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Neustart für alte Burgker Schule

In dieser Woche ziehen die ersten Mieter ein. Die Geschichte des Freitaler Gebäudes soll künftig eine besondere Rolle spielen.

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© Andreas Weihs

Von Tobias Winzer

Freital. Es sind Geschichten wie diese, bei denen Tina Zander merkt, dass das Haus ein besonderes ist. „Neulich rief mich eine 81-jährige Dame an“, sagt die Bauherrin und Chefin des Unternehmens ZF Freital Immobilien und Verwaltungs GmbH. „Sie hat mir erzählt, dass sie früher hier zur Schule gegangen ist und in diesem Jahr ihr 65. Schuljubiläum feiert. Sie möchte nun unbedingt für sich eine Wohnung reservieren.“ Solche und ähnliche Anrufe bekommt Zander öfter. Generationen von Freitalern haben die alte Stiftsschule an der Burgker Straße besucht. Nun beginnt das zweite, etwas andere Leben des Gebäudes.

Während der Altbau zur Burgker Straße hin schon fertig saniert ist, dauern die Bauarbeiten am Neubau wohl noch bis Juni.
Während der Altbau zur Burgker Straße hin schon fertig saniert ist, dauern die Bauarbeiten am Neubau wohl noch bis Juni. © Andreas Weihs

Die ZF hatte das Haus vor zwei Jahren für 251 000 Euro von der Stadt gekauft. Zuvor stand die alte Stiftsschule seit 2011 leer. Eine Außenstelle des Berufsschulzentrums war in dem Haus zuletzt untergebracht. Zu Spitzenzeiten lernten dort fünf Klassen mit bis zu hundert Schülern. Nun sind seit dem Sanierungsstart vor etwa einem Jahr 29 kleine Ein- und Anderthalb-Zimmer-Wohnungen entlang der ehemaligen Schulflure entstanden. Hier ziehen noch in dieser Woche die ersten Mieter ein.

Das Konzept der Wohnanlage für pflegebedürftige Menschen ist recht einfach: Die ZF vermietet die relativ kleinen, barrierefreien Ein-Zimmer-Wohnungen, die mit einem Küchenanschluss und eigenen Bädern ausgestattet sind. 350 Euro aufwärts sind dafür zu zahlen. Zusätzlich kooperiert das Unternehmen mit dem Pflegedienst IPS aus Dresden. Wer will, kann sich dadurch bestimmte Dienstleistungen dazubuchen. In den großen Gemeinschaftsräumen können die Bewohner zum Beispiel gemeinsam kochen, im großen Garten mit Wasserlauf, Bänken und Wegen sollen auch Hochbeete angelegt werden, die von den Mietern unter Anleitung bewirtschaftet werden. „Das Haus ist für Menschen gedacht, die sich ein Stück Individualität bewahren wollen“, sagt Zander. „Das ist eine Wohnanlage, kein Heim.“

Das Angebot richtet sich sowohl an ältere als auch jüngere Patienten. Das können zum Beispiel Demenzkranke sein oder ältere Menschen, die zu Hause nicht mehr ohne fremde Hilfe klarkommen oder Menschen, die sich nach einem schweren Unfall mit gezielten Reha-Programmen wieder an das Leben herantasten.

Große Eröffnungsfeier geplant

Im Erdgeschoss und in der ersten Etage – dort, wo die ersten Mieter einziehen – läuft derzeit die Endreinigung. Unter dem Dach sind die Umbauarbeiten noch nicht ganz so weit fortgeschritten. Dort entstehen Büros für Zander und ihre Kollegen sowie Schulungsräume. Noch mehr nach Baustelle sieht es hinter dem Altbau aus. Anstelle der alten Turnhalle, die abgerissen wurde, entsteht dort ein mit dem ehemaligen Schulgebäude verbundener Neubau. „Dabei hat uns leider der lange Winter einen Strich durch die Rechnung gemacht“, sagt Zander. Ursprünglich hatte sie gehofft, dass der Neubau schon im März fertig und damit das gesamte rund vier Millionen Euro teure Projekt abgeschlossen wird. Jetzt geht sie von einem Fertigstellungstermin im Mai oder Juni aus.

In dem Neubau entstehen neben 17 Appartements auch zwei Wohngemeinschaften für Menschen in der Intensivpflege. „Das sind meistens Patienten, die umfassender betreut werden müssen“, sagt IPSChefin Christin Tharun. Außerdem wird in dem Neubau ein Sportraum und Behandlungszimmer für zum Beispiel Medizinische Fußpfleger eingerichtet.

Dass es sich bei dem Gebäude um ein besonderes handelt, soll auch nach außen sichtbar sein. Zander hält an ihren Plänen fest, die Fassade künstlerisch gestalten zu wollen. „Dazu wollen wir mit den Städtischen Sammlungen auf Schloss Burgk zusammenarbeiten.“ Die Investorin kann sich auch vorstellen, im Garten öffentliche Veranstaltungen durchzuführen. Deswegen wurden dorthin extra Starkstromleitungen verlegt. „Wir überlegen, ob wir im Winter einen kleinen Weihnachtsmarkt mit Buden veranstalten“, sagt die 41-Jährige. „Das wäre dann natürlich offen für alle.“ Zur Fertigstellung des Hauses ist außerdem im Sommer eine große öffentliche Eröffnungsfeier geplant.

Und auch die Geschichte des Hauses soll nicht in Vergessenheit geraten. Die Erinnerungen der ehemaligen Schüler und Lehrer der Stiftsschule sollen künftig in einer Broschüre verewigt werden und auch auf Tafeln im Gebäude zu lesen sein.

Infos im Internet

Interessenten für die Wohnungen können sich unter Tel. 03578 3738475 melden.