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Neujahrsempfang mit „Magister“ Lemm

Radebergs Oberbürgermeister kam diesmal im Kostüm. Der Kaisersaal war voller als sonst.

Von Thomas Drendel
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Mit Hut und Feder: Radebergs OB Gerhard Lemm hielt den ersten Teil seiner Rede beim Neujahrsempfang im Mittelalter-Outfit. Anlass war der Beginn des Jubiläumsjahres.
Mit Hut und Feder: Radebergs OB Gerhard Lemm hielt den ersten Teil seiner Rede beim Neujahrsempfang im Mittelalter-Outfit. Anlass war der Beginn des Jubiläumsjahres. © Bernd Goldammer

Radeberg. Unter den Besuchern am Sonntagvormittag im Radeberger Kaiserhof waren sicher einige, die sich auf der falschen Veranstaltung glaubten: Die Bühne war dekoriert von den Auftritten des Biertheaters, und am Rednerpult stand ein Mann, der einem Historienfilm entsprungen schien. Dann sagte er auch noch merkwürdige Sätze mit lateinischen Wörtern und sprach die Besucher mit „gemeines Volk“ oder „durchlauchtes und geschlauchtes Publikum“ an. Aber nein, es war der Neujahrsempfang der Stadt Radeberg, niemand hatte sich geirrt, und bei dem Mann auf der Bühne handelte es sich um Oberbürgermeister Gerhard Lemm (SPD). Er hatte sich aus Anlass des Festjahres 800 Jahre Radeberg in die mittelalterliche Kluft geworfen.

Abweichend vom gewohnten Ablauf des Jahresempfangs gab es dann erst mal viel Musik statt vieler Worte. Helmar Federowski stellte die vier Hymnen für Radeberg vor. Der langjährige Amiga-Tonmeister und jetzige Chorleiter spielte die Melodie am Synthesizer und sang dazu den Text.

Helmar Federowski  sang und spielte die vier Vorschläge für die Radeberg-Hymne. 
Helmar Federowski  sang und spielte die vier Vorschläge für die Radeberg-Hymne.  © Bernd Goldammer

Die erste mit dem Titel „Du Sachsenstadt im Rödertale“ stammt von Gottfried Beier und Wolfgang Förster, die zweite „Wir Radeberger lieben...“ von Manfred Buttke, und die Dritte von Lutz Bürger, sie trägt den Titel „Wie schwarz’ und weiße Röder...“. Eine hat Helmar Federowski selbst komponiert. „Heimat du bist wunderbar“ lautet der Titel. An die Besucher im Kaisersaal waren zuvor Stimmzettel verteilt worden, auf denen sie ihren Favoriten ankreuzen konnten. „Ab Montag 6 Uhr sind die vier Stücke als Audio-Datei auf der Internetseite der Stadt Radeberg zu finden“, sagte Marco Wagner, Mitarbeiter der Stadtverwaltung.

Nach einer kurzen Pause trat der OB in „Zivil“ ans Mikrofon, jetzt waren auch seine Worte besser verständlich. Zu Beginn war seine Rede erstaunlich international und bundespolitisch. Er sprach vom schlechten Zustand unserer Welt, vom irrlichternden Trump, von vielen Kriegen, bei denen einige Kriegsparteien offenbar kein Interesse haben, sie zu beenden. Er sprach den NSU-Prozess und den Mord an einem jungen Chemnitzer an. Die Verantwortlichen müssten dafür hart bestraft werden. Die Ausschreitungen in dem Zusammenhang verurteilte er ebenfalls. „Egal ob sie von linken oder von rechten Gruppen verübt werden. Diese Gewalt dürfen wir nicht dulden.“ Viel angenehmer war es dann, von den Erfolgen in der Stadt in diesem und im vergangenen Jahr zu sprechen, wie er sagte. „In Radeberg sind 2018 rund neun Millionen Euro in Gebäude investiert worden, eine gewaltige Summe.“ Für zwei Millionen Euro wurde die Sporthalle Großerkmannsdorf errichtet, für mehr als vier Millionen Euro die Halle in Ullersdorf. In die Grundschule Mitte flossen 1,2 Millionen. 

Unter den zahlreichen Besuchern waren auch viele Feuerwehrleute.
Unter den zahlreichen Besuchern waren auch viele Feuerwehrleute. © Bernd Goldammer

In diesem Jahr können sich die Radeberger auf die Fertigstellung mehrerer Großprojekte freuen. So wird im Frühjahr Schloss Klippenstein mit Park und Aufzug fertig. „Hier werden wir bei den Ausgaben wohl die zwei Millionen Euro-Marke reißen. Ich lade schon jetzt alle ein, sich bei einem Mittelalterfest in der Festwoche das Schloss anzusehen.“ Außerdem werden der Stadtwirtschaftshof und das Bürgerhaus in Ullersdorf übergeben. In diese beiden Häuser wurden insgesamt mehr als fünf Millionen Euro gesteckt. Außerdem werde 2019 mit den Planungen für so wichtige Projekte wie den Schulcampus in Liegau und das neue Feuerwehrhaus in Ullersdorf begonnen. Immer wieder gab es während Lemms Rede Beifall von den geschätzt 350 bis 400 Besuchern im Kaisersaal. Nach den Worten eines Mitarbeiters der Stadtverwaltung waren das etwas mehr als bei früheren Jahresempfängen. Das hat sicher auch an der mit Spannung erwarteten Aufführung der Hymnen gelegen.