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Neuhermsdorfs eiskalte Premiere

Das Alte Zollhaus lockt weltbeste Eisschwimmer ins Osterzgebirge. Eine Herausforderung – nicht nur für Starter.

Von Mandy Schaks
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Hotelchef Gerrit Curcio musste mit seinem Team erst den See von Schnee und Eis befreien, bevor es ins Wasser gehen kann.
Hotelchef Gerrit Curcio musste mit seinem Team erst den See von Schnee und Eis befreien, bevor es ins Wasser gehen kann. © Kamprath

Viele Osterzgebirgler werden wahrscheinlich bis heute nicht einmal gewusst haben, dass das Landhotel Altes Zollhaus in Neuhermsdorf in über 700 Meter Höhe auch ein Wassergrundstück ist. Zum altehrwürdigen Anwesen aus dem 17. Jahrhundert, umgeben von Wiesen und Wäldern, gehören zwei kleine Seen. Und einer davon mit dem bezaubernden Namen Waldsee wird am Sonnabend aus dem Dornröschenschlaf geholt – von hartgesottenen Typen.

Einer davon, sogar die wichtigste Person in dem Spektakel ist Gerrit Curcio. Der Deutsch-Italiener übernahm vor rund zehn Jahren das Alte Zollhaus. Er ist eigentlich bekannt für seinen Geschmack und Kunstsinn. So verwandelte er das Landhotel in ein Kunsthotel. Erst vor wenigen Tagen hatte er wieder Künstler aus der Region eingeladen, die aus großen Schneeblöcken Skulpturen modellierten – ein Event, das seit Jahren Tausende Besucher anzieht. 

Dabei – auch das wird erst jetzt bekannt – hat Gerrit Curcio, der noch in Sizilien ein Hotel führt, durchaus einen harten Kern. Er war früher Leistungsschwimmer und fand über diesen Weg Anschluss an eine kleine Szene: die Eisschwimmer. Er ist sogar vierfacher Deutscher Meister. Für seine Leidenschaft wollte er aber nicht nur durch Europa reisen. Er hatte den Traum, so einen internationalen Wettkampf selbst mal mit seiner Familie auszurichten und nicht irgendwo, sondern in Neuhermsdorf. Durch seine Kontakte – er ist befreundet mit dem mehrfachen Weltmeister im Eisschwimmen und Extremschwimmer Christof Wandratsch – gelang es ihm, den Ice Cup ins Osterzgebirge zu holen. 

Das ist ein internationaler Wettkampf mit neun Stationen in Deutschland, Österreich, den Niederlanden und Frankreich. Die Athleten müssen nicht an allen Wettbewerben teilnehmen, um in die Wertung zu kommen. Am Sonnabend geht es um die Entscheidung. Gerrit Curcio hat das Finale nach Neuhermsdorf geholt und kann es kaum fassen. „Wir sind überglücklich“, sagt er. Schließlich werden auch die aktuellen Weltrekordhalter über 1000 Meter Freistil starten, Alisa Fatum aus Deutschland und Sven Elfferich aus den Niederlanden. Bislang haben sich rund 30 Teilnehmer angemeldet, darunter Christof Wandratsch. 

Sie werden ab 9.30 Uhr in verschiedenen Disziplinen antreten und ins eiskalte Wasser steigen – ohne Neoprenanzüge. „Das ist laut Reglement verboten“, sagt Curcio und fügt lachend hinzu: „Eisschwimmer sind keine Warmduscher.“ Es gebe am Ende zwei Helden: Die einen, die ins eisige Wasser gehen, schnell schwimmen und gewinnen. Und die anderen, die am längsten brauchen und so sehr lange in der Kälte sind. Der kleine See mit einer Bahnlänge von 25 Metern hat knapp über null Grad. Damit sich die Starter nach den Wettbewerben schnell aufwärmen können, stehen Wärmezelte bereit und ein Badezuber. Auch Curcio hat sich ins Starterfeld eingetragen. Ob er aber tatsächlich teilnimmt, weiß er noch nicht. „Das zu organisieren, ist ein großer Aufwand.“

Auch eine Sächsin geht an den Start: Conny Prasser aus Moritzburg. Wer auch mal ins eiskalte Wasser springen will, hat dazu am Sonnabend ab 11.50 Uhr Gelegenheit. 13 Uhr wird der Wettbewerb fortgesetzt.
Auch eine Sächsin geht an den Start: Conny Prasser aus Moritzburg. Wer auch mal ins eiskalte Wasser springen will, hat dazu am Sonnabend ab 11.50 Uhr Gelegenheit. 13 Uhr wird der Wettbewerb fortgesetzt. © Bonss

Um die Zollhaus Open ausrichten zu können, musste erst ein Steg gebaut werden. Jetzt kam noch eine Wende dazu, damit die Schwimmer im See die Richtung wechseln können. Da das Wasser zugefroren und von einer rund 30 Zentimeter dicken Eisschicht bedeckt war, musste in den vergangenen Tagen Muskelkraft her. „Wir haben zu dritt den See aufgehackt“, erzählt der Hotelchef. Damit ist es aber nicht getan. Die Außentemperaturen sinken im Bergland nachts immer noch unter null Grad, sodass der See gefriert. Um diesen frei von Eis zu halten, hat sich Curcio ein kleines Boot gebaut, mit dem er tags rausfährt und die dünnen Eisschichten wegfischt.

Sie wollen noch besser informiert sein? Schauen Sie doch mal auf www.sächsische.de/dippoldiswalde vorbei.

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