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Neue Pläne für alte Scheune

Die Stiftung Leben und Arbeit baut im Rittergut Limbach eine Kulturscheune auf. Das Gebäude war bereits eine Ruine.

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© Andreas Weihs

Von Annett Heyse

Wilsdruff. Matthias Klemm geht die Holztreppe hinab, steigt über Kabel und Baumaterialien, schließlich steht er im Halbdunkel. Über ihm bilden uralte Sandsteinquader ein Gewölbe. „Früher“, sagt er, „wurden hier vermutlich mal die Rüben gelagert.“ Das muss zu Zeiten gewesen sein, als das Rittergut in Limbach bei Wilsdruff noch ein florierender Landwirtschaftshof war. Die Mitarbeiter der Stiftung Leben und Arbeit dagegen, die heute das Rittergut bewirtschaften, kennen die meisten Gebäude nur in einem halb verfallen Zustand. Auch die Scheune an der Ostseite der Anlage war bereits eine Ruine. Nun soll sie eine Zukunft haben.

Die Stiftung hat begonnen, das Gebäude und seine zwei darunter liegende Tonnengewölbe zu sanieren. Geplant ist eine Kulturscheune mit mehreren Sälen, großer Bühne und Gastronomie.

Eine Betonsäge kreischt, ein Kran dreht sich und befördert einen Container mit Erde aus dem Inneren des Gebäudes. Mit schwerer Technik rücken einheimische Bauunternehmen den Mauern zu Leibe. Wie alt sie sind, kann keiner genau datieren. Lediglich ist bekannt, dass das Gebäude einst als „Vaters Scheune“ bezeichnet wurde. Zuletzt diente es als Unterstellplatz für Geräte und Maschinen.

Idee geistert schon lange umher

Matthias Klemm, eigentlich Arbeitstherapeuth, im Rittergut als Verwalter eingestellt und deshalb mit dem Bauwesen nicht sonderlich vertraut, tippt auf Baupläne. Geplant ist, die Tonnengewölbe als kleinere Säle für 30 bis 70 Personen auszubauen. Im Erdgeschoss wird sich der Hauptsaal mit Bühne befinden – etwa 250 Gäste haben dort Platz. Im oberen Stockwerk wird eine Galerie entstehen, wo auch Ausstellungen stattfinden können. Die Natursteinwände sollen ihren urigen Charme behalten und werden nicht verputzt, sondern lediglich aufgearbeitet. Ein Giebel wird zudem verglast, damit alt und neu, historisch und modern miteinander eine, auch nach außen hin sichtbare Verbindung, eingehen. Die gastronomische Versorgung soll über die Küche des Gästehauses nebenan abgewickelt werden – extra dafür wird ein unterirdischer Verbindungstunnel zwischen Kulturscheune und Gästehaus angelegt.

Die Idee von der Kulturscheune ist alt. 2002 zog die Stiftung ins Rittergut, baute zunächst eine Tenne zum Veranstaltungssaal aus. Konzerte, Seniorentreffen, private Feiern, Ausstellungen, die Jahreshauptversammlungen der Wilsdruffer Feuerwehr – die Tenne ist gefragt. Allerdings möchte die Stiftung den Raum anders nutzen.

Im Rittergut beherbergt sie in einem sozialpädagogischen Projekt junge Menschen, die vom Jugendamt vermittelt wurden. Es sind Jungs aus zerrütteten Familien, Schulabbrecher, Jugendliche mit Drogenproblemen oder solche, die Stress mit ihrer Familie haben. Manche sind verhaltensgestört, andere haben sich verschuldet, wieder andere leiden unter Entwicklungsdefiziten. Die Stiftung bietet ein Dach über dem Kopf, Beschäftigung, Orientierung und Zeit, über die Zukunft nachzudenken. Sechs Plätze gibt es, aber die Nachfrage steigt. Gerne würde man das Angebot daher ausbauen und braucht dazu die Tenne. Deshalb muss der Veranstaltungsbetrieb umziehen – in die ehemalige Scheune.

Theater statt Schlager

Billig wird das nicht. 1,2 Millionen Euro kostet die Sanierung. Allein der erste Bauabschnitt – Beräumung, Rohbau, Dach und Fenster – schlägt mit 950 000 Euro zu Buche. Die Stiftung hat 300 000 Euro Fördermittel erhalten, weitere 100 000 Euro Zuschuss gibt die Stadt Wilsdruff dazu. Bleibt ein großer Eigenanteil, den man über Spenden aufbringen möchte. Ein Großteil ist zusammen, gesammelt wird aber noch. Steht der Rohbau erst einmal, wird die Stiftung den Innenausbau mithilfe ihrer eigenen Mitarbeiter vorantreiben. Extra dafür wurden kürzlich drei Handwerker eingestellt. 2018, so vorsichtige Schätzungen, könnte die Kulturscheune öffnen.

Erfahrungen mit Veranstaltungen haben Rittergut-Chef Klemm und seine Mitstreiter bereits. „Kultur auf dem Lande funktioniert hier ganz gut“, berichtet er und meint damit nicht unbedingt Volksmusik. Gerade mit den neuen Möglichkeiten in der Kulturscheune denke man auch an Kleinkunst und Theater. Zum Anfang liebäugelt die Stiftung mit ein bis zwei Veranstaltung monatlich.