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Neue Jobs bei Ontex

Der Großpostwitzer Tamponhersteller investiert mehr als fünf Millionen Euro in eine Halle und drei Maschinen. Grund dafür ist ein neuer Trend.

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© Steffen Unger

Von Katja Schäfer

Großpostwitz. Der Tampon-Hersteller Ontex in Großpostwitz wächst weiter. Reichlich fünf Millionen Euro will das Unternehmen jetzt ausgeben, um eine Produktionshalle zu bauen und drei neue Maschinen zu kaufen, die darin aufgestellt werden. „Das soll alles komplett in diesem Jahr realisiert werden. Unser Ziel ist es, Ende des vierten Quartals in diesem neuen Bereich startbereit zu sein“, sagt Geschäftsführer Jürgen Preusche. Dieser Tage bestellt er die anzuschaffenden Maschinen.

Die Entscheidung für die große Investition fiel kurz vor Weihnachten. Ausschlaggebend war vor allem, dass der Umsatz 2017 um fast acht Prozent gestiegen ist. Dabei ließt sich das vergangene Jahr zuerst eher schlecht an, weil Ontex einen großen Kunden in Spanien verloren hatte. Doch dafür bot sich eine neue Chance.

Bio-Produkte immer gefragter

Das Tempo, das bei der Umsetzung des Investitionsplanes vorgelegt wird, ist sehr hoch. Der Bauantrag wurde bereits eingereicht. Die Arbeiten sollen im Frühjahr starten. „Jetzt suchen wir nach Firmen, die die Leistungen innerhalb kurzer Zeit realisieren können“, berichtet Jürgen Preusche. Dabei ist ihm durchaus bewusst, dass es angesichts der derzeitigen guten Lage in der Baubranche schwierig werden könnte, Auftragnehmer zu finden. Gebaut werden soll im nordwestlichen Bereich des Firmengeländes auf der einzigen noch freien Fläche. Durch das Errichten eines Anbaus an eine bestehende Halle wird die Produktionsfläche um 1 000 Quadratmeter vergrößert.

Grund für die Erweiterung ist, dass Ontex die Produktion von Bio-Tampons ausbaut. Hergestellt werden solche speziellen Hygieneartikel in Großpostwitz zwar schon seit etwa zwei Jahrzehnten. Doch bisher waren sie nur ein Randprodukt, wie Jürgen Preusche es nennt. Seit anderthalb Jahren steigt die Nachfrage aber rasant an. „Es gibt in unserer Branche einen starken Trend hin zu Artikeln, die aus biologisch und umweltfreundlich angebauten Materialien hergestellt werden“, erklärt der Geschäftsführer. Im vergangenen Jahr hat das Großpostwitzer Unternehmen zwei Forschungs- und Entwicklungsprojekte realisiert – mit dem Ergebnis, dass es eine Weltneuheit auf den Markt bringen konnte. Im Mai 2017 startete die Entwicklung eines neuartigen Tampons aus zertifizierter Bio-Baumwolle für einen potenziellen Kunden; ab Oktober konnten Produktion und Auslieferung beginnen. „Wir sind aktuell die Einzigen, die dieses Produkt anbieten“, ist Jürgen Preusche stolz. Vorerst geht der Großteil der neuen Bio-Tampons nach Amerika. „Es gibt inzwischen aber auch deutsche Unternehmen, die ihr Interesse daran bekundet haben“, berichtet der Ontex-Geschäftsführer.

Obwohl die von ihm geführte Firma, die zu einem belgischen Konzern gehört, dem drittgrößten Tampon-Hersteller der Welt, ist ihr Name kaum bekannt. Jürgen Preusche begründet das so: „Wir produzieren keine eigenen Marken, sondern für die Hausmarken anderer Unternehmen.“ Wer zum Beispiel Tampons von „o.b.“ kauft, erhält ein Produkt aus Großpostwitz. Auf den Pappschachteln dieser Marke ist auf der Rückseite zumindest ganz klein vermerkt, dass der Inhalt von Ontex stammt. Bei anderen Anbietern wiederum sucht der Kunde solche Herkunftsangaben vergeblich. Durch die Erweiterung des Betriebes im Großpostwitzer Spreetal entstehen rund 20 zusätzliche Arbeitsplätze. Gegenwärtig sind bei Ontex 420 Frauen und Männer beschäftigt, darunter elf Auszubildende in den Berufen Maschinen- und Anlagenführer Textiltechnik, Produktionsmechaniker oder Industriemechaniker. Zehn bis 15 Stellen sind schon jetzt frei. Innerhalb der nächsten Monate können also bis zu 35 neue Leute eingestellt werden.

Übertarifliche Bezahlung

Personal zu finden, ist allerdings nicht einfach. Einen Grund dafür sieht Jürgen Preusche in der Schichtarbeit. „Unsere Maschinen laufen an sieben Tagen die Woche. Viele Leute wollen aber nicht am Wochenende arbeiten“, sagt er, erwähnt aber zugleich, dass die Dienstpläne bei Ontex langfristig und verlässlich sind. „Unsere Beschäftigten haben pünktlich Feierabend und wissen schon am Jahresanfang ganz genau, wann sie zum Beispiel über Weihnachten Schicht haben.“ Als Plus zählt er auch auf, dass das Unternehmen, das den größten noch verbliebenen Textilbetrieb in der Oberlausitz darstellt, tarifgebunden ist, aber seinen Mitarbeitern sogar etwas mehr zahlt, als es der aktuelle Vertrag festlegt.

Im vergangenen Jahr hat Ontex Großpostwitz, dessen Produkte zu etwa 85 Prozent in alle Welt exportiert werden, 1,4 Milliarden Tampons ausgeliefert. „Würde man sie einzeln hintereinander in eine Reihe legen, könnte man damit zweimal den Äquator umrunden“, veranschaulicht Jürgen Preusche die sonst schwer vorstellbare Menge. Ab Ende dieses Jahres wird – wenn alles wie gewünscht klappt – diese Strecke sogar noch ein Stück länger, weil dann drei zusätzliche Maschinen in der geplanten neuen Halle zusätzlich Tampons produzieren; in Bio-Qualität.