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Nicht freiwillig verschwunden?

Die Gedanken der Angehörigen des vermissten Christian Morgenstern drehen sich im Kreis. Sie halten indes einiges für möglich – auch eine Straftat.

Von Heike Heisig
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© Screenshot

Leisnig. Mit einem aktualisierten Flyer bitten die Eltern von Christian ein weiteres Mal um Aufmerksamkeit und Hilfe bei der Suche. Für sie spricht einiges dafür, dass der 20-Jährige nicht freiwillig seinem gewohnten Umfeld fernbleibt – seit nunmehr elf Tagen und Nächten. Am frühen Neujahrsmorgen ist der Student auf dem Schlossberg von Freunden das letzte Mal gesehen worden. Was ist danach passiert? Kaum ein Leisniger hat sich diese Frage nicht schon dutzende Male gestellt.

Für die Angehörigen ist sie besonders quälend. Lässt sich eine Straftat ausschließen? Das ist die wichtigste Frage. Sie beschäftigt die Morgensterns inzwischen so sehr, dass sie diese öffentlich stellen. Denn wie Christian selbst bleiben auch sein Handy, ein nagelneues iPhone 7 mit einer kunstvoll gestalteten Hülle, seine EC-Karte sowie die Geldbörse mit rund 200 Euro verschwunden.

Für die Polizei in Chemnitz gibt es nach Angaben von Sprecherin Jana Ulbricht nach wie vor keinen Anhaltspunkt für ein Verbrechen. „Es gibt zwei Dinge, die wir sicher wissen: Dass sich Christian gegen 3.30 Uhr von seinen Freunden am Schlossberg verabschiedet hat und dass ein Teil seiner Kleidung am Neujahrstag auf der Brücke in Fischendorf gefunden worden ist“, so Jana Ulbricht.

Wie Vater Dirk Morgenstern sagte, gibt es indes für mehrere Zeitfenster Zeugen, die Beobachtungen auf der Brücke gemacht haben. Für die Zeit zwischen 4 und 8 Uhr werden noch Aussagen benötigt. Wer hat in dieser Zeit Personen auf der Brücke oder Gegenstände dort liegen sehen? Für die Eltern kommt infrage, dass die Kleidung nachträglich abgelegt wurde. Von wem, könnten Zeugen aufklären helfen.

Sollten sich bei der weiteren Suche tatsächlich Hinweise auf eine Straftat ergeben, würden sich dadurch für die Polizei neue Handlungsspielräume eröffnen. Obwohl Christians Handy verschwunden und aus ist, konnten die Beamten feststellen, wo es das letzte Mal angeschaltet war. „Das hat uns nicht weitergeholfen“, sagte Jana Ulbricht. Daher hatten die Eltern große Hoffnung in eine Funkzellenabfrage gesetzt. Dabei, erklärte die Polizeisprecherin, würden große Datenmengen auch von Unbeteiligten abgefragt. „Das allerdings ist in Deutschland in einem Vermisstenfall rechtlich nicht möglich“, so Jana Ulbricht. Dafür bedürfe es einer richterlichen Anordnung in einem Strafverfahren.

Bis zum Herbst hat Christian in Leisnig gelebt, dann mit einem Studium in Bernburg (Sachsen/Anhalt) begonnen. Die Tage vor Silvester verbrachte er mit Freunden am Schlossberg. Mit ihnen verlebte er auch die Stunden des Jahreswechsels. Danach verliert sich seine Spur.

Hinweise zum Aufenthaltsort des 20-Jährigen und Beobachtungen, die bei der Suche weiterhelfen könnten, nehmen die Polizeidienststelle in Döbeln unter Tel. 03431 6590 oder jede andere Polizeidienststelle entgegen.

Die Eltern können unter der Mailadresse [email protected] kontaktiert werden.

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