Die Nieskyer Lackfabrik Höpner setzt von Anbeginn auf Handarbeit. Und das seit 1787. Diese Tradition spiegelt sich fortan auch im Namen wider. Aus Höpner Lacke wird die Höpner Lackmanufaktur. Hinter dem neuen Namen steht auch ein neues Unternehmen, wie Geschäftsführer Michael Schäfer gegenüber SZ sagt.
Seit zwei Jahren ist Schäfer dran, einen Investor für sein Unternehmen zu finden. 2018 hatte er die Traditionsfabrik zusammen mit seiner Frau Bianca von der Herrnhuter Brüder-Unität gekauft und übernommen. Mit einem Investor aus der Lackbranche will er sein Unternehmen wirtschaftlich fit für die Zukunft machen. "Ein Schwachpunkt, der mich seit Anbeginn begleitet hat, ist der mangelnde Vertrieb. Es gibt keine Konzeption zur Vermarktung der Produkte", erklärt der Firmenchef.
Manufaktur seit 1. Juni
Mit dem neuen Partner an seiner Seite soll das künftig besser laufen. Denn seit dem 1. Juni ist Höpner Lacke als Firma liquidiert und alle Betriebsmittel sowie das Personal sind in die Höpner Lackmanufaktur GmbH übergegangen. Der Betriebssitz bleibt Niesky. Anteilseigner ist neben Geschäftsführer Michael Schäfer die Herrmann Innovations GmbH mit Sitz im nordbayrischen Pösing. Als Unternehmen seit 1970 am Markt und spezialisiert als Werkstattausrüster für hydraulische Hebebühnen und im Bereich Fahrzeuglackierung.
Mitten in die Investorsuche platzte die Insolvenz der Höpner Lacke. Der Betrieb war überschuldet, deshalb beantragte Michael Schäfer die vorläufige Insolvenz vor zwei Monaten. Die Rettung gelang durch den Verkauf an die Unternehmensgruppe in Pösing. Die sechsstellige Kaufsumme fließt in das Begleichen der Geldforderungen der Gläubiger von Höpner Lacke. Damit konnte der Neuanfang an der Muskauer Straße beginnen.
Farbe für Engel und Sterne
Die Produktion läuft weiter, wie schon während der Insolvenz. "Wir haben gut zu tun, von der Bestellung bis zur Auslieferung dauert es fünf Wochen", sagt der Geschäftsführer. Was in Dosen und Plastikeimern abgefüllt wird, reicht von Dachbeschichtung, Fassadenimprägnierung und Holzschutz über Antischimmelfarbe und Dichtmasse bis zum Klebstoff. Einiges hat schon eine lange Tradition. So kommen die Lacke für die Elf-Punkte-Engel und weitere Holzfiguren von der Manufaktur Wendt & Kühn im Erzgebirge aus Niesky. Nach Herrnhut liefert Höpner den Klebstoff, mit dem die einzelnen Zacken der Herrnhuter Sterne geklebt werden.
Auf diese, Jahrzehnte andauernden Geschäftsbeziehungen ist Michael Schäfer besonders stolz. Sie sind ein Gütesiegel für die Qualität, die in Niesky "zusammengerührt" wird. Das hat der Chef besonders nach der angezeigten Insolvenz zu spüren gekommen. "Die Verunsicherung besonders in Grünhainichen war sehr groß, denn ohne unsere Lacke wäre die ganze Produktion gefährdet gewesen", erklärt Schäfer. Aber nun ist der Betrieb wieder im ruhigen Fahrwasser und die Erzgebirgsengel bekommen weiter ihre jeweils elf weißen Punkte auf ihre beiden grünen Flügel.
Kein Werksverkauf mehr
In den vergangenen fünf Jahren haben Schäfers vor allem Geld in neue Maschinen für die Lack- und Farbenproduktion gesteckt. Künftig soll auch dem Gebäude mehr Aufmerksamkeit gegeben werden. "Wir brauchen dringend eine Heizungsanlage, einige Räume und auch Werkshallen lassen sich nur mit Heizlüftern erwärmen", sagt der Geschäftsführer. Was über Jahrzehnte versäumt wurde, lässt sich nicht in fünf Jahren bewerkstelligen.
Verabschiedet hat sich die Firma vom Werksverkauf. Den gibt es nicht mehr und auch mit der Neugründung soll dieser nicht neu belebt werden. Das sei ein Verlustgeschäft für den Betrieb, sagt dessen Chef. Das betrifft ebenso den Verkauf im Internet. So ist auch ein Online-Shop ist keine Option für Höpner.
Die Produktion ist ausgerichtet auf Qualitätslacke, die auch ihren Preis haben und nicht im Baumarkt im Regal stehen. "Unsere Kunden sind die Industrie, der Fachhandel und direkte Anwender in Gewerbe und Handwerk. Darauf wollen wir unserer Vertrieb konzentrieren", betont der Höpner-Chef. Mit ihm zählt der Betrieb derzeit sieben Beschäftigte und einen Lehrling. Demnächst sollen zwei Vertriebsmitarbeiter und eine Bürokraft das Team verstärken.