Riesa
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Nicht Dresden, nicht Leipzig – sondern Riesa

Die Stadt sei der richtige Ort für das Bahn-Jubiläum, fand man vor 30 Jahren – auch wegen des Stahlwerks.

Von Christoph Scharf
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Der Titel des Programmheftes
Der Titel des Programmheftes © SZ

Riesa. Befürchtete man einen Streit zwischen Dresden und Leipzig? Jedenfalls wurde das kleinere Riesa ausgewählt, um die zentralen Feierlichkeiten für das Jubiläum 150 Jahre deutsche Ferneisenbahn zu zelebrieren. Im 25-seitigen Programmheft begründeten Riesas Bürgermeisterin Hannelore Hast und Reichsbahndirektions-Präsident Dieter Neumann die Ortswahl anders: „Die von (Friedrich) List hervorgehobene gesellschaftliche Bedeutung der Eisenbahn ist im Sozialismus besonders deutlich. Das war mit ein Beweggrund, die Industriestadt Riesa als Ort der Gesamtfeierlichkeiten zum Streckenjubiläum auszuwählen.“

Für die Vorbereitung des Jubiläums habe man Abschnitt für Abschnitt, Dienststelle für Dienststelle renoviert und bessere Bedingungen für Reisende und Eisenbahner geschaffen. Und das betraf 1989 etliche Beteiligte: Laut der Jubiläumsbroschüre verkehrten damals auf der Strecke Dresden-Leipzig täglich 180 Reise- und Güterzüge.

Während beim Reiseverkehr die Bahnhöfe Leipzig Hbf und Dresden-Neustadt die wichtigste Rolle spielten, stand beim Güterverkehr der Bahnhof Riesa an der Spitze – vor allem durch Metalle und Schrott, die für die Stahlwerke Riesa und Gröditz verladen wurden. Danach folgten Baustoffe und Bauelemente, bei denen der Riesaer Hafen als wichtiger Verlader genannt wird.

Riesa wird auch als „größter Unterwegsbahnhof“ an der Strecke gewürdigt, „weithin sichtbar durch die nahe des Bahnhofs gelegenen Schornsteine des VEB Rohrkombinat Stahl- und Walzwerk“. Damals gab es ab Bahnhof Riesa 20 Anschlussbahnen zu Industriebetrieben und Werken. Genannt werden die Sparten Stahl- und Walzwerkerzeugnisse, Reifen, Arzneimittel, Baumwollgarne, Elektronik, Mühlen, Zündwaren, Seifen. Nicht alles davon gibt es heute noch – aber doch eine ganze Menge.