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Neues Leben im alten Bahnhof

Sabine Fritzsche betreibt nun die Gaststätte in Hagenwerder. Damit erfüllt sich ein Traum.

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© Nikolai Schmidt

Von Christian Köhler

Hagenwerder. Für Sabine Fritzsche ist ein Traum wahrgeworden. Und das gleich in doppelter Hinsicht: Einerseits hat sich die 43-jährige Ostritzerin schon immer gewünscht, als Köchin arbeiten zu können. Gleichzeitig ist es dabei natürlich auch nicht schlecht, wenn man beim Zubereiten der Mahlzeiten sein eigener Chef ist.

Seit 1. Oktober nämlich hat Sabine Fritzsche die Gaststätte in Hagenwerders ehrwürdigem Bahnhof wieder mit Leben erfüllt. „Bei uns gibt es gutbürgerliche Küche“, sagt die Jungunternehmerin, deren Gewerbeanmeldung gerade erst ein paar Tage alt ist. „Meine Familie steht hinter mir, unterstützt mich, wo sie kann“, sagt die Ostritzerin. Da ist es selbstverständlich, dass zur Neueröffnung des Lokals vor wenigen Tagen – es war für zwei Monate geschlossen – die beiden Töchter und der Ehemann mit an Bord sind.

Eigentlich ist Sabine Fritzsche gelernte Textilmaschinenführerin, aber nach der Wende und dem Niedergang der Textilindustrie in Ostsachsen musste sie sich wie die meisten Oberlausitzer neu orientieren, hangelte sich von Job zu Job, bis sie eine Umschulung zur Köchin beginnen konnte. „Das ist eigentlich auch schon immer mein Berufswunsch gewesen“, sagt sie, „und ich bin froh, dass es geklappt hat.“ Dabei ist Sabine Fritzsche in Hagenwerder längst keine Unbekannte mehr. „Seit zwei Jahren habe ich bereits in der Gaststätte im Bahnhof gearbeitet“, erzählt sie. Rainer Blumrich, der seit 2004 bis August dieses Jahres die Gastwirtschaft betrieben hatte, stellte die junge Frau ein. Seitdem half sie in der Küche und im Service, gehörte zur Gaststätte. „Reiner Blumrich ist zwar nun im wohlverdienten Ruhestand, aber hilft immer noch mit, wo er kann“, sagt Sabine Fritzsche schmunzelnd. Der ehemalige Inhaber hat aus gesundheitlichen Gründen das Lokal am Bahnhof abgegeben. „Ich hätte gerne noch eine Weile weitergemacht“, erzählt er auf SZ-Nachfrage, „aber die Gesundheit geht vor.“ Er freut sich nun darüber, dass seine Gaststätte weiterbetrieben wird und nicht etwa für lange Zeit geschlossen bleibt. „Sabine Fritzsche ist ja noch viel jünger als ich. Sie wird dem Lokal neuen Schwung geben.“ Dass Sabine Fritzsche einmal Unternehmerin und Lokalinhaberin wird, hat sie noch vor ein paar Monaten nicht gedacht. „Im März dieses Jahres habe ich mich dann ernsthaft mit dem Gedanken getragen, die Wirtschaft zu übernehmen, als mein Chef sagte, er wolle in den Ruhestand gehen“, erklärt sie. Was folgte war ein Existenzgründerseminar, ein Business-Plan und allerlei Behördengänge. Seit 1. Oktober nun, ist aus der Theorie Praxis geworden.

„Zur Eröffnung sind insgesamt 67 Essen aus der Küche gegangen“, erzählt Sabine Fritzsche noch immer begeistert von dem Ansturm am Eröffnungswochenende. Es habe zwar einige Vorbestellungen gegeben, aber vor allem die Laufkundschaft, die eher zufällig von der Neueröffnung erfahren hatte, habe sich gern in der urigen Gaststätte bewirten lassen. „Es verlief zwar nicht alles reibungslos, aber das ist wohl normal in den ersten Tagen“, sagt die neue Chefin. Sie habe unbedingt wissen wollen, ob der Gaststättenbetrieb etwas für sie ist. „Wenn man es nicht probiert, kann man nie wissen, ob man es geschafft hätte“, ist sie sich sicher. Deshalb habe sie nicht lange überlegen müssen, das einzige Wirtshaus zwischen Weinhübel und Ostritz zu übernehmen und neu zu eröffnen.

Mit einer veränderten Speisekarte und insgesamt drei Mitarbeitern hofft Sabine Fritzsche nun, die Begeisterung der hungrigen Kundschaft geweckt zu haben. Neben einem Angebotstag soll das Wirtshaus täglich außer montags geöffnet haben. „Für mich ist gutes Essen und ein freundliches Personal das Wichtigste“, sagt die Chefin. Erst nach dem Winter will sie dann in das Lokal weiter investieren, gerade das Gebäude außen zur Bundesstraße 99 hin weiter verschönern.

Einziges Ärgernis bislang: Der Telefon- und Internetanschluss lässt noch auf sich warten. „Ich bin eigentlich eher ruhig und entspannt“, erzählt Sabine Fritzsche, „aber das regt mich echt auf.“ Immerhin konnte sie deshalb noch keine Werbeflyer drucken lassen, die dann in die Haushalte der Umgebung gehen können. Auch können sich Interessenten für Familienfeiern, Vereinssitzungen oder sonstige Festlichkeiten bislang nur über Handy oder das soziale Netzwerk Facebook bei ihr melden. „Ich hoffe, dass nun zügig ein Techniker herkommt“, sagt sie, „damit meine Gaststätte noch bekannter wird.“

Telefon: 0162 7242700