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Wie ein Verein die Petershainer Kirche retten will

Altar, Dach und Mauerwerk: Das sind die Herausforderungen für den neu gegründeten Kirchbauverein.

Von Steffen Gerhardt
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Jens Drängner, Hagen Gano und Wolfram Schulze (v.l.) sind alle drei Petershainer und zählen mit zu den Gründungsmitgliedern des Kirchbauvereins in Petershain. Im Vordergrund die Kirchturmfahne von 1822 die auf einem Dachboden gefunden wurde.
Jens Drängner, Hagen Gano und Wolfram Schulze (v.l.) sind alle drei Petershainer und zählen mit zu den Gründungsmitgliedern des Kirchbauvereins in Petershain. Im Vordergrund die Kirchturmfahne von 1822 die auf einem Dachboden gefunden wurde. © André Schulze

Die kleine Dorfkirche von Petershain ist ein architektonisches Kleinod. Wann sie einst gebaut wurde, das ist bis heute ihr Geheimnis geblieben. Kein Geheimnis ist, dass in und an der Kirche dringende Sanierungsarbeiten notwendig sind, um ihren Erhalt zu sichern und keinen Verfall zuzulassen.

Allein kann das die Evangelische Trinitatisgemeinde am See nicht bewerkstelligen. Denn außer Petershain zählen noch die Gotteshäuser in Kollm und See dazu. Und auch an diesen Kirchen muss etwas getan werden. Deshalb haben sich Petershainer entschlossen, einen Kirchbauverein für ihre Dorfkirche zu gründen. Das ist bereits im Mai dieses Jahres geschehen, berichtet Wolfram Schulze. Der bisher als Busfahrer Tätige und jetzt Rentner hat den Vorsitz übernommen.

Gutachten einholen

Aber noch müssen die 18 Gründungsmitglieder auf den Eintrag ins Vereinsregister warten. "Erst dann sind wir ein anerkannter Verein, können weitere Mitglieder aufnehmen und um Spenden für unsere Kirche werben", erklärt der Vorsitzende. Denn ohne Geld wird es eine Sanierung nicht geben können - und sei es der aufzubringende Eigenanteil, um Fördergelder zu beantragen. Kassenwart Jens Drängner ist Technischer Leiter am Herzzentrum Dresden. Er sagt: "Wir stehen erst am Anfang. Zunächst müssen wir uns Expertisen einholen, wie hoch der Sanierungsaufwand in den einzelnen Bereichen ist. Aber auch das kostet Geld."

Seit vergangener Woche hat der Verein zumindest schon mal ein eigenes Konto. Denn bisher wurde auf das Konto der Kirchgemeinde eingezahlt. Auch die Spenden für die Petershainer Kirche. In ihr ist der Vereinssitz - in der Dorfstraße 36.

Zuerst kommt das Dach dran

Die Prioritäten für die Sanierung hat sich der Verein bereits gesetzt: Zuerst kommt das Dach dran, um die Kirche vor weiterer Nässe und Feuchtigkeit von oben zu schützen, erklärt Jens Drängner. Die Herausforderung besteht darin, das ungleiche Dach wieder zu einem Ganzen zu machen. Denn auf einer Hälfte wurde in früheren Jahren mit Baumaterial gespart mit der Konsequenz, dass das Dach ein Ungleichgewicht hat.

Ebenso ist am Kirchturm Handlungsbedarf. Dass bei der umfassenden Kirchensanierung 1962 der Glockenstuhl mit dem Mauerwerk verankert wurde, hat sich Jahrzehnte später mit Rissen durch die Vibration gerächt. Überliefert ist, dass der einstige Holzturm an der Fachwerkkirche nach einhundert Jahren seiner Existenz im Jahr 1822 einem aus Stein gewichen ist. In dieser Zeit wurde auch das marode Fachwerk in der unteren Hälfte der Kirche entfernt und durch Steine ersetzt, berichtet Hagen Gano aus der Kirchenchronik. Für den in Niesky praktizierenden Facharzt ist die Petershainer Kirche zu seinem großen Hobby geworden. Seit 15 Jahren beschäftigt sich der in Petershain zugezogene Gano intensiv mit dem Bauwerk. Dessen Geschichte kennt er inzwischen aus dem Effeff, führt selbst Besucher durch die Dorfkirche.

Die Kirche in Petershain wurde in den Jahrhunderten ihrer Existenz baulich erweitert. Wann für sie der Grundstein gelegt wurde, das ist bis heute nicht bekannt.
Die Kirche in Petershain wurde in den Jahrhunderten ihrer Existenz baulich erweitert. Wann für sie der Grundstein gelegt wurde, das ist bis heute nicht bekannt. © Archiv/Rolf Ullmann

Tag des offenen Denkmals auch in Petershain

Das soll auch am diesjährigen Tag des offenen Denkmals wieder so sein. Durch Corona fiel dieser Tag im vergangenen Jahr aus, nun hofft der Verein auf dieses Mal. Am 11. und 12. September steht der Tag des offenen Denkmals unter dem Motto "Sein und Schein - in Geschichte, Architektur und Denkmalpflege." Initiator ist die Deutsche Stiftung Denkmalschutz. Der Verein will das Wochenende nutzen, um nicht nur sich und die Kirche vorzustellen, sondern auch für deren Erhalt und für Spenden werben.

Zu dem erhaltenswerten Inventar zählt auch der kunstvoll gefertigte Altar, der in früherer Zeit von der Kamenzer Annen-Kirche nach Petershain gekommen ist. Sein Holzwurmbefall und die Instabilität machen dem Verein große Sorgen. Um den dreiteiligen Altar in seinem jetzigen Zustand erhalten zu können, müssten allein schon rund 70.000 Euro aufgewendet werden. Ihn von den Holzwürmern zu befreien, dafür müsste die ganze Kirche begast werden. Das Geld konnte die Trinitatisgemeinde bisher nicht aufbringen.

Salze im Mauerwerk

Die vierte Baustelle, die sich aufgetan hat, ist das Mauerwerk im Bereich des Erdbodens. Nicht alle Wände der Kirche stehen auf einem Fundament. Vor allem dort haben sich Salze zwischen den Steinen gebildet. Sie müssen beseitigt werden, damit das Mauerwerk keinen weiteren Schaden nimmt und die Kirche weiterhin "die gute Stube" der Petershainer bleibt.