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Neumarkt-Wächter gegen Germania

Für den Verein wäre der Wiederaufbau des Denkmals ein Affront gegen Europa.

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© Sammlung Holger Naumann

Seit 1946 ist sie aus dem Stadtbild verschwunden: Germania, das Abbild der Deutschen, wurde 1880 als Siegerdenkmal für den Deutsch-Französischen Krieg auf dem Altmarkt errichtet. Vor wenigen Tagen hatte die AfD vorgeschlagen, das Denkmal wieder aufzustellen – als Gedenkstätte für die Opfer der Bombenangriffe am 13. Februar 1945. Politiker anderer Parteien sprechen sich dagegen aus.

Nun schaltet sich auch die Gesellschaft historischer Neumarkt in die Debatte ein. „Wir sind gegen einen Wiederaufbau“, sagt der Vorstand um Torsten Kulke. „Uns verbindet der Gedanke, dass unsere Stadt heute eine ganz besondere Rolle für den Frieden in der Welt spielen sollte, und zwar aufgrund ihrer Zerstörungsgeschichte und ihres Wiederaufbaus.“ Die Aufbau-Generation habe immer davon gesprochen, dass von deutschem Boden nie wieder ein Krieg ausgehen darf. „Wir sollten, gerade bei der momentanen Weltlage, diese Worte ,Nie wieder...´ mit Leben ausfüllen“, fordert der Vorstand. „Deshalb verbietet sich ein Wiederaufbau des Denkmals der Germania.“

Denn das Siegesdenkmal steht für den Sieg über Frankreich 1870/71, es war ein Symbol für die deutsch-französische „Erbfeindschaft“ bis nach dem Zweiten Weltkrieg. „Ein Wiederaufbau wäre ein Affront gegenüber unseren französischen Freunden und gegenüber Europa.“

Der Verein findet die derzeitige Gedenkstelle an der Tiefgarage nicht würdig, beschreibt ihn als „zwischen Würstchen- und Bierbuden als verlängerte Parkbank zu finden“. Dresden benötige aber kein Siegerdenkmal, sondern ein Antikriegsdenkmal, „das uns immer wieder an die Folgen von verbrecherischen Luftangriffen auf die Zivilbevölkerung seit Guernica erinnert und das Gedenken an die Luftkriegstoten von Dresden mit einschließt“. Der Verein schlägt vor, einen internationalen Wettbewerb dazu durchzuführen. (SZ/awe)