Lenzerheide/München. Für den überglücklichen Felix Neureuther erklang zum Abschluss des WM-Winter noch einmal die Nationalhymne. Nach den Schmerzen vom Vortag, einer „sehr schlechten“ Nacht und vielen Spritzen feierte der 28-Jährige den dritten Saisonsieg wie ein „kleines Wunder“. „Perfekt! Ein Super-Abschluss für mich. Und das nach der Vorgeschichte“, schwärmte Neureuther nach dem Erfolg im Slalom.
Als der für den SC Partenkirchen startende Skirennfahrer am Sonntag den siebten Einzelsieg der deutschen Alpinen in dieser Weltcup-Saison feierte, war die verletzte Maria Höfl-Riesch schon auf dem Weg zur Untersuchung. Gleich nach ihrem Aus im Riesenslalom fasste sie sich mit schmerzverzerrtem Gesicht an das rechte Knie - durfte nach der Diagnose etwas später aber durchatmen.
„Ich bin sehr froh, dass ich mich nicht schwerer verletzt habe. In den nächsten Tagen werde ich mich behandeln lassen und die Verletzung ausheilen lassen“, erklärte die 28-Jährige nach einer Untersuchung in einer Klinik in Innsbruck. Das Knochenödem im rechten Knie wird nun konservativ behandelt, eine OP ist nicht notwendig.
Höfl-Riesch war als Zweite des Gesamtweltcups wieder die beste Deutsche, in der Schweiz durften Marcel Hirscher (Österreich) und Tina Maze (Slowenien) aber die Großen Kristallkugeln für die Saisonbesten des Weltcups entgegen nehmen. Das höchste Preisgeld haben sie mit 571 000 Euro (Maze) und 463 000 Euro (Hirscher) natürlich ebenfalls eingestrichen.
Das deutsche Team, das erstmals seit 2007 ohne eigene Glaskugel blieb, durfte dank Neureuthers herausragendem Auftritt und dessen viertem Platz im Gesamtklassement auch noch einmal auf einen Sieg anstoßen. Das Slalom-Ass selbst freute sich zudem über insgesamt 206.000 Saison-Preisgeld. Dabei hatte er am Vortag nach seinem Aus beim Riesenslalom-Sieg von Ted Ligety (USA) wegen eines lädierten Rückens nicht einmal richtig gehen können.
Gelungener Saisonabschluss
„Wir wussten erst gar nicht, ob er fahren kann. Aber dann war der Sieg von Felix ein gelungener Abschluss einer guten Saison“, sagte Alpin-Direktor Wolfgang Maier. 20 Podestplätze, 7 Siege, dazu der Erfolg im Team-Wettbewerb in der Schweiz, so lautete die Weltcup-Ausbeute. Zwar wiesen die deutschen Skirennfahrer in den drei vorangegangenen Wintern eine bessere Weltcup-Bilanz auf, aber vier Medaillen bei der WM sorgten für einen erfolgreichen Winter. „Die deutschen Alpinen haben eine sehr gute Saison abgeliefert“, befand auch Maier. Trotz viel Verletzungspechs und längst nicht allen erfüllten Wünschen.
„Vielleicht ist es gar nicht schlecht, dass nicht alles nach Plan läuft“, erklärte Maier. „Es gehört im Leben eines Sportlers auch dazu, etwas nach unten zu gehen, um dann auf die nächste Stufe zu steigen.“ Viktoria Rebensburg auf Platz vier des Riesenslaloms beim Erfolg von Maze passte am Sonntag in dieses Bild. Wie auch der siebte Platz von Höfl-Riesch beim Vortagessieg der Amerikanerin Mikaela Shiffrin. Der 18-jährige US-Teenie schnappte Maze damit die Slalom-Kugel weg. Die Slowenin weinte danach bitterlich, doch mit insgesamt drei Kugeln, dem Rekord von 24 Podestplätzen sowie einer Punktebestmarke von 2414 Zählern sollte sie eigentlich dicke zufrieden sein.
„Tina hat hart gearbeitet, gut trainiert und ist sehr fokussiert. Sie ist jetzt wahrscheinlich genau da, wo sie sein wollte“, sagte Höfl-Riesch. Sie selbst blickt auf einen guten, aber keinen sehr guten Winter zurück. Für die Kombinations-Weltmeisterin lief es mit drei Medaillen in Schladming top, im Weltcup blieb es bei einem Sieg. Die wichtige Erkenntnis mit Blick auf das Olympia-Jahr, in dem auch die verletzte Amerikanerin Lindsey Vonn wieder angreifen will: Sie ist aber weiterhin in allen Disziplinen schnell.
„Bei der WM war sie absolut top, beim Weltcup gut, aber nicht berauschend“, erklärte auch Maier, der sich in diesem Winter mit 70 Rennen in mehr als einem Dutzend Ländern ganz besonders über die „eine oder andere Sensation“ der Herren um Vorfahrer Neureuther freute. Die zum Winter-Kehraus bescheidenen Platzierungen von Fritz Dopfer, der beim Finale 13. im Slalom und 15. im Riesenslalom wurde, gingen unter.
Neureuther selbst machte in diesem Winter einen weiteren großen Schritt nach vorne. Dieser wurde nicht nur mit WM-Silber und drei Saisonsiegen, sondern auch mit Platz vier im Gesamtranking belohnt. Letzteres schaffte zuletzt Armin Bittner im Jahr 1990. Dass es nicht zum prestigeträchtigen dritten Rang reichte, störte Neureuther nicht groß. «Ich mache das noch besser - nächstes Jahr», sagte der 28-Jährige mit einem Lächeln. (dpa)