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Neue Schule für Großerkmannsdorf

Am Sonnabend erhielten hier die ersten Abc-Schützen ihre Schultüten. Auch der Christliche Schulverein hatte seinen ersten Schultag.

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© Bernd Goldammer

Von Bernd Goldammer

Großerkmannsdorf. Was für ein herrlicher Tag. Gleich im ersten Satz seiner Einschulungspredigt bringt Pfarrer Johannes Schreiner am Sonnabend die Gefühle vieler Großerkmannsdorfer auf den Punkt. „Es ist geschafft “, ruft er den Gästen zu. Die Kirche ist rappelvoll. Vor ihm sitzen die 26 Grundschüler, die ab sofort Schüler der neu gegründeten evangelischen Grundschule sind. Aufgeregt waren sie vor wenigen Minuten in die hiesige Dorfkirche eingezogen, um sich den Segen abzuholen.

Dieser denkwürdige Gottesdienst ist Ende und Anfang zugleich. Die Zeit der Unsicherheit ist vorbei, jetzt kommt das erste Schuljahr in der Trägerschaft des Christlichen Schulvereins Radeberger Land. Zur Erinnerung: Eigentlich sollte in der Großerkmannsdorfer Grundschule im Sommer 2015 das Licht ausgehen. Und zwar für immer! Doch in der Demokratie sind solche Verlautbarungen nicht unbedingt das Maß der Dinge. Diesmal wurde die Ankündigung nämlich zur Initialzündung für bürgerlichen Gestaltungswillen. Die Gründung des Christlichen Schulvereins Radeberger Land folgte als Konsequenz. Fünfzehn engagierte Eltern fanden sich, um den Verein aus der Taufe zu heben. Das geistige Fundament für den Aufbau der Evangelischen Grundschule in Großerkmannsdorf war damit geschaffen. Danach begann die konzeptionelle Arbeit, mit der Schulbehörde und Eltern überzeugt wurden. „Es war mutig, dieses Wagnis einzugehen. Ich freue mich, dass es uns gelungen ist, Großerkmannsdorf als Bildungsstandort zu erhalten“, macht der Großerkmannsdorfer Ortsvorsteher Harry Hauck mit strahlendem Lächeln deutlich. Und auch Ilse Blochwitz, ehemalige Lehrerin und ehemalige Chefin des Heimatvereines ist hocherfreut. „In diesem Jahr feiert unser ländlicher Bildungsstandort sein 460. Bestehungsjahr. Dass wir ihn erhalten konnten, ist ein Zukunftssymbol“, macht sie klar. „Für mich wäre es unerträglich gewesen, wenn die Grundschule aus unserem Dorf verschwunden wäre. Ich danke Allen, die es geschafft haben, das Blatt zu wenden“, macht Karin Blochwitz deutlich. Wer die Predig von Pfarrer Schreiner aufmerksam verfolgte, spürt: Der künftige Unterricht wird mit reformpädagogischen Methoden gestaltet werden. Er wird sorgfältig auf die jeweiligen Möglichkeiten der Kinder abgestimmt. Auch Ganztagsangebote gehören dazu.

Besichtigung kam gut an

Das entscheidende inhaltliche Merkmal der neuen Grundschule wird das evangelische Profil und die Vermittlung eines christlichen Menschenbildes sein. So hat es der neue Schulträger immer betont. Das enge Zusammengehen mit der Kirchgemeinde konnte man bereits am Sonnabend spüren. Zu dieser Einschulung kamen Menschen deren Kinder und Enkelkinder ihre Schulzeit längst hinter sich haben. Nach dem Gottesdienst war Besichtigung angesagt. Die Grundschule in neuer Trägerschaft öffnete ihre Pforten. Und das Gedränge war groß. „Der Unterricht wird bei uns stärker darauf ausgerichtet sein, den Kindern ihre eigenen Stärken bewusst zu machen. Sie sollen auch die Möglichkeiten der Mitschüler kennenlernen. „Alle gehören dazu, jemand ist für mich da und auch ich kann für andere da sein“, beschreibt Stefan Mehler der Vorsitzende des Trägervereines das Leitbild der Grundschule. Viele Großerkmannsdorfer wollten diese historischen Momente miterleben, deshalb herrschte reges Gedränge. Kinder und Enkel probierten im Beisein von Eltern und Großeltern die neuen Stühle und Schultische schon mal aus. Es war zu spüren, dass große Erwartungen auf die vier Lehrer zukommen. Das Wir-Gefühl war am ganzen Wochenende zu erleben. Auch bei der gestrigen Lehrer-Segnung war die Kirche voll.

Als Leseoma unterwegs

Wieder konnte man interessante Menschen kennenlernen. Maria Bürger aus Grumbach zum Beispiel. „Ich bin sehr froh, dass mit dem heutigen Tag, der Freien Bildung größer Raum gegeben wird. Das wird der Bildungslandschaft im Rödertal gut tun“, freut sie sich. Sie weiß, wovon sie spricht. Viele Jahre war sie Lehrerin. Als Seniorin ist sie immer noch als „Leseoma“ in Bildungsangelegenheiten unterwegs. An das denkwürdige Wochenende wird künftig ein Apfelbäumchen erinnern. Als Zeichen der Hoffnung wurde es gestern gleich nach der Lehrersegnung im Großerkmannsdorfer Pfarrgarten eingepflanzt.