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Nicht nur im Triebischtal gibt es ein Drogenproblem

Seit fast zwei Jahren ist Aliki Reyes als Streetworkerin in Meißen aktiv. Ihre Klienten kriegen nur selten die Kurve.

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© Claudia Hübschmann

Von Stephan Hönigschmid

Meißen. Obdachlosigkeit, Schulden, Crystal- und Alkoholmissbrauch – diese Probleme stehen für Meißens Sozialarbeiterin Aliki Reyes Tag für Tag auf dem Programm. Seit beinahe zwei Jahren kümmert sich die 37-Jährige um verzweifelte Kinder und Jugendliche im Alter zwischen zehn und 27 Jahren – Zeit, um Bilanz zu ziehen.

Auf die Frage nach einem Trend, ob die Dinge besser oder schlechter geworden sind, sagt sie: „Das ist in meinem Bereich eigentlich ziemlich konstant. Die Erfolgsquote liegt nur bei etwa zwei Prozent.“ Reyes lässt sich trotzdem nicht entmutigen, sondern freut sich auch über die kleinen Fortschritte. Während sie heute eine feste Institution ist, musste sie kurz nach ihrem Amtsantritt im Juli 2016 zunächst ein wenig Werbung in eigener Sache betreiben.

„Die Jugendlichen sind nicht automatisch zu mir gekommen. Ich musste erst Vertrauen aufbauen. Außerdem bin ich in Jugendclubs wie das Kaff oder das Schmale Haus gegangen, um das Gespräch zu suchen.“ Stück für Stück sei das immer besser gelungen, sodass sie heute im Schnitt etwa zehn bis 20 Jugendliche pro Woche betreue, so Reyes. Vorteilhaft war dabei auch, dass sie die Elbseite gewechselt hat und im vergangenen Juni mit ihrem Büro vom Rothen Haus in die Stadtgärtnerei in der Wiesengasse umgezogen ist.

„Das Rothe Haus wurde zu sehr als Verwaltungsgebäude wahrgenommen. Manche Jugendliche haben sich deshalb gar nicht hineingetraut“, sagt die Sozialarbeiterin und fügt an: „In der Wiesengasse in Elbnähe ist das anders. In dieser entspannten Atmosphäre fällt es den Jugendlichen leichter, ihr Herz zu öffnen.“ Praktisch sei zudem, dass auch Einrichtungen wie das Jobcenter, das Jugendamt oder die Diakonie nicht weit entfernt sind, berichtet die 37-Jährige. Neben dem Kontakt im realen Leben oder per Handy steht sie auch über die sozialen Medien mit ihren Klienten in Verbindung. Dabei hat sie zuletzt eine Entwicklung bemerkt: „Facebook ist out. Ich kommuniziere mit den Kindern und Jugendlichen vor allem per Whatsapp und will demnächst auch Instagram ausprobieren.“ Trotz dieses Engagements sind die Probleme nach wie vor beträchtlich und haben sich auch angesichts der guten wirtschaftlichen Lage nicht geändert. „Diejenigen, die zu mir kommen, müssen häufig ihr Leben erst einmal grundsätzlich in den Griff bekommen. Die gute Konjunktur nützt ihnen daher meistens nichts.“

Unter anderem sucht sie mit Jugendlichen, die zu Hause rausgeflogen sind, neuen Wohnraum, hilft ihnen dabei, Hartz IV zu beantragen, oder unterstützt sie, ihre Drogenprobleme in den Griff zu bekommen. Vor allem Crystal Meth sei nach wie vor ein großes Thema und das nicht nur im Triebischtal. „Es wird zwar immer viel über das Triebischtal gesprochen. Ich würde aber sagen, dass das Problem im gesamten Stadtgebiet existiert.“

In Bedrängnis bringt viele Jugendliche auch das Kiffen, obwohl es weniger gefährlich ist als Crystal. Der Grund: „Nicht wenige verlieren dadurch den Antrieb und kommen morgens gar nicht mehr aus dem Bett raus“, sagt Reyes, die ihre Klienten aber trotzdem nicht ausschimpft. Warum das so ist, weiß ihre Chefin Christine Hauke, die die Stiftung Soziale Projekte Meißen als Geschäftsführerin leitet: „Getreu unserem Motto können wir nur den Weg weisen, gehen muss ihn jeder allein.“