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Neuer Tagesbruch in Dippoldiswalde

An der Brauhofstraße ist ein alter Schacht eingestürzt. Das ist völlig neu. Hier war bisher kein Bergbau bekannt.

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© Frank Baldauf

Von Franz Herz

Dippoldiswalde. Erst war nur ein Pflasterstein nach unten gerutscht. Als die Mitarbeiter des benachbarten Reifendienstes Novak an der Brauhofstraße in Dippoldiswalde genauer nachsahen, entdeckten sie darunter ein tiefes Loch im Untergrund. Die Erde war runtergebrochen und ein Tagesbruch von rund zwei Meter Tiefe hatte sich geöffnet. Sie haben die Stelle provisorisch abgesperrt und den Fall an das Sächsische Oberbergamt nach Freiberg gemeldet, wie dessen Leiter, Oberberghauptmann Bernhard Cramer, informierte. Das war am Mittwoch, dem 14. Oktober.

Am nächsten Tag haben sich dessen Mitarbeiter die Schadstelle angesehen und sind hineingestiegen. Sie haben sofort Sicherungsarbeiten eingeleitet. Die Bergsicherung Freital arbeitet derzeit an dem Tagesbruch. Ihre Mitarbeiter haben ihn erst einmal so gefestigt, dass Menschen und auch die Gebäude in der Umgebung nicht mehr gefährdet sind. Nun wird der Hohlraum weiter erkundet, um herauszufinden, warum hier die Erde eingebrochen ist. Schließlich soll er aus Sicherheitsgründen dauerhaft verwahrt werden, informierte der Oberberghauptmann weiter. Damit wird vermieden, dass es mitten in der Stadt zu weiteren Tagesbrüchen kommt. Die gehen nicht immer so glimpflich ab, wie der in der Brauhofstraße bisher.

Das Oberbergamt hat auch die Archäologen informiert. Womöglich könnten sich hier im Untergrund neue Funde zum Dippoldiswalder Altbergbau verbergen, der in den letzten Jahren großes Aufsehen erregt hat. „Meine Mitarbeiterin Heide Hönig begleitet auch die Arbeiten an der Brauhofstraße“, teilt Christiane Hemker mit, Referatsleiterin im sächsischen Landesamt für Archäologie. Die Bergleute vermuten, dass sich unter dem Erdloch ein unbekannter alter Tagschacht verbirgt. Genaueres müssen sie erst noch herausfinden. „Für das nähere Umfeld um den Tagesbruch sind keine alten Grubenbaue bekannt“, teilt der Oberberghauptmann mit. In den Unterlagen des Oberbergamts ist nur ein Tagesbruch aus dem Jahr 1984 verzeichnet, der etwas entfernt auf der anderen Seite, östlich von der Brauhofstraße passiert ist. Allerdings gehen die Fachleute davon aus, dass die halbe Kernstadt Dippoldiswalde von unterirdischen Hohlräumen aus dem früheren Bergbau durchzogen ist.

Derzeit ist auch noch völlig offen, welche historische Bedeutung der neue Tagesbruch an der Brauhofstraße hat. Die sensationellen Funde in Dippoldiswalde stammen noch aus dem Mittelalter. Sie sind vor mindestens 800 Jahren entstanden, also sehr alt und auch sehr selten. „In Europa einzigartig“, lautet das Urteil von Christiane Hemker. Ob das für den neuen Schacht auch zutrifft, weiß derzeit niemand. Er kann aus jüngerer Zeit stammen, beispielsweise aus dem 16. oder 17. Jahrhundert. Aus dieser Zeit gibt es auch im Erzgebirge viele Bergbauüberreste. Das wäre dann keine große Besonderheit für die Bergbaugeschichte. Wenn es sich jedoch auch um mittelalterlichen Bergbau handelt, verspricht der Fund für die Wissenschaft neue Erkenntnisse.