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Neustart mit internationaler Küche

Zwei Frauen eröffnen in Kunnerwitz ein Kochstudio. Diesen Sonntag darf sich jeder dort umschauen.

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© Pawel Sosnowski/80studio.net

Von Ingo Kramer

Görlitz. Eigentlich haben Simone Drescher und Anett Horn ihren Laden in Kunnerwitz noch gar nicht geöffnet. An Nachfrage mangelt es trotzdem nicht. Die einen möchten schon mal für eine Feier buchen, die anderen wollen für sie arbeiten. „Buchungen nehmen wir gern entgegen, denn am 1. März legen wir los“, sagt Anett Horn. Arbeitsgesuche aber lehnen sie konsequent ab: „Wir suchen keinen Koch, keinen Fahrer und auch keinen Hausmeister.“ Stattdessen wollen sie es zu zweit schaffen.

Ihr Unternehmen, das ist die „Kochstudio Regenbogen GbR“. Aber eigentlich ist es mehr als ein Kochstudio. Stattdessen gibt es noch zwei weitere Standbeine: Einen Cateringdienst für Frühstücks-, Mittags-, Abend- und Brunchbuffets mit unbegrenzter Personenzahl und eine Gastraumvermietung für Feiern mit maximal 30 Plätzen. Eines haben alle drei Standbeine gemein: Eine vielfältige, internationale Küche. Die hat der Firma auch den Namen gegeben: „Die südafrikanische Küche nennt sich Regenbogenküche, weil Leute aus vielen Ländern zusammengekommen sind und jeweils ihre Küche mitgebracht haben“, sagt Anett Horn. Dann seien auch noch die vielen einheimischen Gewürze eingeflossen, sodass sich aus alledem eine ganz neue Küche entwickeln konnte.

Genau darauf hat die Görlitzer Köchin Lust. Insgesamt ist sie schon 15 Jahre Küchenchefin. Zehn Jahre ist sie nach Dresden gependelt, hat im „Mama Africa“ auch asiatisch und mediterran gekocht. Später war sie drei Jahre im Markersdorfer Hotel Atos und hat Buffets für Familienfeiern und Empfänge kreiert. Dann ist sie zum St.-Wenzeslaus-Stift in Jauernick-Buschbach gewechselt, hat dort bis Ende 2016 die Küche geleitet – und dabei die Kunnerwitzerin Simone Drescher kennengelernt. Sie hat dort seit 25 Jahren als Servicekraft gearbeitet, ebenfalls bis Ende 2016.

Voriges Jahr haben beide Frauen entschieden, sich mit dem, was sie am besten können, selbstständig zu machen – und zwar mitten in Kunnerwitz. Dort haben sie den früheren Konsum in der Weinhübler Straße 15 angemietet. Zuletzt wurde das Gebäude als Internethandel für Hundemoden genutzt. Seit Oktober 2013 stand es leer. Zusammen mit ihren Familien, Freunden und Bekannten haben die beiden Frauen in den vergangenen Monaten viel Zeit investiert, um das Gebäude herzurichten. Jetzt ist es kaum wiederzuerkennen. Alles strahlt in frischen Farben, Ton in Ton zwischen gelb, beige und braun. An den Seiten stehen alte Echtholz-Buffets, an den Wänden hängen afrikanisch anmutende Masken. „Für Tische und Stühle sind wir 700 Kilometer bis Wilhelmshaven gefahren“, sagt Simone Drescher. Dort wurde eine Gaststätte aufgelöst, die genau in dem Stil eingerichtet war, den sich die Frauen vorgestellt hatten. Auf den Fotos sah das Mobiliar gut aus, also sind sie das Risiko der weiten Strecke eingegangen. „Es hat sich tatsächlich gelohnt“, sagt Simone Drescher. Auch sonst haben sie vieles gebraucht gekauft, sogar etwa drei viertel der Küche.

Dann haben sie mit ein paar Freunden einen Testlauf gestartet – und siehe da, nicht alles klappte perfekt. Also fiel die Entscheidung, noch einen neuen Herd zu kaufen und den Abzug zu verändern. Nun ist alles tiptop und es kann losgehen. Für diesen Freitag planen sie einen internen Helferdankeschönabend – ein tolles, internationales Abendessen für etwa 30 Leute, die sie in den vergangenen Monaten sehr unterstützt haben. Am Sonntag, 10 bis 18 Uhr, steht dann ein Tag der offenen Tür an. Große Essensmengen werden sie da aber nicht auffahren: „Nur ein paar kleine Häppchen zum Kosten“, sagt Anett Horn. Stattdessen geht es vor allem darum, den Gastraum und die Küche zu zeigen. Immerhin sind sie richtig stolz darauf, wie schön der alte Konsum in so kurzer Zeit geworden ist.

Nächsten Mittwoch, am 1. März, starten sie dann richtig. „Für den März haben wir schon für alle Wochenenden Buchungen“, freut sich Anett Horn. Doch auch später im Jahr stehen einige Feiern im Kalender – Geburtstage, Hochzeiten, Jugendweihen, Konfirmationen, ja, sogar schon die ersten Weihnachtsfeiern. Und es sind bei Weitem nicht nur Kunden, die die beiden Frauen durch ihre frühere Arbeit oder aus dem privaten Umfeld kennen. „Das Internationale kommt gut an“, schildert Anett Horn den vermutlichen Grund des schnellen Erfolges. Und noch etwas stellt sie fest: Von den drei Standbeinen ist die Nachfrage nach dem Catering am größten.

„Aber wir haben auch schon ein paar Buchungen für das Teamkochen und den Gastraum“, sagt sie. Im Sommerhalbjahr soll dann sogar noch etwas hinzu kommen. In Zusammenarbeit mit dem AUR-Verein wollen sie Grillbuffets für größere Feiern im Helenenbad anbieten. Ist das alles überhaupt noch zu schaffen? „Wir können pro Tag maximal zwei Buffets machen“, sagt Anett Horn. Bei mehr würde die Qualität leiden. Das wollen sie nicht, also lehnen sie ab, wenn eine dritte Anfrage eingeht. Vorgegebene Speisekarten für all das gibt es nicht, stattdessen erhält jeder Kunde eine individuelle Beratung. Auch feste Preise haben sie nicht. „Mittelklasse“, sagt Anett Horn. Im Einzelfall hängt es immer von den konkreten Wünschen der Kunden ab.

Tag der offenen Tür im Kochstudio Regenbogen in Kunnerwitz am Sonntag, 26. Februar, 10 bis 18 Uhr, Weinhübler Straße 15