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Neue Pläne fürs Rote Haus

Zurzeit wird untersucht, wie das Areal ganzjährig nutzbar ist. Ziel ist ein Konzept, das sogar mehr bietet als eine schwarze Null.

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© Arvid Müller

Von Ulrike Keller

Friedewald. Die Lady mit der roten Mähne schickt ihren Blick in alle Richtungen. Rund um das Rote Haus fallen ihr einige Sonnenbader auf. Schwäne wecken ihre Aufmerksamkeit, als sie laut flügelschlagend aus dem Dippelsdorfer Teich starten. Sie sieht einen Studenten über Büchern hocken, nimmt gemähte Wiesen wahr und beobachtet malende Künstler. Alles, was sie registriert, notiert sie auf farbigen Kärtchen. In Abständen von Wochen immer wieder.

Susan Bremer gehört zu den wenigen Value-Managern in Deutschland. Die Wahl-Boxdorferin hat sich mit ihrer Firma Kupfer.Rot spezialisiert auf Analysen von Produkten, Prozessen und Objekten, die weit mehr berücksichtigen als nur die Kosten. Vielmehr schenkt sie sozialen, kulturellen und technischen Werten Beachtung. Alleinstellungsmerkmale, die nicht verloren gehen sollten. Die Umsetzungsstrategien sind stets Teil ihrer Untersuchungen.

Eine solche Wertanalyse erstellt sie seit April zum Roten Haus in Friedewald samt Areal. Beauftragt hat sie die Gemeinde Moritzburg. „Wir möchten ein dauerhaftes Konzept, das für die Gemeinde mit weniger Kosten verbunden ist“, sagt Bürgermeister Jörg Hänisch (parteilos). Das Rote Haus mit seinem Gelände nur zu vermieten, sei keine Lösung. Was ihm vorschwebt, ist eine ganzjährige Nutzung, die sich nachhaltig wirtschaftlich trägt.

Susan Bremer sieht sich zum einen die Bedürfnisse der Nutzer an und zum anderen das vorhandene Potenzial, das sich weiterentwickeln lässt. Dafür hat sie ausgiebig am Roten Haus das Geschehen beobachtet, auch das Gespräch gesucht und kräftig die Medien sowie die sozialen Netzwerke studiert. Denn wie sich jemand äußert, zeigt, worauf er seinen Schwerpunkt legt, erklärt sie. Und was der 45-Jährigen aufgefallen ist: „Die meisten Kommentare zum Roten Haus, etwa auf Facebook, beziehen sich auf die Landschaft.“

Inzwischen ist sie überzeugt: „Ein bisher verkanntes Potenzial sind zum Beispiel die schönen Aussichten.“ Mancher Blick sei verwachsen. Und würden Wiesen nicht mehr gemäht, sondern nur noch zweimal im Jahr gesenst, ließen sich Zeit und Geld sparen, und die Blüten kehrten zurück, sagt sie. Auch dem Naturschutzgebiet mit seinen Feuchtwiesenbiotopen werde noch nicht ausreichend Rechnung getragen.

Die Wert-Managerin hat im Roten Haus einen Dreh- und Angelpunkt entdeckt. Weil hier alles zusammenlaufe, was Moritzburg und die Umgebung ausmache, wie sie begeistert aufschlüsselt: In der Nord-Süd-Achse verbinde die Lößnitztalbahn das Rote Haus mit den kulturellen Schwerpunkten in Moritzburg und Radebeul. In der Ost-West-Achse verlaufe die urbane Anbindung an Autobahn und Flughafen. In Richtung Auer erstreckten sich die Wälder zum Laufen, Reiten und Pilzesammeln. „Und die Radwege umkreisen förmlich das Rote Haus“, schwärmt Susan Bremer.

Ihre Ergebnisse diskutiert sie regelmäßig mit einer kleinen Arbeitsgruppe, die sich zusammensetzt aus Vertretern der Gemeindeverwaltung, Mitgliedern des Gemeinderats, des Ortschaftsrats, der technischen Leitung und des Tourismus‘. Spätestens diesen Herbst wird sie die Untersuchung zum Abschluss bringen.

In allem, was bislang herausgearbeitet wurde, sieht die Unternehmerin zahlreiche Lösungsansätze. Grundsätzlich sollte nach ihrer Einschätzung der Ort entspannt werden. „Es muss mehr Ruhe her“, meint sie. Die Vermietung zu Feiern sorge eher für Anspannung. Auch eine Nutzung als Badeanstalt werde dem Ort nicht gerecht.

Sicher kann sie schon sagen, dass es auf eine Mehrfachnutzung hinausläuft. „Ein reiner Cafébetrieb als Beispiel würde sich wirtschaftlich nicht tragen“, erklärt sie. Dennoch soll es eine ständige Versorgung geben. Mit Veranstaltungen wie dem Kunstsommer sieht sie die Gemeinde schon auf dem richtigen Weg. „Langfristig soll das Rote Haus bekannter werden“, betont Susan Bremer. „Indem sein Potenzial zur Geltung kommt und bewahrt wird.“