Wohnhaus an dieser Stelle ist nicht möglich“, sagt Johannes Fiolka. In den Etagen darüber ordnet er in seinem Entwurf Büros und mehrere Zwei- bis Dreiraum-Wohnungen an. Weil der Neubau über einen ganzen Straßenblock gehen würde, sollen die Ecken abgerundet sein. Inspiration dafür hat der Architekt historischen Motiven der Straße entnommen. Gemeinsam haben sich die beiden jungen Männer im Stadtarchiv über die Geschichte des Stadtteils informiert. Die Herausforderung: Alt und Neu, Stadtteilgeschichte und die Herausforderungen des modernen Bauens verbinden. Wie das aussehen könnte, zeigt auch Maximilian Meyer mit seinem Entwurf. Er hat sich ein freies Grundstück zwischen einem Neu- und einem Altbau vorgenommen. In dem Gebäude in der Lücke sollen Räume für Gemeinschaftsarbeiten und Wohnungen entstehen. Mit unterschiedlichen Materialien zeigt er die unterschiedliche Nutzung. Auf die Betonfassade im unteren Teil sind Klinkerfassaden gesetzt.

Der Denkmalschutz plant mit

Auch die Stadtplaner Dresdens haben die brachliegenden Flächen in Löbtau entdeckt. „Der Fokus der Entwicklung liegt auf der Schließung von vorhandenen Baulücken“, teil Anke Hoffmann aus dem Presseamt der Stadt mit. Dabei sollen sich Neubauten an den vorhandenen Gebäuden orientieren. Direkt an der Kesselsdorfer Straße sind demnach Gebäude für den Handel und für Dienstleistungen, Büro- und Verwaltungsbauten sowie Einzelhandelseinrichtungen zulässig. Einen Bebauungsplan für das Gebiet gibt es nicht. So sind zwischen Tharandter und Wernerstraße fünf- bis sechsgeschossige Wohn- und Geschäftsgebäude möglich. Im Anschluss bis zur Rudolf-Renner-Straße müssen sich Investoren nach dem Denkmalschutz richten. Viele der alten Häuser dort sind entsprechend geschützt. Ein Neubau in den freien Lücken darf das Gesamtbild nicht gefährden.

Wie gefragt Löbtau bei den Investoren ist, zeigt die rege Bautätigkeit. In vielen Nebenstraßen entstehen derzeit bereits Neubauten. Acht weitere Bauanträge für Mehrfamilienhäuser liegen der Stadt derzeit vor. An der Columbusstraße soll ein Drei-Sterne-Hotel entstehen. Noch gibt es keinen Termin für den Baustart. Den können auch Johannes Fiolka und Maximilian Meyer noch nicht nennen. Interessierte Investoren für die Lücken an der Kesselsdorfer haben sie bereits. Der Bauantrag ist aber noch nicht gestellt. Für andere Flächen im Stadtteil haben sie ebenfalls Ideen. Nun wird mit den Grundstückseigentümern verhandelt. „Theoretisch könnten wir mit einem Teil des Grundstücks beginnen“, sagt Johannes Fiolka. Und das große Grundstück zwischen Reisewitzer und Poststraße nach und nach bebauen. Dann wäre ein Baustart in zwei bis drei Jahren möglich.