Merken

Neues Angebot für Menschen mit Demenz

Das DRK und die Städtischen Museen Zittau haben mit Seniorenbetreuerin Sabine Erath ein Projekt initiiert. Ein Zeitungsartikel ist dabei behilflich gewesen.

Teilen
Folgen
© Matthias Weber

Von Grit Lobstein

Ein Museumsbesuch sollte wie ein Urlaub sein, eine Mischung aus Entspannung, Spaß und inspirierenden Eindrücken. Der Besucher sollte mit einem Lächeln auf den Lippen wieder nach Hause fahren. Wie man diesen Effekt auch bei desorientierten Menschen erreichen kann, damit beschäftigen sich Seniorenbetreuerin Sabine Erath, Daniela Schüler, Museumspädagogin bei den Städtischen Museen Zittau, und das Deutsche Rote Kreuz (DRK) in Zittau seit einiger Zeit.

„Die Idee zum gemeinsamen Projekt kam mir, als ich einen Zeitungsartikel über ins Auge gefasste museale Angebote des Zittauer Museums für Demenzkranke in die Hände bekam“, berichtet Uwe Lammel, Geschäftsführer des Zittauer DRK. Frau Schüler hatte ja den Anstoß gegeben und fand die Kooperationsidee prima. Schnell war auch Frau Erath als „Fachfrau für Demenz“ mit im Boot. „Desorientierte Menschen erreicht man am besten über die Gefühlsebene“, weiß die Validationslehrerin aus ihrer täglichen Arbeit.

Auch wenn Erinnerung und Orientierung gestört sind, Menschen mit Demenz haben neben vielen Einschränkungen weiterhin Interessen, Wünsche und Ressourcen, die es zu aktivieren gilt. Vergleichbar ist dies zum Beispiel mit einem Theaterbesuch. „Jeder kennt das Gefühl, der Raum ist etwas Besonderes, die Geräusche sind gedämpft und selbst die Personen strahlen etwas Beruhigendes aus“, zieht Sabine Erath den Vergleich. Genau dieses Besondere ist es, was auch Demenzkranke hin und wieder genießen: Mal aus dem Alltag entfliehen und in eine anregende, angenehme Atmosphäre eintauchen.

Ein erster „Schnupperbesuch“ im Stadtmuseum mit drei Gästen der DRK-Tagespflege fand jetzt am „Kleinen Fastentuch“ statt. In dem abgedunkelten, ruhigen Raum schauten sich alle drei fasziniert das Bild auf dem Tuch an. Unter Leitung von Sabine Erath erkannten die drei Frauen viele verschiedene Facetten des Bildes und konnten sogar teilweise ausdrücken, was sie dabei fühlen. Auch wenn sie im Nachgang schnell vergessen haben, was sie „faktisch“ gesehen haben, bleibt bei den Besucherinnen doch das Gefühl, etwas Schönes erlebt zu haben, haften.

Dieses besondere museale Angebot soll in nächster Zeit erweitert werden. Auch andere Orte und Exponate im Zittauer Museum sind ganz sicher geeignet, die Sinne und Gefühle der demenziell Erkrankten anzusprechen.

„Ziel ist es, diesen Menschen mehr Lebensqualität zu geben, sie im Rahmen ihrer Möglichkeiten auch regelmäßig am kulturellen Leben teilhaben zu lassen“, sind sich die Projektinitiatoren einig. „Gib dem Leben nicht mehr Tage, sondern dem Tag mehr Leben“, fasst Sabine Erath zusammen und hofft, dieses Angebot bald vielen desorientierten Menschen zugänglich machen zu können.