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Neukirch bekommt einen Inder

Der Imbiss am Hotel „Oberland“ wird am Freitag wieder eröffnet – als Bistro. Singh Rajbir kocht dort Gerichte aus seiner Heimat.

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© Steffen Unger

Von Ingolf Reinsch

Neukirch. Fünf Jahre war der Imbiss an der Oberland-Kreuzung in Neukirch geschlossen. An diesem Freitag wird er wieder eröffnet – als asiatisches Bistro. Dessen Betreiber Singh Rajbir tritt an, um den „Geschmack Indiens“ in die Oberlandgemeinde zu bringen. So ist es bereits seit einigen Wochen auf der Tafel über dem Flachbau zu lesen – „Taste of India“.

Der jetzt 28-Jährige kam vor acht Jahren aus Indien nach Deutschland, wo ein Teil seiner Familie lebt. Singh Rajbir kocht die Gerichte seiner Heimat. Vor allem Lamm-, Hühnchen- und Fischspeisen stehen bei ihm auf der Karte. Hinzu kommen Suppen, Pizzen, Reis- und Nudelgerichte sowie Angebote für Vegetarier. Gewürze und weitere Zutaten bezieht er aus Indien. Nicht nur die heißen Speisen, auch das Eis bereitet er selbst zu – Leckereien mit Mandeln und Pistazien oder Kokos und Rosinen. Zu indischen Speisen wird er landestypische Getränke servieren, darunter Bier, Wein, Säfte und Mango-Lassi. Letzteres ist das für den Subkontinent typische Joghurtgetränk, das für Europäer wie ein süßer Nachtisch anmutet, traditionell aber zur Hauptspeise gereicht wird. Der junge Mann bestellte Teller aus Indien. Zudem werden die Gäste bei ihm indische Musik hören können, sagt Singh Rajbir.

Speisen auch zum Mitnehmen

Einkehren bei Neukirchs „Inder“ kann man im Bistro mit seinen zehn Plätzen sowie auf der Terrasse und im Biergarten. Alle Speisen kann man auch mitnehmen. Wer vorab bestellt, vermeidet die Wartezeit während der Zubereitung. „Zur vereinbarten Zeit sind die Speisen dann fertig“, sagt Singh Rajbir. Bestellen kann man per Telefon, E-Mail oder auch Whatsapp. Geöffnet ist täglich von 11 bis 22 Uhr. Welcher Wochentag Ruhetag wird, will Singh Rajbir von den Erfahrungen der ersten Wochen abhängig machen.

Das Gebäude gehört seinem Schwager Bikramjit Thind, im Oberland besser bekannt unter seinem Spitznamen „Shap“. Es ist der Dönermann aus Ringenhain. 1997 floh er aus der indischen Unruheprovinz Punjab. Er kam zunächst nach Bautzen und durch die Suche nach einem geeigneten Standort für einen Dönerimbiss 2003 nach Ringenhain. Dort sind er und seine Familie inzwischen zu Hause und anerkannt. Im Jahr 2012 kaufte er den freigewordenen Imbiss im Nachbardorf.

Terrasse mit knalligen Farben

Einige Jahre tat sich dort nichts. Dann aber legte Singh Rajbir los. Er flieste die Küche, errichtete einen kleinen Anbau für den Küchenofen, ließ ein neues Kunden-WC einbauen, pflasterte den Weg am Haus, baute Regale und die Theke – das meiste in Eigenleistung. Doch er krempelte das Gebäude nicht ganz um. „Viele Neukircher kennen es und haben einen Bezug dazu. Diese Tradition möchte ich beibehalten“, sagt er in fließendem Deutsch. Die schrägen Fenster im Gastraum sind von seinen Vorgängern geblieben. Ebenso die Tische und Bänke auf der Terrasse. Singh Rajbir hat sie nur frisch gestrichen – in knalligen Farben. Darüber hängen schon die Blumenampeln.

Das Gebäude war einst als Bushaltestelle mit kleinem Imbiss an Neukirchs bekanntester Kreuzung errichtet worden. In der DDR verkaufte gelegentlich der Konsum in dem Häuschen. In den 80-er Jahren erwarb die Neukircher Familie Wolf das Gebäude, erweiterte den Imbiss und führte ihn 25 Jahre lang. Altersgründe, aber auch rückläufige Umsätze führten 2012 zur Schließung von „Wolfs Imbiss-Eck“.

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