Von Jens Hoyer
Döbeln. Irgendwann in der kommenden Silvesternacht passiert es: Der Strom für die Mochauer, Ebersbacher und Ziegraer wird umgeschaltet. Die Stadtwerke übernehmen die Stromversorgung, denn mit dem Jahreswechsel gehören die Orte mit etwa 4 000 Einwohnern zum Versorgungsbereich des Döbelner Energieversorgers. Für die Stromverbraucher soll das Umschalten möglichst unmerklich passieren, sagte Mirko Lößner, Netzmeister Strom der Stadtwerke. Wie genau, das ist noch mit dem jetzigen Versorger Envia abzusprechen. Eines ist aber schon klar: Bis es soweit ist, haben die Stadtwerke noch die Netze umzurüsten und jede Menge Geld zu investieren.

20 Jahre hatten Envia die Orte mit Strom versorgt. In vorigen Jahr hatten die Stadtwerke den Konzessionsvertrag nach Neuausschreibung durch die Stadt Döbeln erhalten. Das bedeutet, dass die Stadtwerke die Netze vom bisherigen Lieferanten übernehmen und abtrennen müssen. Im Falle von Ebersbach und Ziegra geht das ohne große Probleme. Aufwendig wird es aber für Mochau und die umliegenden Orte einschließlich dem Gewerbegebiet Am Fuchsloch. Für diesen Versorgungsbereich müssen die Stadtwerke eine ganz neue Anbindung schaffen. Was heißt: Zwischen dem Schalthaus der Stadtwerke am Umspannwerk am Stockhausener Weg und der Schaltstelle im Gewerbegebiet Am Fuchsloch muss eine ganz neue Mittelspannungstrasse aufgebaut werden. Und das wegen der Versorgungssicherheit gleich doppelt.
Der Aufwand, den Döbelns Versorger dafür betreiben muss, ist nicht ohne. Am Schalthaus, von dem die Mittelspannungsleitungen in alle Bereiche Döbelns ausschwärmen, ist ein größerer Umbau nötig. Die zusätzlichen Versorgungsgebiete bringen die Zuleitungskabel an ihre Kapazitätsgrenze. Deshalb wird aufgerüstet. Dicke Bündel Kupferkabel kommen von zwei großen Trafos im Umspannwerk und verschwinden im Schalthaus. Der Strom, der über die Hochspannungsleitungen mit 110 000 Volt in Döbeln ankommt, wird auf 20 000 Volt heruntertransformiert, um schließlich im Netz der Stadtwerke verteilt zu werden. „Wir wären ohne Umbau an der Grenze der Leistungsfähigkeit gewesen. Jetzt haben wir wieder etwas Luft nach oben. Da kann im Mochauer Gewerbegebiet ruhig noch etwas dazukommen“, sagte Stadtwerkechef Gunnar Fehnle.
Ebenfalls eine größere Aktion ist der Bau der neuen Versorgungstrasse nach Mochau. Dabei ist eine Entfernung von etwa zehn Kilometern zu überwinden. Die Stadtwerke lassen über die gesamte Strecke Erdkabel eingraben. Die Arbeiten liegen gut im Plan, sagte der Netzmeister. Derzeit werden von der Döbelner Firma Bauer bei Oberranschütz Mittelspannungskabel 1,10 Meter tief in der Erde vergraben. Dort schlagen die Stadtwerke gleich zwei Fliegen mit einer Klappe. Der Ortsteil bekommt nämlich auch einen neuen Anschluss ans Mittelspannungsnetz. Damit kann die alte Freileitung entfallen, die zum Beispiel bei Sturm deutlich störanfälliger ist als die neuen Erdkabel. Die Anbindung zum Gewerbegebiet Am Fuchsloch über die Felder erfolgt von Oberranschütz und Hermsdorf aus.
Bei Neugreußnig queren die Erdkabel das Muldental. Nördlich an Ebersbach vorbei geht die Trasse zum neuen Gewerbegebiet Süd, wo der Anschluss erfolgen soll. Technisch aufwendig sind die Querung des Flusses und der Eisenbahnlinie von Döbeln nach Roßwein. Und auch die B 175, die Staatsstraße 39 und die A 14 an der Anschlussstelle Döbeln Ost sind zu unterqueren. Es sei sehr langwierig und aufwendig, die Genehmigung für das Unterqueren der Autobahn zu erhalten, sagte Lößner. Dabei werden die Leitungen von eine Spezialfirma im sogenannten Bohrspülverfahren über größere Entfernungen in die Erde gebracht. Ein Leerrohr für ein Glasfaserkabel ist auch dabei. Mit diesem lässt sich die Schaltstelle in Mochau fernüberwachen. Das erfolgt von einer Messwarte in Zwickau aus, der dortige Energieversorger fungiert für die Döbelner Stadtwerke als Dienstleister.
Die Stadtwerke Döbeln investieren rund fünf Millionen Euro in das Entflechten der Stromnetze, die sie von der Envia übernimmt. Mit dem Ankaufen der Netze werden sogar rund zehn Millionen Euro investiert, sagte Gunnar Fehnle. Die Stadtwerke sind für die nächsten 20 Jahre Stromversorger in den neuen Gebieten. Diese Laufzeit hat der Konzessionsvertrag mit der Stadt.