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Neue Pläne für Dresdens S-Bahn-Netz

Trotz Bauarbeiten steigen die Nutzerzahlen stetig. Neue Haltestellen und ein besserer Takt sollen einen Schub bringen.

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Von Tobias Winzer

Wer im Hauptbahnhof in die S-Bahn nach Pirna steigt, ist schon in der Zukunft angekommen. Weil auf der Strecke im Berufsverkehr gleich zwei Linien rollen, müssen Pendler durchschnittlich nur 15 Minuten auf die nächste S-Bahn warten. Und mit 21 Minuten Fahrzeit ist der Zug auch von dem Auto kaum zu schlagen. „Die S-Bahn wird auch immer mehr für den innerstädtischen Verkehr genutzt“, sagt der Sprecher des Verkehrsverbundes Oberelbe (VVO), Christian Schlemper. Der VVO plant und finanziert das Dresdner S-Bahn-Netz mit seinen insgesamt drei Linien. Den Auftrag, die Linien zu betreiben, hat er bis 2027 an die Deutsche Bahn vergeben.

Obwohl im vergangenen Jahr mit insgesamt 13,31 Millionen Fahrgästen so viele Menschen mit den S-Bahnen unterwegs waren wie noch nie, soll das Angebot nun schrittweise verbessert werden. Die Sächsische Zeitung zeigt, wie.

Der Ist-Zustand: Pendler wegen Bauarbeiten unzufrieden

Die Fahrgastzahlen im S-Bahn-Netz steigen zwar Jahr für Jahr, auf einzelnen Teilstrecken gibt es aber Probleme. Das liegt vor allem an den laufenden Bauarbeiten zwischen Dresden-Neustadt und Coswig. Seit mittlerweile zwei Jahren und noch bis 2016 wird der rund zwölf Kilometer lange Abschnitt viergleisig ausgebaut.

Die häufigen Sperrungen und Umleitungen wegen der Bauarbeiten sorgen zunehmend für Frust bei den Kunden. Während die Fahrgastzahlen auf allen anderen S-Bahn-Strecken steigen, stagnieren sie auf der Linie 1. Vor allem weil die S-Bahnen oft unpünktlich sind, musste die Deutsche Bahn dort innerhalb eines Jahres schon rund 17 000 Euro für Entschädigungen an enttäuschte Kunden zahlen – meist in Form von Vierer-Karten. Auf den anderen beiden S-Bahn-Strecken sind es jeweils nur wenige Hundert Euro. Trotz der insgesamt steigenden Fahrgastzahlen ist das System bei Weitem nicht ausgelastet. Zum Vergleich: Allein in den sechs 60er-Buslinien der Dresdner Verkehrsbetriebe sind pro Jahr zehnmal so viele Menschen unterwegs wie in allen S-Bahnen zusammen.

Die Zukunft: Dichterer Taktund besseres Umsteigen

Durch häufigere Fahrten und bequemeres Umsteigen sollen in den kommenden Jahren weitere Fahrgäste gewonnen werden. Der VVO verspricht sich vor allem auf der Strecke zwischen Dresden-Neustadt und Coswig einen erheblichen Zuwachs. Voraussetzung ist allerdings, dass die Züge nicht mehr im Halbstundentakt unterwegs sind, sondern alle 15 Minuten fahren. Möglich ist das ab 2016, wenn der viergleisige Ausbau der Strecke abgeschlossen ist.

Derzeit verhandeln der Freistaat, der VVO und die Deutsche Bahn aber noch, wer welchen Anteil der Taktverdichtung bezahlt. „Unser gemeinsames Ziel ist aber, dass sie kommt“, sagt Schlemper. Seinen Angaben nach handele es sich um „konstruktive Gespräche“. Sollte der 15-Minuten-Takt Wirklichkeit werden, verspricht sich der VVO eine ähnliche positive Entwicklung wie auf der Strecke nach Pirna.

Mehr Fahrgäste soll es auch durch bequemere Umsteigemöglichkeiten geben. Mit der neuen Haltestelle am Bischofsplatz wird die Äußere Neustadt ab 2016 an das S-Bahn-Netz angeschlossen. Die Straßenbahn der Linie 13 hält direkt unter dem Bahnsteig. Ein ähnlicher Verkehrsknoten entsteht in Trachau. Durch eine Verlagerung des Bahnsteigs verkürzen sich für S-Bahn-Kunden die Wege zu den Bussen der Linien 70 und 80 sowie zur Straßenbahn der Linie 4. Anfang 2016 soll auch die neue Zentralhaltestelle in Strehlen fertig sein. Durch die Verlagerung der Straßenbahnschienen entsteht an der Oskarstraße eine neue Verknüpfung zwischen S-Bahnen, Bussen und Straßenbahnen.

Die Vision: Neue Haltestellenund eine zusätzliche Linie

Weniger konkret sind die Pläne für weitere neue Haltestellen: Sie sollen an der Ecke Königsbrücker Straße/Stauffenbergallee (S-Bahn-Linie 2) und an der Nossener Brücke entstehen (S-Bahn-Linie 3). Im Verkehrsentwicklungsplan der Stadt spielt der Ausbau des S-Bahn-Netzes darüber hinaus eine entscheidende Rolle, um das Umland besser an die Stadt anzubinden.

In dem Konzept wird vorgeschlagen, bis 2025 einen zusätzlichen Halt an der Königsbrücker Landstraße in Klotzsche einzurichten. Er soll als Umsteigemöglichkeit für die vorgesehene Straßenbahnlinie bis nach Ottendorf-Okrilla fungieren. Dafür laufen derzeit Machbarkeitsstudien. Außerdem ist eine neue Haltestelle am Richard-Strauss-Platz am Großen Garten geplant. Das Dynamo-Stadion und die Hochschule für Technik und Wirtschaft sollen so ans S-Bahn-Netz angebunden werden.

Weiterhin wird vorgeschlagen, auch linkselbisch zwischen Hauptbahnhof und Coswig eine S-Bahn einzurichten. Sie soll den vorhandenen Regionalzug-Verkehr verstärken. Vorgesehen ist ein 30-Minuten-Takt über die Friedrichstadt und Cotta. In Cotta soll eine neue Zentralhaltestelle mit Umsteigemöglichkeiten zu Bussen und Straßenbahnen entstehen. Kommentar