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Neuer SZ-Leserbeirat gesucht

Der erste Beirat zeigte sich selbstbewusst und konstruktiv. Nun sucht die SZ Bewerber für die nächste spannende Etappe.

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© Robert Michael

Von Olaf Kittel

Ein Versuch sollte es sein, als die Sächsische Zeitung vor zwei Jahren den ersten Leserbeirat berief. Ein Versuch der Redaktion, mehr Lesernähe zu schaffen, auch besser zu verstehen, warum ein Teil der Leser in den vergangenen Jahren die Zeitung kritischer bewertet. Aber auch, um zu testen, wie Dialog in der Zukunft besser funktionieren kann.

Was hat der erste Leserbeirat gebracht?

Wie erwartet gab es lebhafte und kontroverse Debatten, wie sollte es in dieser Zeit auch anders sein. Was alle Beteiligten aber überraschte, war das hohe Niveau. Dieser Beirat brachte es fertig, schwierige Diskussionen ohne persönliche Verletzungen in einem konstruktiven Klima zu führen. So bildete sich ein Gremium heraus, das selbstbewusst und zugleich respektvoll der Redaktion beratend zur Seite stand und selbst Spaß dabei hatte. Die SZ wiederum öffnete dem Gremium alle Türen. Zu Chefredaktion und Geschäftsführung, zu einzelnen Redaktionen, zur Druckerei und dem Zeitungsvertrieb, zur Leserforschung. Die Redakteure hörten dem Gremium aufmerksam zu. Informationsgewinn also für alle Seiten.

Ganz praktisch hat der erste Leserbeirat dafür gesorgt, dass die Sächsische Zeitung jetzt über Regeln für den Umgang mit Leserbriefen verfügt. Nach langen Diskussionen im Beirat und in der Redaktion wurde festgeschrieben, wie Leserbriefe beschaffen sein sollen (kurz, nicht anonym, gesetzliche und presserechtliche Bestimmungen beachtend). Die Redaktion verpflichtete sich, Einsendungen so rasch wie möglich zu bearbeiten und Anfragen spätestens nach drei Wochen zu beantworten. Dies klingt einfacher, als sich dieser Prozess in Wirklichkeit abgespielt hat.

Hilfreich für die SZ war eine mehrstündige Blattkritik, die der Beirat vornahm und per Protokoll den Redaktionen zur Kenntnis gab. Besonders anregend, manchmal auch aufregend wurde eine Veranstaltung des Leserbeirates, zu der besonders aktive und kritische Leserbriefschreiber eingeladen wurden. Sie diskutierten mit Mitgliedern der Chefredaktion über die Leserbriefregeln, über die Rolle von Überschriften, den Wert umfassender Berichterstattung und von Meinungsbeiträgen. Debattiert wurde über die Syrien- und die Russland-Berichterstattung. Vorwürfe, Redakteure hätten nicht die Möglichkeit, ihre Meinung frei zu äußern, wurden von der SZ, aber auch von Beiratsmitgliedern deutlich zurückgewiesen.

Diese Debatte hat vor allem eines gezeigt: Der Diskussionsbedarf vieler Leser ist gewaltig. In seiner letzten Beratung gab der scheidende Leserbeirat deshalb seinen Nachfolgern mit auf den Weg, über neue Formen des Dialogs nachzudenken.

Was hätte sich der Leserbeirat noch gewünscht?

Mehr Gespräche mit Ressortleitern und Lokalchefs, direkte Kontakte von Beiräten mit spezieller Praxiserfahrung zu Fachredakteuren der SZ. Und über die Arbeit des Leserbeirates sollte künftig nicht nur gelegentlich, sondern regelmäßig in der Zeitung berichtet werden, möglichst direkt durch einzelne Mitglieder des Beirates. Die SZ ist zu alldem bereit.

Was erwartet den neuen Leserbeirat?

Alles in allem lassen sich die Erfahrungen aus dem ersten Leserbeirat so zusammenfassen: Versuch gelungen, auch wenn der Beirat noch sein Profil schärfen und die Redaktion lernen muss, dieses Gremium besser zu nutzen.

Dies heißt auch: Es wird einen zweiten Leserbeirat geben, der im Frühjahr berufen wird. Er soll der Redaktion in den nächsten zwei Jahren beratend zur Seite stehen, einer außerordentlich spannenden Zeit. 2019 hat Sachsen ein Superwahljahr mit Europa-, Landtags- und Kommunalwahlen vor sich, die Debatte um die Flüchtlings- und Integrationspolitik wird viele Leser weiter bewegen, außenpolitische Konfliktfelder ebenso. In dieser spannenden Zeit erwarten die SZ aber auch große digitale Aufgaben. Neue Produkte gilt es zu entwickeln, die junge Leser ansprechen und die Zukunft des Verlagshauses sichern.

Was erwartet die Sächsische Zeitung vom neuen Leserbeirat?

Für diese spannende Etappe wünscht sich die SZ einen starken Leserbeirat an die Seite. Die Beiräte sollen aus dem gesamten Verbreitungsgebiet zwischen Weißwasser, Zittau und Döbeln, Riesa, Pirna und Dresden kommen. Wir wünschen uns eine gute Mischung aller Altersgruppen, Männer und Frauen sollen gleichermaßen vertreten sein. Wir werden auch auf eine gute Mischung der Berufs- und Interessensfelder achten. Kritische Leser sind selbstverständlich willkommen. Besonders interessiert sind wir an Bewerbungen junger DigitalLeser.

Die Redaktion bittet interessierte Leser um ihre Bewerbungen bis zum 22. April und ist auf die Resonanz gespannt.

Bewerbungen und Zeitplan:

Interessenten senden ihre Bewerbung bitte bis zum 22. April möglichst als E-Mail an [email protected] Auch Briefe sind möglich, bitte an: Sächsische Zeitung, 01055 Dresden, Leserbeirat.

Die Bewerbungen sollen ein kurzes Bewerbungsschreiben enthalten, aus dem deutlich wird, warum eine Mitarbeit gewünscht wird, sowie einen kurzen Lebenslauf.

Der Leserbeirat tagt mindestens dreimal im Jahr von 15 Uhr bis in den frühen Abend, zumeist im Haus der Presse in Dresden. Die erste Beratung ist für den 19. Juni vorgesehen.