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Neuer Anlaufpunkt für Leseratten

Weißenberg soll eine Bücherzelle bekommen – dank einer engagierten Einwohnerin.

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© Uwe Soeder

Von Katja Schäfer

Eine Bücherei, die täglich rund um die Uhr geöffnet hat, soll es künftig in Weißenberg geben. Dafür sorgt eine junge Einwohnerin. Viktoria Panitz hat sich das Ziel gesetzt, auf dem Marktplatz einen öffentlichen Bücherschrank aufzustellen. Genauer gesagt: eine Bücherzelle. In einer ehemaligen Telefonzelle sollen Bücher zur kostenlosen Mitnahme bereitstehen. „Solche öffentlichen Bücherschränke gibt es ja schon in einigen Orten. Ich finde die Idee gut und möchte so etwas jetzt hier bei uns einrichten“, sagt die 30-Jährige, die aus Weißenberg stammt und nach Zeiten in der Ferne vor zwei Jahren in die Heimat zurückgekehrt ist. Den Anstoß für ihre Bemühungen bekam Viktoria Panitz, als sie selbst eine Menge Bücher aussortiert hatte, die sie aber nicht wegwerfen, sondern gern anderen zur Verfügung stellen wollte. „Im Internet kriegt man dafür so gut wie nichts. Da kann ich sie lieber gleich verschenken“, schildert sie ihre Überlegungen. Das Prinzip der öffentlichen Bücherschränke beruht darauf, dass jedermann dort Bücher einstellen und auch mitnehmen kann. Ob man sie nach dem Lesen wiederbringt oder behält, ist egal. „Wenn jeder, der ein Buch nimmt, auch eins bringt, funktioniert das gut“, ist Frau Panitz überzeugt, die ihr Vorhaben jetzt im Stadtrat vorgestellt hat.

„Wir unterstützen sie gern bei der Umsetzung“, betont Bürgermeister Jürgen Arlt (parteilos). Die Stadt wird eine ausrangierte Telefonzelle kaufen und auf dem Marktplatz aufstellen. Auch weitere Helfer konnte die Initiatorin in ihrer Heimatstadt schon gewinnen. „Das Transportunternehmen Kuhnen holt die Telefonzelle, die voraussichtlich aus Erfurt kommt. Die Firma Heizungs- und Metallbau Staude wird kostenlos Regale einbauen“, zählt Viktoria Panitz auf. Mit der Freien Mittelschule Weißenberg steht sie in Kontakt darüber, dass Schüler die Bücherzelle von außen künstlerisch gestalten.

Das regelmäßige Sortieren und Ordnen der Bücher will die 30-Jährige zusammen mit ihrem Partner übernehmen. „Wir suchen noch Leute, die uns dabei unterstützen, zum Beispiel, wenn wir mal im Urlaub sind“, sagt Viktoria Panitz, die von Beruf Sozialarbeiterin und gegenwärtig mit ihrem zweiten Kind in Elternzeit ist. Das Studium und die Lust auf Großstadtleben haben die Weißenbergerin einst in die Ferne gezogen. Nach Stationen in Köln und Leipzig ist sie wieder in die Heimat zurückgekehrt. „Für Kinder ist das Leben auf dem Land angenehmer“, nennt die junge Frau einen der Gründe dafür. Ein anderer ist die Nähe zur Familie.

Die Elternzeit will Viktoria Panitz auch nutzen, um ein gemeinnütziges Projekt umzusetzen. Mit der Bücherzelle hat sie es gefunden. „Ich finde so was gerade für Weißenberg, wo viele Pilger durchwandern, eine schöne Sache. Aber natürlich auch für die Einheimischen.“ Eine Bücherei gibt es in der Stadt nicht. Der Bücherbus der Bautzener Stadtbibliothek hält aller zwei Wochen für kurze Zeit auf dem Weißenberger Marktplatz. Wer außerhalb dieser Zeiten Lesestoff braucht, kann künftig die Bücherzelle nutzen. „Die Aufstellung soll so bald wie möglich erfolgen, noch in diesem Jahr“, nennt Initiatorin Viktoria Panitz ihr Ziel.

Öffentliche Bücherschränke gibt es mittlerweile schon an einigen anderen Stellen in der Region. In Ebersbach an der Bahnhofstraße beispielsweise gibt es seit Kurzem eine ähnliche Einrichtung, einen Bücherbaum.