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Neuer Anschlag in Rauhentalstraße

Dieses Mal sollte Wasser verhindern, dass Flüchtlinge in das Haus in Meißen ziehen.

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© Claudia Hübschmann

Von Peter Anderson

Meißen. Die Stimmung in Meißen ist weiterhin angespannt. Angeheizt wird sie durch eine erneute Kundgebung mit Spaziergang der rechtsextremen „Initiative Heimatschutz“ (IHS). Diese hat dazu aufgerufen, am morgigen Mittwoch, 19 Uhr, vor der Sparkasse auf der Neugasse gegen „Asylmissbrauch“ zu demonstrieren.

Auf der Facebookseite hetzen Anhänger und Sympathisanten der IHS unverändert gegen Ausländer und Juden. So behauptet Facebooknutzer Rainer Jäger in einem Beitrag, die Meißner Politiker würden den „Götzen der Hochfinanz“ sowie den „Machthebräern“ dienen und benutzt damit gängige antisemitische Klischees. In anderen Äußerungen ist nach NPD-Art von „Asylantenfestspielen“ die Rede oder wird der Reichsbürger-Bewegung folgend von einer „BRD GmbH“ geschrieben, welche vom „Volkszorn hinweggefegt werde“. Die Administratoren der Seite haben beide Äußerungen jedes Mal mit einem „gefällt mir“ markiert.

US-Medien berichten über Meißen

Auf die Umtriebe der selbst ernannten Heimatschützer ist unterdessen auch die Washington Post aufmerksam geworden. Das Blatt erscheint mit einer täglichen Auflage von rund 400 000 Exemplaren und ist damit die größte Tageszeitung in den Vereinigten Staaten von Amerika. In einem Beitrag vom Montag berichtet der Chef des Berliner Büros der Washington Post Anthony Faiola über ausländerfeindliche Übergriffe in Deutschland. Illustriert ist der Artikel mit einem Foto der Agentur AP, welches auf der letzten IHS-Demonstration entstand. Im Einstieg des Textes wird auf den Brandanschlag in der Rauhentalstraße von Ende Juni verwiesen. Auch im weiteren Verlauf des Artikels ist immer wieder von Meißen und dem vehementen Widerstand gegen neue Unterkünfte für Asylsuchende die Rede.

Angesichts solcher Negativschlagzeilen verstärkt sich in der Stadt der Druck zu parteiübergreifenden Aktionen gegen Rassismus und Ausländerfeindlichkeit. Der Linken-Stadtratsfraktionsvorsitzende Ullrich Baudis kündigte an, prominente Unterstützer nach Meißen holen zu wollen. Aus dem Kulturverein kommt Unterstützung für das Bündnis Buntes Meißen, welches bislang die Proteste gegen erstarkenden Rechtsextremismus hauptsächlich trägt.

Erneuter Übergriff auf neues Flüchtlingsheim

Zwischen Freitag und Sonnabend wurde die geplante Asylbewerberunterkunft auf der Rauhentalstraße indes erneut von Unbekannten angegriffen. Die Täter kamen in der Nacht und brachen in der Nacht in das Heim ein. Mit brachialer Gewalt hätten sie im Obergeschoss darauf hingearbeitet, eine Überschwemmung herbeizuführen. Das sagte am Montag der Bauunternehmer Ingolf Brumm. Ihm gehört das Gebäude. Auch im Keller hätten sich die Unbekannten zu schaffen gemacht – mit dem gleichen Ziel: Das Haus sollte unter Wasser gesetzt werden.

Weitere Details wollte Brumm gestern nicht nennen, um die Ermittlungen der Polizei nicht zu behindern. Ganz offensichtlich sei es bei dem Anschlag jedoch darum gegangen, das Gebäude unbewohnbar zu machen und alle Pläne für eine Flüchtlingsunterkunft zunichte werden zu lassen. „Es wurde nichts gestohlen, und der Zeitpunkt war von den Tätern gut gewählt“, so Brumm. Gerade seien die ersten Feuerschäden beseitigt gewesen.

Der Vorfall vom Wochenende folgt auf einen Brandanschlag von Ende Juni – an gleicher Stelle. Das geplante Flüchtlingsheim war dabei schwer beschädigt worden. In dem zuvor sanierten Mehrfamilienhaus sollten 30 Asylbewerber in möblierten Zimmern unterkommen. Das Landratsamt hatte den Viergeschosser von Ingolf Brumm gemietet. Trotz des Feuers hielt der Landkreis an dem Objekt fest. Bis zum Spätherbst sollten eigentlich die Schäden des Brandes beseitigt sein.

Das zuständige Operative Abwehrzentrum der Polizei ermittelt in dem Fall. Im Anschluss an den Brand hatte Bauunternehmer Brumm mehrere Drohungen wegen seines Engagements für Asylsuchende erhalten. Die Geschehnisse sorgten bundesweit für negative Schlagzeilen.

Auf der Seite www.facebook.com/szmeissen findet sich ein direkter Link zu dem Artikel in der Washington Post.