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Neue Schilder überraschen in Dipps

Ein uralter Pilgerweg wird wieder neu belebt. Bisher gab es dabei eine Lücke in der Stadt Dipps.

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© Frank Baldauf

Von Franz Herz

Osterzgebirge. Gerhard Keller war vor einigen Tagen erstaunt, als er in Dippoldiswalde vom Friedhof kam und einen Wegweiser sah „Heiliger Weg“. Keller ist historisch interessiert. Der frühere Lehrer arbeitet die Geschichte der Ingenieurschule Dippoldiswalde auf. Aber dieser Weg war ihm neu. Das hat ihn erstaunt.

In Dippoldiswalde ist das Staunen auch berechtigt. Denn dieser uralte Pilgerweg wird zwar seit Jahren wieder belebt. Auf dem Dippoldiswalder Gebiet klaffte bisher aber eine Lücke in der Ausschilderung. Auf diesem Teilstück bekommt der Weg seine Ausschilderung erst jetzt. In der Kernstadt stehen die Schilder komplett seit Anfang Juli, im Außenbereich des Stadtgebiets sind die Bauhof-Mitarbeiter noch dabei, den Heiligen Weg auszuschildern, informierte Linda Knetsch, die in der Stadtverwaltung für Tourismus zuständig ist.

Auch Uta Bormann ist von der Ausschilderung überrascht. Die pensionierte Lehrerin ist Mitglied im Museumsbeirat und hat den Verlauf des Weges im Raum Dippoldiswalde erkundet. „Das ist schön, wenn jetzt die Schilder stehen. Die muss ich mir gleich einmal ansehen“, sagt sie. Der Heilige Weg ist eine Pilgerstrecke, die ihren Ursprung im Mittelalter hat. Damals sind die Gläubigen bis aus Böhmen auf dieser Strecke nach Meißen zum Grab des Heiligen Benno gepilgert. In den vergangenen Jahren haben touristisch Interessierte diese historische Verbindung wieder belebt. „André Kaiser aus Grillenburg hat sich dabei sehr engagiert“, sagt Gunter Fichte, der Kreiswanderwegewart.

Der heutige Weg nimmt seinen Anfang in Mariánske Radcice/Maria Ratschitz südlich von Most, führt dann über Osek hoch zum Erzgebirgskamm. Auf sächsischer Seite geht der Weg von Rechenberg über Frauenstein Richtung Dippoldiswalde. Hier führt er an der Kahle-Höhe-Kirche oberhalb von Reichstädt vorbei zur Nikolaikirche am Friedhof. An der Wegeführung ist deutlich der christliche Ursprung der Strecke zu erkennen. Sie führt nicht auf dem kürzesten Weg zum Ziel, sondern sie war so gelegt, dass die Pilger auf ihrem Weg an vielen Kirchen und Betsäulen vorbei gekommen sind.

Von Dippoldiswalde schwenkt der Weg wieder westlich über Berreuth in Richtung Höckendorf und weiter nach Grillenburg. Hier kreuzten sich der Heilige Weg und der Jakobsweg. Daher wird auch vermutet, dass in Grillenburg früher ein Pilgerhospiz existiert hat. Beide Strecken führten dann gemeinsam bis Wilsdruff, wo sie sich wieder trennten. Der Heilige Weg verlief jetzt auf sein Ziel zu, nach Meißen und dort hoch zum Burgberg. Dort haben vor der Reformation die Menschen die Reliquien des Heiligen Benno verehrt. Diese Wallfahrtstradition endete in der Reformationszeit, als ab 1539 die Reliquien des Heiligen nach München überführt wurden.

Heute ist der Weg in erster Linie als touristische Strecke interessant. Deswegen gibt es auch Überlegungen, ihn auf einem Abschnitt durch die Hartmannsdorfer Schweiz zu führen, teilt Fichte mit. Diese Gegend an der Talsperre Lehnmühle ist mit ihren schroffen Felsen landschaftlich besonders schön.