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Neustart in der Papierfabrik

Das Insolvenzverfahren der angeschlagenen Firma in Freital ist beendet. Der Geschäftsführer blickt optimistisch in die Zukunft.

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© Andreas Weihs

Tobias Winzer

Freital. In der Papierfabrik Hainsberg wird weiter produziert. Nachdem das Unternehmen im vergangenen April zahlungsunfähig war und ein Insolvenzverfahren angemeldet hat, steht nun fest: Das traditionsreiche Unternehmen kann weitermachen. Wie am Donnerstag bekannt wurde, stimmten die Gläubiger am Dienstag bei einer Versammlung am Amtsgericht Dresden dem Insolvenzplan einstimmig zu. „Wir schauen nun optimistisch in die Zukunft“, sagte Geschäftsführer Dietrich Arnhold am Donnerstag. Der Großteil der 120 Arbeitsplätze, die das Unternehmen vor der Insolvenz hatte, soll erhalten bleiben.

Die finanziellen Probleme des vor 180 Jahren gegründeten Unternehmens hingen mit einer Havarie im Produktionsgebäude zusammen. „Kurz gesagt: Da ist ein großer Brocken von der Decke runtergekommen“, so Arnhold. Zum Glück sei damals niemand verletzt worden. Der Schaden musste schnell und bei laufendem Betrieb repariert werden. „Letztlich haben sich die Arbeiten bis 2016 hingezogen und sind auch um ein Vielfaches teurer geworden als ursprünglich gedacht“, sagt der Geschäftsführer. Drei Millionen Euro Kosten für Reparatur und Produktionsausfälle seien entstanden. „Das hat sich für uns zu einem Projekt wie der Flughafen Berlin Brandenburg in Miniatur entwickelt.“

Die Papierfabrik hatte damals gerade in ein neues Kraftwerk und in ein neues Lager investiert. „Die Portokasse war nicht gerade gut gefüllt“, sagt Arnhold, der die Papierfabrik seit 2007 leitet. Deswegen habe das nötige Eigenkapital letztlich nicht gereicht. Verschiedene Rechnungen bei Lieferanten und anderen Geschäftspartnern konnten nicht mehr bezahlt werden. Zu den Gläubigern gehören auch Banken, das Finanzamt und diverse Versicherungen. Die Geschäftsführer Arnhold und Krystyna Saworska meldeten deswegen Insolvenz an. „Wir haben lange gedacht, dass wir es aus eigener Kraft schaffen. Aber irgendwann ist der Punkt gekommen, an dem man einen Schnitt machen muss“, sagt Arnhold. „Der Gang zum Amtsrichter war schon ein psychologischer Hammer für mich.“

Während der Insolvenzphase in den vergangenen Monaten ging es vor allem darum, die Forderungen der Gläubiger zu sammeln und sich mit diesen zu einigen. Dazu hat die Papierfabrik einen Insolvenzplan erstellt, der die nächsten vier Jahre umfasst. Ziel ist es, einen Teil der Gewinne, die in den kommenden Jahren erwirtschaftet werden, zum Bezahlen der Schulden zu verwenden. „Der Zeitraum ist mit Absicht über vier Jahre gewählt. Dadurch können wir unsere Schulden abbezahlen, haben aber gleichzeitig noch Luft zum Atmen“, so Arnhold.

Die Schulden umfassen laut Arnhold einen siebenstelligen Betrag. Er ist aber optimistisch, diesen in den kommenden vier Jahr aufbringen zu können. Die Papierfabrik macht einen Umsatz von jährlich 30 Millionen Euro. „Aber sicher ist auch, dass wir einfach besser werden müssen“, so Arnhold. Er nennt Kostensenkungen als Ziel und will das unter anderem mit der Digitalisierung einzelner Arbeitsschritte erreichen. Die Zahl der Mitarbeiter soll leicht verringert werden. 120 waren es vor der Insolvenz, 112 sind es aktuell, in vier Jahren sollen es 105 sein. Wie in den vergangenen Monaten auch soll es aber auch künftig keine betriebsbedingten Kündigungen geben. Lediglich einige Mitarbeiter, die in Rente gehen, werden nicht ersetzt.

Mut macht Arnhold, dass das Unternehmen stets einen operativen Gewinn eingefahren hat. „Außerdem bin ich sehr froh, dass keine Lieferanten und keine Kunden abgesprungen sind.“ Bereits vor zwei Jahren hat die Papierfabrik begonnen, sich mit der Produktion von Verpackungspapieren ein zweites Standbein neben der Produktion von Druckerpapier aufzubauen.

Derzeit macht das Verpackungspapier, das zum Beispiel für Bötchentüten beim Bäcker verwendet werden kann, rund 30 Prozent der Produktion aus. Die Hälfte der jährlichen Papierproduktion von rund 40 000 bis 45 000 Tonnen wird ins Ausland exportiert. „Wir sind europaweit tätig“, sagt Arnhold.

Der Geschäftsführer sieht die nächsten ein bis zwei Jahre als eine Konsolidierungsphase, in der es vor allem darum gehe, die Schulden zurückzuzahlen. Zugleich soll das Produktsortiment in der Verpackungssparte erweitert werden. „Wir werden uns außerdem von Geschäftsfeldern trennen, wo wir wissen, dass sie weiter ins Minus gehen“, sagt Arnhold. Darüber hinaus sieht der Geschäftsführer die geringe Größe des Unternehmens, das zu den kleinsten Papierfabriken in Deutschland zählt, als einen Vorteil. „Dadurch können wir individuell auf die Wünsche unserer Kunden eingehen.“

Arnhold selbst, der mit seinen 69 Jahren schon längst in Rente gehen könnte, will auch die kommenden vier Jahre das Unternehmen leiten. Diese Zeit will er auch nutzen, um die Nachfolge zu regeln.