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Nach dem Umzug funktioniert die Küche nicht mehr

Ein Nieskyer Handwerksmeister zieht mit seiner Frau in eine größere Wohnung. Doch dabei gibt es Ärger. Die Umzugsfirma sieht das anders.

Von Steffen Gerhardt
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Hansjoachim Ehrlich hat Ärger mit der Umzugsfirma, die seine Küche vollkommen anders aufgebaut und dabei Schaden gemacht hat. So kann die Kranzleiste jetzt nicht mehr befestigt werden, weil die Wandschränke anders angeordnet wurden.
Hansjoachim Ehrlich hat Ärger mit der Umzugsfirma, die seine Küche vollkommen anders aufgebaut und dabei Schaden gemacht hat. So kann die Kranzleiste jetzt nicht mehr befestigt werden, weil die Wandschränke anders angeordnet wurden. © André Schulze

Hannelore und Hansjoachim Ehrlich haben sich schon lange auf ihre neue Wohnung in der Ringstraße in Niesky gefreut. "Sie bietet uns mehr Platz und hat vor allem einen Aufzug im Treppenhaus", schwärmt die Ehefrau von den neuen vier Wänden. Da ist es kein Problem, auf der vierten Etage zu wohnen. Aber zuvor stand ein Umzug an, den das Rentnerehepaar so schnell nicht vergessen wird.

Der Weg ist kein weiter gewesen, nur vom Gottesacker in das Mehrfamilienhaus mit den Fahrstühlen, quasi um die Ecke. Dennoch bestellten sich Ehrlichs ein Umzugsunternehmen, denn an Möbeln und Inventar ist einiges zu transportieren gewesen. Da die Zeit drängte und die beiden Nieskyer bis Ende Juni aus ihrer alten Wohnung mussten, sind sie froh gewesen, mit der Firma Binsch in Görlitz kurzfristig einen Möbeltransporteur gefunden zu haben. Für den 9. und 10. Juni ist der Umzug vertraglich vereinbart gewesen.

Küche kommt einen Tag später

Ärger bahnte sich mit der Küche an. Wie Hansjoachim Ehrlich schildert, sollten die Küchenmöbel als Erstes umziehen, damit sie am selben Tag ab Mittag in der neuen Wohnung benutzt werden können. "Das hatte uns die Firma Binsch zugesichert. Ebenso, dass am selben Tag lediglich noch die Betten aufgestellt werden, damit wir schlafen können." Doch es kam anders.

Statt der Küche wurde zuerst die Schrankwand im Wohnzimmer aufgebaut, erzählen Ehrlichs. Da diese aus vielen Einzelteilen besteht, war das eine zeitraubende Arbeit, obwohl Herr Ehrlich alles vorbereitet und beschriftet hatte. Vom Küchenmonteur erfuhr die Tochter, die beim Umzug mithalf, dass die Küche einen Tag später erst aufgestellt wird, berichtet Hansjoachim Ehrlich. Zusammen mit seiner Frau führte der Handwerksmeister eine Glaserei mit Fensterbau in Niesky bis zum Rentenalter.

Diese Reihenfolge bestätigt Geschäftsführerin Heike Binsch: Am ersten Tag der Transport mit Auf- und Abladen des Umzugsgutes laut Umzugsliste sowie die Demontage der Küche. Am zweiten Tag der Küchenaufbau und weitere Montagearbeiten. "Die Küchenmontage wurde am zweiten Tag gegen Mittag beendet."

Installateure sollten Leitungen verlegen

Es war zu klären, ob die Installateure ein zweites Mal kommen müssen oder nicht. Deshalb fragte die Tochter, so Herr Ehrlich, den Küchenmonteur, ob er in der Lage sei, Elektroherd, Waschmaschine, Spülbecken und den Geschirrspüler anzuschließen. "Dies wurde von ihm bejaht", erinnert sich Hansjoachim Ehrlich. Also haben sich Ehrlichs darauf verlassen, dass er diese Arbeiten übernimmt.

Arbeiten, die nicht vorgesehen sind, wie Geschäftsführerin Heike Binsch der SZ bestätigt. "Wie im Vertrag notiert, dürfen und können wir Änderungen an Leitungen von Herd- und Wasseranschlüssen nicht vornehmen. Umbauarbeiten dürfen nur durch zertifizierte Klempner oder Elektriker vorgenommen werden." Das ist auch Ehrlichs bekannt, deshalb hatten sie über ihren Vermieter die entsprechenden Fachleute angefordert.

Doch der Monteur traute sich das scheinbar zu. Er hatte die Lage der Anschlüsse aber vorher nicht gesehen, sagen Ehrlichs. Demnach passte die Küchenzeile nicht eins zu eins in die neue Wohnung. Und wenn schon die Anschlüsse nicht passend sind, muss die Küche passend gemacht werden. Das tat er dann zu Ehrlichs Verblüffung, wie das Ehepaar schildert. Das führte zu dem Ergebnis, dass die Arbeitsplatte mit Spüle und Kochfeld neu gelegt werden musste. Dazu wurde sie getrennt und neu angeordnet. Das Kochfeld ist nun 20 Zentimeter versetzt unter der Dunstabzugshaube. Die Platte reicht nicht bis ans linke Schrankende, es fehlen ein paar Zentimeter, und auch die Hängeschränke wurden so an der Wand angebracht, dass die obere Kranzleiste nicht mehr draufgesetzt werden kann.

Nur der Herd funktionierte

Die Herdplatte befand sich erst genau über dem Herd. Nach dem Umzug passt beides nicht mehr zusammen.
Die Herdplatte befand sich erst genau über dem Herd. Nach dem Umzug passt beides nicht mehr zusammen. © André Schulze

"Letztendlich standen wir am zweiten Umzugstag mit einer nicht funktionsfähigen Küche da. Bevor der Monteur ging, konnten wir ihn dazu bewegen, wenigstens uns den Herd anzuschließen, damit wir kochen konnten", erzählt Hannelore Ehrlich. Das alles hätte nicht sein müssen, so Frau Ehrlich. Eine im Nachgang hinzugezogene Sanitärfirma bestätigte, dass ein Aufbau der Küche ohne Änderungen möglich gewesen wäre.

Auf Nachfrage, wie es zu dem ganzen Kuddelmuddel kommen konnte, schreibt Geschäftsführerin Binsch: "Es wurde lediglich der Transport und die De- und Montage der Küchenmöbel bestellt. Dies bedeutet, dass der Küchenaufbau ohne Änderungsarbeiten erfolgt. Da die Küchenmöbel in ihrer Ursprungsform nicht in die neue Küche montiert werden konnten, haben wir nach ausdrücklichem Kundenwunsch die Küche den neuen Gegebenheiten angepasst. Eine Besichtigung der neuen Wohnung findet unsererseits nicht statt. Der Kunde muss selbst prüfen, inwieweit die vorhandenen Möbel ohne Umbau in der neuen Wohnung montiert werden können."

Dem widersprechen Ehrlichs, denn sie wollten die Küche so wie in der alten Wohnung haben. "Der Monteur hat uns mit seinem Vorschlag überrumpelt", sagt Hansjoachim Ehrlich. Ebenso widersprechen sie der Aussage der Geschäftsführerin auf Nachfrage der SZ, dass die "Familie Ehrlich nach den ersten beiden Tagen bis auf einen kleinen Schaden zufrieden mit dem Umzug war und dies dann auch so entsprechend mit der Unterschrift quittierte".

Ehrlichs sind in keiner Weise zufrieden mit der Leistung der Umzugsfirma, sagen sie. Zumal auch noch Kleinteile von der Küche erst gar nicht montiert wurden, sondern in eine Ecke gelegt wurden. "Wie mit der nicht mehr passenden Kranzleiste sollten wir uns selbst kümmern. Dafür haben wir nicht über 3.000 Euro Umzugskosten bezahlt", ärgert sich Hansjoachim Ehrlich noch heute. Mängel gab es auch beim Schlaf- und Wohnzimmer.

Über die Waschmaschine reichte die Arbeitsplatte nach dem Umzug nicht mehr. In der Ecke Möbelteile, die auf einmal überflüssig sind.
Über die Waschmaschine reichte die Arbeitsplatte nach dem Umzug nicht mehr. In der Ecke Möbelteile, die auf einmal überflüssig sind. © André Schulze

Keine Kulanz in Aussicht

Ehrlichs haben nun einen Nieskyer Tischlermeister beauftragt, ihnen die Küche wieder so herzurichten, dass sie funktioniert und ordentlich aussieht. Dazu muss eine neue Arbeitsplatte gekauft werden. "Wartezeit derzeit vier bis sechs Wochen." Hansjoachim Ehrlich hat sich schon erkundigt.

Ob die Firma Binsch die Kosten übernimmt, darf bezweifelt werden. Weder gegenüber Ehrlichs noch auf SZ-Nachfrage machte die Geschäftsführerin eine Äußerung dazu. Beide Seiten unterstellen sich, es liege an der mangelnden Kommunikation. Frau Binsch spricht von "mehrmals unternommenen Lösungs- und Klärungsversuchen" und auch einem Schreiben. Ehrlichs sagen: "Trotz vieler Telefonate ist nichts geschehen." Am 15. Juli haben sie ihre Reklamation per Einschreiben an die Firma Binsch geschickt. Bisher keine Reaktion darauf, sagen die Verfasser.

"Der Kunde hat das Recht auf eine Klärung, wenn er der Meinung ist, einen Schaden erlitten zu haben", schreibt Frau Binsch der SZ. Ehrlichs machen gegenwärtig eine ganz andere Erfahrung mit dem Unternehmen. Frau Binsch dagegen hält diese Vorwürfe für nicht gerechtfertigt und distanziert sich davon.