Neues beim Jagdhüttenwirt
Von Gabriele Nass und Ingolf Reinsch
Bischofswerda. Es fährt sich gut auf der neuen Waldstraße am Butterberg. Im unteren Teil des Berges zweigt sie ab von der „Hauptstraße“ und führt zur Jagdhütte. Für alle, die für einen Besuch in der Baude auch mal das Auto nehmen oder gar darauf angewiesen sind, ist es damit deutlich komfortabler geworden. Auch für Zulieferer, denn man fährt hier jetzt nicht mehr sprichwörtlich über Stock und Stein, sondern auf einer ebenen Fahrbahn. Für den Gegenverkehr gibt es zwei Ausweichstellen und an der Baude mehr Platz zum Parken als bisher. Ein Reisebus kann dort jetzt wenden.
Der Unternehmer und Baudeninhaber Gerd Fietze hat sich das was kosten lassen. Rund 50 000 Euro investierte er in Planung und Bau von Straße und Parkplatz. 5 000 Euro gab die Stadt Bischofswerda für den Wegebau dazu. So war das schon vor Jahren vereinbart worden. Die Stadt ist Waldeigentümer, auch die Zufahrt zur Jagdhütte gehört ihr. Und Eigentum verpflichtet.
Im nächsten Jahr will Unternehmer Gerd Fietze weiter bauen. Dann in der Jagdhütte selbst. Entstehen soll eine behinderten- bzw. altengerechte Toilette auf gleicher Ebene wie der Gastraum. Ein Wunsch, den viele Gäste schon lange haben, denn sie müssen bisher viele Stufen eine Etage tiefer meistern, um zum WC zu kommen. Gedämmt werden soll die Wand zur Terrasse. „Das ist notwendig, denn wer im Winter am Fenster sitzt, spürt schnell, dass es kalt wird“, sagt Gerd Fietze. Die Außenwand aus Holz wird um einige Zentimeter zur Terrasse hin verlagert und dahinter das Dämmmaterial eingebaut. Am Bild der Baude wird sich dadurch nichts ändern.
Erweiterung ist abgesagt
Den großen Plan zur Erweiterung des idyllisch am Waldrand gelegenen Gebäudes ließ Gerd Fietze fallen. Als er die Baude 2012 übernahm, hatte er vor, die offene Terrasse mit mobilen Teilen zu verglasen, um sie ganzjährig nutzbar zu machen und mehr Platz anbieten zu können. Im Gastraum können 58 Besucher bedient werden, auf der Terrasse noch einmal 28. Doch schon zu Beginn des letzten Jahres rechnete der Wirt mit spitzem Stift. Inzwischen galt der Mindestlohn und Gerd Fietze sagte auf Nachfrage zurückhaltend: „Die Investition muss auch betriebswirtschaftlich Sinn haben.“ Mit immer mehr und immer größer sei es allein nicht getan. Inzwischen hat er sich anders entschieden.
Die Baude ist vom Stil her besonders. Auf diesen setzt ihr Inhaber nun und sagt, „sie soll ihren Hüttencharakter behalten.“ Den Bauantrag beim Landratsamt inklusive einer Erweiterung zog er dieses Jahr zurück. Ohnehin hatte sich das Genehmigungsverfahren hingezogen, weil für den sensiblen Waldbereich immer wieder neue Unterlagen gefordert wurden. Einen neuen Bauantrag stellt Gerd Fietze daraufhin zu Beginn dieses Jahres. Diesmal nur für Straße und Parkplatz. Für die gefällten Bäume finanziert er Ersatzpflanzungen. 3 700 Quadratmeter zwischen Bischofswerda und Schmölln werden aufgeforstet.
Der Balkon von Bischofswerda
Die Jagdhütte am östlichen Hang des Butterberges ist so etwas wie der Balkon Bischofswerdas. Gerd Fitze, der in Cannewitz zu Hause ist, war erst Gast. Gemeinsam mit der Frau aß er in der Baude zu Mittag, als ihn der damalige Eigentümer Reiner Huste fragte, ob er nicht einen Nachfolger wüsste. Fietze, der Jäger ist und außerdem seit über 15 Jahren auf seinem Grundstück Dam- und Sikawild in kontrollierter ökologischer Haltung züchtet, entwickelte selbst Interesse und übernahm das Objekt wenig später.
Ein Teil dessen, was in seinem Wildgatter heranwächst, wird in der Jagdhütte als Wildbraten serviert. So steht Wild hier das ganze Jahr über auf der Karte. Auch Reh-, Hirsch- oder Wildschweinbraten, die in dem Ausflugslokal angeboten werden, sind oft vom Chef selbst geschossen.
Die Gastronomie überlässt Gerd Fietze den Fachleuten. Unter anderem schwört er auf seine neue Restaurantleiterin Mercedes Teich und deren langjährige Erfahrungen. Sein eigener beruflicher Schwerpunkt liegt weiter in Bautzen, denn Gerd Fietze ist Inhaber des Unternehmens Multi-Möbel, das er 1990 zusammen mit einem Geschäftspartner gründete. Zehn Möbelhäuser in mehreren Bundesländern und mit insgesamt 160 Mitarbeitern gehören zum Unternehmen. „Meine Hauptenergie konzentriere ich darauf“, sagt der Unternehmer.
Die Firmennachfolge hat er schon in der Familie geregelt. Sohn Tommy (37) verantwortet die Möbelbranche, Sohn Maik (34) den Bereich Küchen. Beide sind wie ihr Vater Geschäftsführer von Multi-Möbel. Der jüngste Sohn der Familie, Steven (28), stieg beruflich ebenfalls in Vaters Fußstapfen, wenn auch in einer ganz anderen Branche. Er lernte Kfz-Mechaniker und machte seinen Meister. Gerd Fietze ist von Haus aus Motorenschlosser, hat ebenfalls den Meisterbrief und arbeitete bis zur Wende in Kfz-Werkstätten von Landwirtschaftsbetrieben im Kreis Bautzen.
Die Jagdhütte ist für Gerd Fietze Kür, keine Pflicht. Ein schöner Ort zum Ausspannen und Genießen, den er seinen Gästen bieten will. Dass die Baude jetzt auch für Menschen erreichbar ist, die nicht gut oder gar nicht mobil sind, freut die Gäste, aber auch den Inhaber selbst. Anfragen von Reiseveranstaltern, das Ausflugslokal mit dem Bus anzusteuern, gibt es schon lange. Jetzt können sie kommen.
Geöffnet Mittwoch bis Sonntag ab 11 Uhr