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Feuerwehren rund um Niesky rüsten auf

In diesem Jahr werden vor allem Großprojekte gefördert. Das Geld fließt in drei neue Fahrzeuge und ein Gerätehaus.

Von Frank-Uwe Michel
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Claudia Hense ist in der Stadtverwaltung Rothenburg zuständig für die Beschaffung neuer Feuerwehrtechnik. Die Lodenauer Kameraden konnten jetzt vom Landkreis einen Fördermittelbescheid in Empfang nehmen.
Claudia Hense ist in der Stadtverwaltung Rothenburg zuständig für die Beschaffung neuer Feuerwehrtechnik. Die Lodenauer Kameraden konnten jetzt vom Landkreis einen Fördermittelbescheid in Empfang nehmen. © André Schulze

Die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehren rund um Niesky schauen in diesen Tagen ganz genau in den Kalender. Denn: Die Übergabe von Fördermittelbescheiden ist angesagt. Und zwar für teure Projekte, die sich die betreffenden Kommunen ohne den Zuschuss gar nicht leisten könnten. 3,2 Millionen Euro hat der Freistaat in diesem Jahr an den Landkreis überwiesen. Der hat sich mit dem Sächsischen Städte- und Gemeindetag (SSG) im Kreis beraten und reicht die Gelder nun weiter.

Mit 934.000 Euro fasst Niesky unter den fünf Inspektionsbereichen in diesem Jahr den größten Teil der Fördergelder ab. Aufgeteilt werden die Finanzen auf vier Vorhaben. In Lodenau wird ein Tanklöschfahrzeug TLF 4.000 angeschafft, in Hähnichen ist ein Mehrzwecklöschfahrzeug geplant. Die Nieskyer wollen ein Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug HLF 20 beschaffen. Und in Förstgen soll ein neues Gerätehaus entstehen.

Zehn von 47 Anträgen bekommen Fördergeld

Holger Heckmann ist froh, dass in seinem Inspektionsbereich damit eine Menge umgesetzt werden kann. Elf Anträge lagen vor, über die beraten werden musste. "Zusammen mit dem SSG haben wir entschieden, dass diesmal vor allem in die Technik investiert werden soll, deshalb wurden alle Fahrzeugwünsche bestätigt", erläutert der stellvertretende Kreisbrandmeister den Auswahlmechanismus. Im gesamten Landkreis gingen 47 Anträge ein, insgesamt zehn davon werden nun bedient.

Dass die Entscheidung 2021 auf Großprojekte gefallen ist, hat zudem einen plausiblen Grund. "2018 hat der Freistaat die Feuerwehrförderung geändert und die Fördersumme von jährlich 20 auf 40 Millionen erhöht. Damit entfielen auf unseren Landkreis statt der sonst üblichen 1,5 Millionen mit 3,2 Millionen mehr als das Doppelte", erklärt Heckmann. Allerdings laufe diese Regelung 2022 aus und man wisse nicht, wie es danach weitergehe. "Wir wollten also lieber klotzen statt kleckern. Denn falls die Fördersumme wieder auf den ursprünglichen Stand zurückfällt, hätten es Großprojekte bedeutend schwerer."

Niesky braucht Fahrzeug für etwa eine halbe Million

Das teuerste Fahrzeug unter den Neubeschaffungen hat die Nieskyer Feuerwehr im Blick. "Ist der Fördermittelbescheid da, müssen wir in eine europaweite Ausschreibung gehen", erklärt Stadtwehrleiter Steffen Block. Er rechnet mit rund 500.000 Euro Kosten, die Festbetragsförderung beträgt 272.000 Euro. Als Bauzeit veranschlagt er etwa 14 Monate. Das Auto könnte demnach 2023 ausgeliefert werden. Auf jeden Fall soll es einige spezielle Ausstattungsmerkmale haben. "Wir brauchen eine starke Pumpe, weil wir beim Leitereinsatz das Wasser auch in die Höhe fördern müssen. Dazu einen Rettungssatz für Verkehrsunfälle, außerdem Tauchpumpe, Stromerzeuger, natürlich Schläuche." Der Tank fasst dann 2.000 Liter Wasser, eine neunköpfige Besatzung ist mit an Bord.

In Lodenau sieht man schon ein bisschen klarer. Denn dort hat man sich an eine Sammelbestellung drangehängt. "Die läuft in Kooperation mit mehreren Brandenburger Wehren", erklärt Claudia Hense, die im Rothenburger Rathaus für die Beschaffung der Technik, auch in den Ortsfeuerwehren, zuständig ist. Damit steht der Hersteller bereits fest. Die Firma Iturri aus dem nordrhein-westfälischen Wilnsdorf baut derzeit schon die ersten der insgesamt mehr als 20 fast baugleichen Fahrzeuge. Zwar muss über die Lodenauer Bestellung noch der Verwaltungsausschuss beraten und der Stadtrat - voraussichtlich im September - entscheiden. Doch Spielraum haben die Räte nicht, soll die Bestellung schnellstmöglich und in dem vorgegebenen Kostenrahmen ausgelöst werden. 391.000 Euro stehen dafür im Haushaltsplan. Aus der Festbetragsförderung von Freistaat und Kreis fließen 231.000 Euro.

Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft - oder die Lust an der Freiwilligen Feuerwehr. Lodenaus Wehrleiter Clemens Ringe freut sich auf den potenziellen Feuerwehrnachwuchs.
Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft - oder die Lust an der Freiwilligen Feuerwehr. Lodenaus Wehrleiter Clemens Ringe freut sich auf den potenziellen Feuerwehrnachwuchs. © André Schulze

Für Ortswehrleiter Clemens Ringe stellt das neue Tanklöschfahrzeug eine wichtige Ergänzung dar. "Wir müssen uns um Gewerbeansiedlungen und große Waldflächen kümmern, sind bei unseren Einsätzen bis Hähnichen und Pechern unterwegs." Das in die Jahre gekommene Löschfahrzeug LF 86 bleibe deshalb noch im Dienst - "bis es sich wirtschaftlich nicht mehr rechnet." Mit der neuen Technik jedoch falle vieles leichter. So können Brände zum Beispiel über einen Monitor bekämpft werden. Mit 4.000 Litern Wasser und 500 Liter Schaum, dazu einer sechsköpfigen Einsatzstaffel sei sehr viel möglich.

Bedarf hat auch die Hähnichener Feuerwehr angemeldet. "Unser altes Auto - ein Tragkraftspritzenfahrzeug mit Wassertank - wurde Anfang der 1990er-Jahre gebaut, wir haben es 2004 übernommen", erklärt Ortswehrleiter Michael Krause. Im Laufe der Zeit sei es immer stärker verschlissen. "Einige Teile sind gar nicht mehr lieferbar, zudem ist der Ölverbrauch immens." Was sicherlich auch an der Laufleistung liegt: Über 200.000 Kilometer stehen auf dem Tacho.

Kommunen müssen Eigenmittel bereitstellen

Aufgrund ihrer Spezifik wollen die Hähnichener ein Mehrzwecklöschfahrzeug (MLF), das eine Staffelbesatzung von sechs Personen aufnehmen kann, aber auch über mehr Ausrüstung verfügt. Zum Beispiel über Flachsaugtechnik, mit der aus geringer Tiefe Wasser gezogen werden kann. Der Wassertank soll zudem möglichst 1.000 Liter fassen. Allerdings sind solche Modelle eher selten und werden meist von kleineren Feuerwehren nachgefragt. Deshalb ist eine Sammelbestellung laut Michael Krause eher unwahrscheinlich.

Das sieht auch Katrin Gläser so, die als zuständige Sachbearbeiterin in der Gemeinde Hähnichen für den finanziellen Part der Bestellung zuständig ist. Das wahrscheinliche Finanzvolumen liegt bei 230.000 Euro. Dafür gibt es eine Festbetragsförderung von 131.000 Euro. Die restliche Summe muss - wie in den anderen Fällen auch - die jeweilige Kommune als Träger der Feuerwehren übernehmen.

Viertes Großprojekt im Inspektionsbereich Niesky ist das geplante neue Gerätehaus in Förstgen. Rund eine Million wird der Bau kosten, 300.000 Euro beträgt die Förderung. Aktuell befindet sich das Projekt noch in der Vorbereitung. Laut Holger Heckmann wurde allerdings schon die Baugenehmigung beantragt.