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Neuer Anlauf für das Parkcafé

Zwei Görlitzer Heimkehrer haben Langeweile. Ihre Berufung für die Gastronomie leben sie bald im Stadtpark aus.

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© Pawel Sosnowski/pawelsosnowski.c

Von Gabriela Lachnit

Michael Moses ist es zu langweilig zu Hause. Der 67-jährige Rentner will etwas zu tun haben. Deshalb richten er und Danuta Moses das Parkhäuschen im Görlitzer Stadtpark her. Die Ex-Eheleute wollen am 1. Dezember dort gemeinsam eine Kaffee- und Weinstube eröffnen.

Derzeit ist noch viel Arbeit. Die Räume müssen hergerichtet werden. Vor allem in der Küche hat Michael Moses zu tun. Frisch gemalert hat er schon. Einige Geräte, darunter ein Gasherd, sind bestellt. Am Tresen hat er gewerkelt. Eine Rolle Tapete liegt bereit, um einige Schadstellen in einem der drei kleinen Gasträume auszubessern. Danuta Moses wartet ungeduldig darauf, alle Räume zu putzen und zu wienern. Wenn es losgeht, soll alles blitzblank sein. Möglichst auch die Fassade des Hauses im Park. Michael Moses ärgert sich sehr darüber, dass dort mit Farbbeuteln großer Schaden angerichtet worden ist. Aber das in Ordnung zu bringen, ist Sache des Vermieters, meint der Rentner im Unruhestand.

Erfahrung in der Gastronomie bringen Michael und Danuta Moses reichlich mit. Noch vor der Wende ist der Görlitzer Michael Moses zu seiner Familie in den Westen ausgereist. 30 Jahre lang hat er in der Gastronomie gearbeitet. Die Weinstuben Alte Schmiede und Alte Minze in Frankfurt/Main hat er geleitet. Dem Parkhäuschen will er jetzt seinen Stempel aufdrücken. „Die Leute sollen sich wohlfühlen“, betont er. Angeboten werden ausschließlich deutsche Weine, Filterkaffee und hausgebackener Kuchen. Michael Moses‘ Reich wird die Küche sein, Danuta Moses kümmert sich um den Service. Im Winter öffnen sie die Kaffee- und Weinstube von 14 bis 19 Uhr, im Sommer soll bis 21 Uhr geöffnet sein, jeden Tag, außer montags.

Dass die beiden Unruheständler die Kaffeestube ausgerechnet im Winter eröffnen, nachdem bereits mehrere Gastwirte zuvor aus wirtschaftlichen Gründen gescheitert sind, ficht die Ex-Eheleute nicht an. Sie rechnen damit, dass die Görlitzer zunächst neugierig sind und schauen, was sich im Parkhäuschen getan hat. „Wir bieten Weihnachtsfeiern an und planen eine Silvesterparty, für die man schon reservieren kann“, erklärt Moses. Außerdem: „Ich habs nachgerechnet und kalkuliert – wirtschaftlich ist das Parkhäuschen eigentlich nicht zu betreiben. Leben kann man davon nicht“, erklärt der 67-Jährige. „Aber wir sind Rentner, bekommen Rente. Wenn die Kaffee- und Weinstube wenigstens einen kleinen Gewinn bringt, freut uns das.“

Mit einem kleinen Gewinn konnten sich die vorangegangenen Pächter des Parkcafés nicht zufriedengeben. Sie hatten andere Ansprüche. Der Eigentümer, der das Gebäude 2004 erwarb, begann ein Jahr später mit der Sanierung. Das Gewächshaus sollte eine Orangerie werden und ebenfalls für die Gastronomie genutzt werden. Dazu kam es aber nie. Im September 2007 wurde das Café eröffnet. Im März 2014 gab es einen ersten neuen Pächter. Er hielt aus bis zum Oktober 2015, dann war das Café zu. Anfang Juli 2016 eröffnete ein weiterer neuer Pächter und löste damit wiederum einen ab, der sich schon seit April 2016 kurzzeitig als Parkhäuschen-Wirt versucht hatte. Seit Beginn dieses Jahres ist die Kaffeestube dicht.

Nun wollen die rüstigen Rentner Moses ihr Glück versuchen. Sie planen, die Fläche neben dem Häuschen mit zu nutzen und draußen viel Kultur anzubieten. Dafür hat Moses Platz geschaffen und Wildwuchs beseitigt. Dabei kam eine kleine Figur – das Mädchen mit dem Hasen – zum Vorschein. 1933 ist das Werk des Bildhauers Rudolf Enderlein (1908-1985) dort aufgestellt worden, hat Moses in Erfahrung gebracht. „Mittlerweile kommen sogar Gruppen aus Kindergärten vorbei und bestaunen die Figur“, erzählt der Parkcafè-Pächter.

Was er an Kultur den Görlitzern und Gästen der Stadt anbieten wird, darüber hat er bislang nur vage Vorstellungen. Nicht etwa, weil er nicht wüsste, was, sondern vor allem, weil er nur wenige Künstler aus der Region kennt, die eine kleine Bühne und ein Publikum suchen. „Wer sich einen Auftrittsort für seine Kleinkunst wünscht, der sollte sich bei mir im Parkhäuschen melden“, betont Moses. In seinen Frankfurter Weinstuben sei das Musikangebot vielfältig gewesen, es habe vom Klezmer über Folk, Jazz bis hin zur Folklore und zur klassischen Musik gereicht. Ähnliches stellt er sich hier vor.