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Neue Wohnungen für Radebeuler reservieren

Einheimische sollten auf dem hiesigen Wohnungsmarkt bessere Chancen haben, findet Stadtrat Jan Mücke und macht einen speziellen Vorschlag.

Von Nina Schirmer
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Der Wasapark soll zu einem Wohngebiet umgestaltet werden. Mit einem Einheimischen-Modell könnte sichergestellt werden, dass auch Radebeuler mit niedrigerem Einkommen dort eine Wohnung bekommen.
Der Wasapark soll zu einem Wohngebiet umgestaltet werden. Mit einem Einheimischen-Modell könnte sichergestellt werden, dass auch Radebeuler mit niedrigerem Einkommen dort eine Wohnung bekommen. © Visualisierung: IPRO Consult

Radebeul. Auf dem Gelände des Wasaparks sollen in den nächsten Jahren 200 neue Wohnungen entstehen. Diese gute Neuigkeit verkündete die SZ vor gut zwei Wochen. Doch die Reaktionen bei den Lesern fielen zumindest bei Facebook eher verhalten aus. „Werden die dann auch erschwinglich oder wieder nur was für die obere Mittelschicht?“, kommentiert eine Radebeulerin. „Wird natürlich extrem teuer, wie alle Mieten in Radebeul. Schade ums Geld“, findet ein anderer Nutzer. Und eine weitere schreibt: „Ich mach fünf Jahre eine schulische Ausbildung und bekomme Bafög, ausziehen und in der Stadt bleiben bei den Mieten geht leider nicht.“

So wie die Leser empfinden viele Radebeuler. Die Mieten oder Kaufpreise für neue Wohnungen sind für Leute mit durchschnittlichem und kleinem Geldbeutel oft nicht erschwinglich. Das führt dazu, dass in neu gebaute Wohnhäuser kaum Einheimische einziehen, sondern finanzkräftige Leute von außerhalb.

Das muss sich ändern, findet Stadtrat Jan Mücke (FDP). Sein Vorschlag: Werden neue Wohnungen in der Stadt gebaut, sollen 50 Prozent davon vorrangig an Radebeuler Bürger mit geringerem Einkommen vergeben werden. Neben dem Einkommen sollten auch noch andere Kriterien bei der Wohnungsvergabe an Radebeuler eine Rolle spielen. Zum Beispiel, wie viel Kinder jemand hat, ob es pflegebedürftige Angehörige gibt oder ob sich der oder diejenige ehrenamtlich in der Stadt engagiert. Die Bewerber könnten anhand dieser Kriterien nach einem Punktesystem ausgewählt werden, schlägt Mücke vor.

„Wer nur reine Finanzinteressen hat, kann die Kriterien nicht erfüllen“, sagt der Stadtrat. Dadurch soll sicher gestellt werden, dass auch die Kinder und Enkel von Radebeulern noch Chancen haben, hier eine Wohnung zu finden und in der Stadt zu bleiben. „Jemand, der ganz normal arbeiten geht, muss die Möglichkeit haben, Eigentum zu bilden“, sagt Mücke. Wenn die aktuelle Marktlage das nicht hergebe, müsse die Stadt Einfluss nehmen. „Wir dürfen nicht alles finanzkräftigen Investoren überlassen“, so Mücke.

Ganz neu ist dieser Ansatz nicht. In Bayern werde das bereits so gehandhabt, erklärt der Stadtrat. Dort wurde das sogenannte Einheimischen-Modell ursprünglich für Gemeinden mit großen Zuzugsdruck entwickelt, in denen die Baulandpreise massiv gestiegen waren. Das Ziel: vorrangig den Wohnbedarf für die ortsansässige Bevölkerung decken. Gemeinden wollen sicherstellen, dass Einheimische gegenüber finanzstarken Zuzüglern einen Vorsprung beim Kauf von Bauland erhalten. 

Im Februar 2017 haben sich die Europäische Kommission, das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit und die Bayerische Staatsregierung auf Kriterien geeinigt. Auswärtige sollen dabei allerdings nicht völlig ausgeschlossen werden.

Was in Bayern funktioniere, könne genausogut hier klappen, sagt Jan Mücke und hat auch schon konkrete Vorstellungen, bei welchen Bauprojekten das Einheimischen-Modell in Radebeul angewendet werden und für eine soziale Durchmischung sorgen sollte: Bei den neuen Wohnungen, die auf dem Glasinvest-Gelände, im Wasapark und irgendwann am ehemaligen Sportplatz Kötitzer Straße geplant sind. Für das Glasinvest-Projekt hat der Stadtrat schon einen entsprechenden Antrag eingereicht. Die Stadt muss dazu in einer der nächsten Bauausschuss-Sitzungen im neuen Jahr Stellung beziehen.