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Neue Gästekarte ist Erfolg auf ganzer Bus-Linie

Die Fahrgastzahl auf der Linie 252 steigt, weil Urlauber kostenlos mitkommen. Wann wird das Angebot ausgeweitet?

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© Marko Förster

Von Gunnar Klehm

Sächsische Schweiz. Seit Einführung der neuen Gästekarte, die als Ticket gilt, wurden auf der Buslinie 252 ein Drittel mehr Fahrgäste registriert. Zwar hatten die Fahrer übers Jahr 2017 weniger Geld in ihren Kassen. Gerechnet wurde aber mit einem größeren Minus. Diese Erfolgsmeldung zu verkünden, das hat der Geschäftsführer der Oberelbischen Verkehrsgesellschaft Pirna-Sebnitz (OVPS), Uwe Thiele, Bad Schandaus Bürgermeister überlassen. Zu seinem Neujahrsempfang hatte Thomas Kunack (WV Tourismus) das Ergebnis öffentlich gemacht.

Darauf haben nicht nur die beiden beteiligten Kommunen – Bad Schandau und Reinhardtsdorf-Schöna – gewartet. Denn auch andere Städte und Gemeinden in der Sächsischen Schweiz würden gern eine Kooperation mit der OVPS eingehen, um Urlaubern das Umsteigen auf den Bus schmackhaft zu machen.

Seit 2017 gilt in Bad Schandau und Reinhardtsdorf-Schöna die Regelung, dass die neue Gästekarte als Ticket auf der Buslinie 252 (Schöna – Bad Schandau – Schmilka) sowie den Fähren im Stadtgebiet gilt – mit Ausnahme der Schönaer Fähre. Zudem gibt es zahlreiche Rabatte für touristische Angebote in der Region. „Das Angebot wurde rege genutzt“, sagt Uwe Thiele. Das haben Zählungen und Vergleichszahlen ergeben. Ein Jahr lang haben die Busfahrer auf der Linie 252 gezählt, wie viele Mitfahrer die Gästekarte vorzeigten. Dazu drückten sie jedes Mal ein Zählwerk. Weil die OVPS deswegen Einnahmen verliert, wurde eine Ausgleichszahlung mit den Kommunen vereinbart. Die holten sich das Geld dafür über eine Erhöhung der Kurtaxe beziehungsweise der Tourismusabgabe von den Übernachtungsgästen.

Auch Einheimische profitieren



Die Kalkulation sei im Großen und Ganzen aufgegangen, sagt Olaf Ehrlich, der Bürgermeister von Reinhardtsdorf-Schöna. Für dieses Jahr müsse deshalb auch nichts weiter angepasst werden. Die OVPS weist aber darauf hin, dass nicht allein die Gästekarte für den Anstieg der Fahrgastzahlen gesorgt hat. „Es war ja im Allgemeinen ein sehr gutes Tourismusjahr mit gestiegenen Übernachtungszahlen“, erklärt Thiele.

Während Urlauber in Pensionen und Hotels nahe der Buslinie 252 von der neuen Funktion der Gästekarte profitieren, gibt es abseits davon kritische Stimmen. „Ich kenne keinen, der es von Waltersdorf aus nutzt. Dazu ist die Verbindung beim Umsteigen zu schlecht“, sagt Ortsvorsteherin Bettina Scheffler. Die Bad Schandauer Ortsteile Prossen, Porschdorf und Waltersdorf werden nicht von der Linie 252 angefahren. Dort müssen die Urlauber für die Linie 260 normal ein Ticket kaufen, das sie dann zur kostenlosen 252 beziehungsweise zu den Fähren bringt, heißt es von der OVPS. Die erhöhte Kurtaxe wird trotzdem fällig.

Wann wird das Angebot verbessert? „Ein Vernetzen muss in einem größeren Rahmen erfolgen. Weitere Insellösungen sind nicht praktikabel“, erklärt OVPS-Geschäftsführer Thiele. Ziel sei es deshalb, zusammen mit dem Tourismusverband Sächsische Schweiz eine Gästekarte für die gesamte Region einzuführen, die dann auch als Ticket für alle Linien und Fähren gültig sein könnte. Dazu werde es dieses Jahr laut Thiele aber nicht mehr kommen. Laufen die Gespräche mit den Kommunen aber weiter so gut wie bisher, ist er optimistisch, dass es schon 2019 die „große“ Lösung geben kann. Dann müssten auch die Urlauber in Waltersdorf kein extra Ticket mehr im Bus oder am Automaten kaufen.

Langfristig würden von steigenden Fahrgastzahlen aber nicht nur die Urlauber profitieren, sondern auch die Einheimischen. „Das hilft natürlich beim Erhalt von Linien oder dem Ausbau der Taktung, wovon dann alle Einwohner etwas haben“, erklärt OVPS-Geschäftsführer Thiele.