Ganz in Weiß, ohne Schrift und Logo einer Fluggesellschaft, hat Montagmittag ein Airbus 320 auf dem Verkehrslandeplatz in Rothenburg die Erde erreicht. Ein sichtbares Zeichen dafür, dass es mit der Verwertung von außer Dienst gestellten Passagiermaschinen auf dem östlichsten deutschen Flugplatz losgehen kann.
Der A 320 kam an diesem Tag aus der Hauptstadt Estlands, aus Tallinn. Für die Elbe Flugzeugwerke (EFW) ist es der erste Prototyp, dessen Innenleben für ein neues Flugzeug an der Neiße recycelt wird. Konkret geht es um ein Zentrum zur Nachnutzung von Flugzeugkomponenten und zur Rückgewinnung von Wertstoffen. Das heißt, der Flugplatz Rothenburg wird nicht nur letzte Station für ausrangierte Flieger sein. Hier feiern die meisten Teile der todgeweihten Himmelsstürmer ihre Auferstehung.

Receycling ist ein großer Markt
Die Flugzeugwerke, in Dresden-Klotzsche beheimatet, wollen an dem wachsenden Markt an wiederverwertbaren Bauteilen und Materialien teilhaben. Das auch vor dem Hintergrund, so EFW-Geschäftsführer Andreas Sperl, dass in den nächsten fünf Jahren rund 9.000 Flugzeuge stillgelegt würden. Knapp die Hälfte davon von so einem Format wie der gelandete Airbus. Corona und die Krise der gesamten Luftfahrtbranche hat diesen Trend noch befeuert. Dazu will das Dresdner Unternehmen die Infrastruktur auf dem Rothenburger Flugplatz nutzen und ein solches Zentrum aufbauen.

Ende August vergangenen Jahres wurde im Beisein von Ministerpräsident Michael Kretschmer in Rothenburg eine Absichtserklärung zwischen dem Landkreis als Eigentümer des Flugplatzes und den Flugzeugwerken unterzeichnet. Ein Probezerlegen fand inzwischen auch schon statt. Dabei handelte es sich um ein seit Jahren am Standort stehendes Kleinflugzeug. Die Perspektive sind aber Großflugzeuge wie von Airbus und Boing.
Den offiziellen Startschuss zum Flugzeugerecycling wollen die Flugzeugwerke in Rothenburg zu einem späteren Zeitpunkt geben, hieß es am Montag aus der Chefetage. Deshalb will man sich jetzt noch nicht zu dem ersten Flieger und zu dem Stand der Dinge um das Zentrum äußern. Mit diesem Vorhaben haben die Elbe Flugzeugwerke drei Standorte im Landkreis Görlitz. In Kodersdorf arbeiten zwei Zulieferwerke für Airbus. Dort werden Wand- und Deckenverkleidung sowie die Fußbodenplatten der Frachträume hergestellt. In Rothenburg sollen alte Teile zu neuen werden und vielleicht finden sie ihr zweites Leben in den in Kodersdorf produzierten Komponenten wieder.
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