Sebnitz
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Hospizdienst unterstützt Trauernde mit besonderem Angebot

In Neustadt und anderen Orten wird dazu eingeladen, sich mit Fragen und Farben auf Abschied, Schmerz und Trauer einzulassen. Wo geht das besser, als auf Friedhöfen.

Von Anja Weber
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Udo Albrecht und Karen Schönmuth und weitere ehrenamtliche Hospizhelfer haben die Tafeln aufgebaut.
Udo Albrecht und Karen Schönmuth und weitere ehrenamtliche Hospizhelfer haben die Tafeln aufgebaut. © Daniel Schäfer

Zu einem Spaziergang mit den Farben der Trauer hatte der Ambulante Malteser Hospizdienst Neustadt am Sonntag auf den Friedhof in Neustadt eingeladen. Das war der Auftakt für eine ganz besondere Aktion. Wer in den nächsten Wochen auf den Friedhof geht, wird dort auf über 20 Tafeln stoßen. Das steckt dahinter.

Entstanden ist die Idee in Altenburg. Dort wurden die Tafeln zum bundesweiten Corona-Gedenktag im Frühjahr letzten Jahres gezeigt. Der Ambulante Hospizdienst der Malteser hat die Wanderausstellung erst nach Pirna und nun nach Neustadt geholt. Sie wird in den kommenden Monaten auf den Friedhöfen in Neustadt, Oberottendorf und Stolpen zu sehen sein. Im Kirchgemeindebund Nördliche Sächsische Schweiz ist die Idee gut angekommen. "Wir sind hier in Neustadt sofort auf offene Ohren gestoßen. Diese Art von Trauerarbeit ist ein ganz anderes Angebot eben auch an einem ganz besonderen Ort", sagt Karen Schönmuth vom Ambulanten Malteser Hospizdienst Neustadt. Denn Friedhöfe sind nun einmal auch ein Ort, wo getrauert wird, wo Menschen Ruhe suchen und ihren lieben Verstorbenen nahe sein wollen. Trauerarbeit gehe nicht von heute auf morgen. Sie könne mitunter Jahre dauern, sagt Pfarrer Sören Schellenberger in einer kurzen Andacht. Die Kirchgemeinde habe die Initiative des Ambulanten Hospizdienstes sehr gerne und mit Nachdruck unterstützt. "Woche für Woche verabschieden wir hier Menschen mit viel Trauer und Schmerz. Die Kirche ist ein bunter Ort und kein schwarzes Loch", sagt er. Trauer habe verschiedene Facetten, verschiedene Farben.

Über 20 Tafeln auf dem Friedhof in Neustadt beschäftigen sich mit den Farben der Trauer.
Über 20 Tafeln auf dem Friedhof in Neustadt beschäftigen sich mit den Farben der Trauer. © Daniel Schäfer

Jede habe ihre Botschaft. Der Gedanke wird bei diesem besonderen Weg aufgegriffen. Auf den Tafeln werden die Farben mit Gedanken und Fragen untersetzt, deshalb auch die Idee "Die Farben der Trauer". "Wir haben aus Überzeugung ja zu dieser Ausstellung gesagt. Es ist gut, ein Angebot zu unterbreiten, um über ein schweres und wichtiges Thema miteinander ins Gespräch zu kommen", sagt Pfarrer Schellenberger.

Wer sich in den nächsten Wochen die Zeit nimmt, um den Tafeln zu folgen, wird nicht alle an einem Tag schaffen. Mitunter kann es auch nur eine sein. Denn es sind Fragen, die schon beim Durchlesen Mut und Ehrlichkeit einfordern, die zum Nachdenken anregen und sicherlich auch mit nach Hause genommen werden. Es sind Fragen die bei Trauernden im Kopf bleiben. "Menschen, die einen Verlust erlitten haben, gehen ganz unterschiedlich mit der Situation und mit den Gefühlen um", sagt Karen Schönmuth. Es gebe kein Richtig und kein Falsch. Vielmehr begegnet man den verschiedenen Fragen rund um das Thema Trauer und ihrer vielen Gesichter, mit Tränen, Wut, Hass, Schmerz, Trennung. Eben allen, was Menschen bei einem Verlust spüren können. Immer in dem Wissen, dass der Tod für manche eine Erlösung bringt, für die Zurückgeblieben aber viel Schmerz. Auf dem Friedhof kommt man darüber ins Gespräch. "Die Aktion ist gut, obwohl es viel Kraft fordert, sich mit den Fragen auseinanderzusetzen. Doch sie treffen die Situation auf den Punkt", sagt Isolde Hoer, die am Sonntag das Grab einer Verwandten auf dem Friedhof gepflegt hatte. Die Tafeln habe sie gleich entdeckt und sei neugierig geworden.

In den Monaten April und Mai sind diese auf dem Neustädter Friedhof zu finden, im Juni und Juli in Oberottendorf und im August und September in Stolpen. Und wer bei dem Spaziergang über den Friedhof das Bedürfnis nach einem Gespräch verspüre, könne sich gerne beim Ambulanten Malteser Hospizdienst Neustadt melden, sagt Karen Schönmuth.