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Neues Leben zieht in den Kupferhammer

Lange stand der Gebäudekomplex an der Spree in Bautzen leer. Jetzt entsteht dort ein außergewöhnliches Wohnprojekt.

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© Carmen Schumann

Von Frances Scholz

Die graue, runtergekommene Fassade ist einem neuen, hellen Anstrich gewichen. Auch das marode Dach und kaputte Fenster gibt es hier nicht mehr. In den Kupferhammer an der Spree zieht jetzt neues Leben ein. Seit März 2014 werden das Haupt- und das Nebengebäude von der Bautzener Firma Hentschke Bau saniert. Ende Juni sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Doch noch gibt es viel zu tun.

Das Kupfertürmchen auf dem Nebengebäude wurde ebenfalls restauriert.
Das Kupfertürmchen auf dem Nebengebäude wurde ebenfalls restauriert. © Carmen Schumann
Für Polier Peter Tunger und Architektin Stephanie Schulze von Hentschke Bau gab es in den denkmalgeschützten Gebäuden einige bauliche Herausforderungen.
Für Polier Peter Tunger und Architektin Stephanie Schulze von Hentschke Bau gab es in den denkmalgeschützten Gebäuden einige bauliche Herausforderungen. © Carmen Schumann

„Die letzten Fliesenarbeiten werden jetzt im Inneren gemacht. Außerdem werden die Balkone angebracht“, zählt Architektin Stephanie Schulze auf. Ein Blick ins Innere des Hauptgebäudes verrät, hier wird viel Wert auf Details gelegt. „Im Treppenhaus haben wir eine historische Farbuntersuchung machen lassen. Die Verzierungen und Farben werden wieder so gewählt, wie sie hier früher mal in den 20er- oder 30er- Jahren zu finden waren“, sagt Stephanie Schulze. Auch einige Fliesen am Boden und an den Wänden sind im Treppenhaus noch gut erhalten. „Die bleiben so, denn die Häuser stehen unter Denkmalschutz“, erklärt die Architektin. Auch der Stuck in einigen Räumen bleibt erhalten. Ebenso wurden alte Türen wieder aufgearbeitet. Holzfenster, Dachziegel und Kupferrinnen wurden ebenfalls nach dem historischen Vorbild nachgebildet.

Gute Anbindung an die Stadt

Insgesamt sind in den beiden Häusern 16 Wohnungen entstanden. Sie sind zwischen 60 und 120 Quadratmetern groß. Dafür musste die komplette Raumaufteilung verändert werden. „Es gab mal einen großen Saal im Hauptgebäude. Der wurde früher mal für Veranstaltungen genutzt. Damit Platz für die Wohnungen ist, haben wir eine Decke eingezogen“, erklärt die Architektin. Eine weitere Herausforderung war die Beschaffenheit des Nebengebäudes, in dem jetzt fünf Wohnungen zu finden sind. Polier Peter Tunger erinnert sich gut. „Die gesamte Vorderwand stammte noch aus dem 16. Jahrhundert. Wir mussten alles durch Pfeiler ersetzen“, sagt er. Auch in das kleine Türmchen auf dem Dach des Nebengebäudes wurde viel Arbeit gesteckt. „Das Türmchen hatte viele Einschusslöcher noch aus Kriegszeiten. Die Unterkonstruktion aus Holz mussten wir komplett erneuern“, sagt Peter Tunger. Die Glocke aus dem Jahr 1706 konnte aber gerettet werden und hängt wieder im Türmchen.

Aber nicht nur historische Schätze finden Mieter künftig am Kupferhammer. So gibt es ein hauseigenes, modernes Blockheizkraftwerk. Dieses produziert Strom und Wärme kostengünstig und direkt vor Ort. Zudem gibt es im Hauptgebäude einen Fahrstuhl. „Dadurch sind alle Etagen ebenerdig miteinander verbunden und man kommt bequem zu seiner Wohnung“, sagt Architektin Stephanie Schulze. Denn künftig soll es am Kupferhammer ein Mehrgenerationenwohnen geben. „Die ersten Mieter ziehen schon im Juli ein. Es sind ältere Leute, Familien und junge Paare“, sagt sie. Denn genau diese Mischung sei am Kupferhammer ideal. „Von hier aus ist man schnell in der Stadt und doch im Grünen. Der Stadtbus hält direkt vor der Tür und man hört die Spree plätschern.“

Damit die künftigen Mieter sicher vor einem möglichen Hochwasser sind, befinden sich die ersten Wohnungen im ersten Obergeschoss. „Im Untergeschoss ist Platz für die Kellerräume und auch die moderne Heizungsanlage steht dort. Im Nebengebäude befinden sich im Untergeschoss Stellplätze“, sagt Peter Tunger.

Schon zwölf Wohnungen vermietet

Wer sich für eine Wohnung am Kupferhammer interessiert, muss schnell sein. Denn es sind bereits zwölf Wohnungen vermietet. Aktuell sind noch drei Zweiraumwohnungen und eine Dreiraumwohnung frei. Letztere befindet sich im Dachgeschoss. Eine 80 Quadratmeter große Zweiraumwohnung kostet zum Beispiel 520 Euro zuzüglich Nebenkosten.

In den nächsten Tagen werden auch noch die Außenanlagen auf Vordermann gebracht. „Es entsteht ein Grillplatz und ein Garten vorm Haus, wo sich die Mieter im Grünen begegnen können“, sagt Peter Tunger. Dann kann endlich wieder Leben in den Kupferhammer einziehen.

Vermietung über Immobilienmaklerin Maria Dude, Telefon: 0162 6664780 oder 03591 5931860

Die Geschichte des Kupferhammers

Der Name „Kupferhammer“geht auf die nachgewiesene Kupferverarbeitung in Bautzen zurück. Der Kupferhammer wurde erstmals 1544 im Bautzener Gerichtsbuch erwähnt, ist aber wahrscheinlich wesentlich älter.

Mitte des 17. Jahrhunderts wechselte die Funktion des Kupferhammers zu einer Schleifmühle zur Bearbeitung von Werkstoffen wie Naturstein oder Glas. Außerdem entwickelte sich ein Geschäftsbetrieb mit den vielen Lausitzer Textilfabriken.

1820 übernahm Johann Georg Reinhardt das Werk von seinem Schwiegervater. Man konzentrierte sich zunächst auf die Textilproduktion. Doch um 1835 wurde das Kupfergeschäft wieder ausgebaut.

1845 brannte die Fabrik fast komplett ab, wurde aber 1846 mit einem neuen Walzwerk wieder neu errichtet.

Bis 1865 wurden die Kupferschmiede mit Wasserkraft angetrieben. Ab 1865 wurde der Antrieb im Kupferhammer auf Dampfkraft umgestellt.

Von 1913 bis 1914 entstand der Neubau des Verwaltungsgebäudes.

Im Jahr 1928 hatte das Werk an der Spree rund 530 Mitarbeiter. Aufgrund hoher Kreditschulden wurde es aber im September 1928 stillgelegt.

Zur Nazizeit waren im Jahr 1933 etwa 500 politische Gefangene im Kupferhammer interniert.