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Nie wieder Schule

Für die Abiturienten ist der letzte Schultag abrupt gekommen. Jetzt bereiten sie sich zu Hause auf die Prüfungen vor. Unsere Autorin Pia Wittrin ist eine von ihnen.

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Pia Wittrin lernt - wie viele Schüler derzeit - zu Hause für die Abi-Prüfungen. Am 13. März war voraussichtlich der letzte Schultag. Nach den Osterferien soll die Prüfungsphase beginnen.
Pia Wittrin lernt - wie viele Schüler derzeit - zu Hause für die Abi-Prüfungen. Am 13. März war voraussichtlich der letzte Schultag. Nach den Osterferien soll die Prüfungsphase beginnen. © Dietmar Thomas

Von Pia Wittrin

Döbeln. Zwischen Heftern, Lernaufgaben und Stiften probiere ich, mich zu konzentrieren. Der Küchentisch ist zu meiner neuen Schulbank geworden. Am Freitag, dem 13. März, hatte ich unerwartet meinen letzten Schultag. Nie wieder Schule? Nicht ganz richtig. Ich muss, genau wie meine Mitschüler, mich Zuhause auf das Abitur vorbereiten.

Jonas Jäkel passt das ganz gut. „Ich hab jetzt freien Raum, wie und wann ich meine Aufgaben erledige“, sagt er. So kann er getrost erst gegen 2 Uhr ins Bett gehen und um 12 Uhr aufstehen. „Mir ist es lieber, wenn ich abends an meinem Schulzeug sitzen kann“, meint er. Tagsüber könne er sich seinen Hobbys widmen. Dazu gehört beispielsweise Musik. Jonas ist Schlagzeuger der Band „Deep in Moon“ und gerade dabei, selbst Musik zu produzieren. 

Dass einige Klausurnoten durch den fehlenden Unterricht wegfallen, findet er nicht schlimm: „Für mich ist es okay, aber für andere Schüler vielleicht weniger“. Da die Klausurnoten mehr wiegen als sonstige Noten, können sich Schüler besonders durch diese verbessern oder auch verschlechtern. Wer ein gutes Abitur machen will, braucht daher die Klausuren, um seinen Durchschnitt zu optimieren.

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Die Chance auf gute Klausurnoten bleibt Sophia Cäcilia-Hänsel verwehrt. Sie will Medizin studieren. Um im Abitur zu punkten, investiert Sophia sehr viel Zeit in das Lernen. „Gegen 8 Uhr stehe ich auf, danach gehe ich joggen und lerne im Anschluss bis etwa 16 Uhr für die Schule“, sagt sie. Nach zwei Stunden Freizeit setzt sie sich noch mal an ihren Laptop. Die Aufgaben schicken die Lehrer auf LernSax.

Jonas Jäkel: „Ich hab jetzt freien Raum, wie und wann ich meine Aufgaben erledige.“
Jonas Jäkel: „Ich hab jetzt freien Raum, wie und wann ich meine Aufgaben erledige.“ © Dietmar Thomasys

LernSax ist eine Internetplattform für sächsische Schulen, auf der Schüler und Lehrer miteinander kommunizieren können. Aufgrund der derzeitigen Überlastung stürzt die Internetseite allerdings immer wieder ab. Deshalb werden Aufgaben häufig per E-Mail an die Schüler weitergeleitet. „Für mich ist der Laptop essenziell“, sagt Sophia. Ohne ihn kann sie keine Aufgaben empfangen. 

Doch nicht nur Aufgaben müssen gelöst werden, auch der fehlende Unterrichtsstoff muss von den Schülern bearbeitet werden. „Ich hätte da lieber einen Lehrer an meiner Seite“, meint Sophia. Sie mache sich ein wenig Sorgen um den selbst zu erarbeitenden Stoff – auch dieser kann im Abitur drankommen. Dennoch geben sich die Lehrer viel Mühe, möglichst schnell die Fragen zu beantworten und so beim Lernen zur Seite zu stehen.

Sophia-Cäcilia Hänsel:  „Ich hätte da lieber einen Lehrer an meiner Seite.“
Sophia-Cäcilia Hänsel:  „Ich hätte da lieber einen Lehrer an meiner Seite.“ © Dietmar Thomas

Aber nicht nur die Lehrer unterstützen die Schüler. Der Abiturjahrgang ist bei dem Anbieter „Abihome“ angemeldet. Abihome hilft Abiturienten beispielsweise bei der Herstellung der Abi-Zeitung und den Abi-Pullovern. Außerdem stellt Abihome kostenlos die App „StudySmarter“ zur Verfügung, um Unterrichtsinhalte zu wiederholen und zu vertiefen. Zusätzlich gibt es die Möglichkeit, digitale Karteikarten zu erstellen oder einen individuellen Lernplan zu erstellen. Sophia hat sich bereits die App auf ihr Handy heruntergeladen.

Chantal Petermann: „In den ersten Tagen fiel es mir schwer, mich zu motivieren. Mittlerweile hat es sich aber eingependelt."
Chantal Petermann: „In den ersten Tagen fiel es mir schwer, mich zu motivieren. Mittlerweile hat es sich aber eingependelt." © Dietmar Thomas

Chantal Petermann musste sich erst an die Lernzeit zu Hause gewöhnen. „In den ersten Tagen fiel es mir schwer, mich zu motivieren. Mittlerweile hat es sich aber eingependelt“, sagt sie. Unter der Woche steht Chantal morgens etwa um 7.30 Uhr auf. Nach dem Frühstück guckt sie auf LernSax und in ihre E-Mails, ob neue Aufgaben geschickt wurden. Danach macht sie sich einen Lernplan. „Ich finde es jetzt echt schön, meine Zeit selbst einteilen zu können.“ Allerdings hatte Chantal sich auch auf die letzten drei Schulwochen gefreut, wie sie sagte. Doch sie nimmt es mit Humor: „Später können wir unseren Kindern von unserem Abi-Corona-Jahrgang erzählen.“

Während ich zwischen den Heftern, Stiften und Blättern am Küchentisch sitze, denke ich auch manchmal an den Unterricht zurück. Zweifellos – für mich war es eine schöne Zeit. Schade, dass es auf einmal vorbei ist. Dennoch können wir uns glücklich schätzen, dass durch die Vernetzung miteinander durch das Internet der Unterricht Zuhause weitergeführt werden kann. Bildung ist essenziell und darf uns nicht durch eine Krise verwehrt werden.

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