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So geht Energie sparen

Kodersdorf leistet sich einen Klimaschutzmanager. Der ist auch für die Einwohner da und sorgt dafür, dass der Ort klimaneutral wird.

Von Frank-Uwe Michel
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Andreas Schneider ist Klimaschutzmanager in Kodersdorf. Für die Gemeinde sucht er nach Einsparpotenzial in der Energieversorgung.
Andreas Schneider ist Klimaschutzmanager in Kodersdorf. Für die Gemeinde sucht er nach Einsparpotenzial in der Energieversorgung. ©  André Schulze / Montage: SZ-Bildstelle

Andreas Schneider muss nicht lange überlegen. Projekte, die gut fürs Klima sind und dazu noch Energie sparen, hat er jede Menge auf Lager. Verpackt sind sie im sogenannten Klimaschutzkonzept, für das der 55-Jährige zusammen mit seinem Kollegen Frank Scholze in Kodersdorf die Verantwortung trägt. Gerade jetzt, wo es um jeden eingesparten Tropfen Erdöl geht und Erdgas dann am besten ist, wenn es gar nicht durch die Heizung geht, sind Schneiders Rat und seine Projektansätze besonders gefragt.

Seit Oktober 2021 hat der Klimaschutzmanager das Thema in Kodersdorf im Blick. Sein erster Auftrag: die Bilanz der Treibhausgase in der Gemeinde. "Nur wenn man weiß, wo es klemmt, kann man gezielt den Hebel ansetzen", begründet er. So werden deshalb alle Gas- und Stromverbräuche, für die Energieversorger statistische Daten zur Verfügung stellen können, in Tonnen Kohlendioxid umgerechnet, mit denen die Erdatmosphäre belastet wird. "Wir fragen auch bei Landwirten nach dem Tierbestand. Denn Rinder sind ja nicht ganz schuldlos an den Treibhausgasen." Das Ziel: Kodersdorf will klimaneutral werden, so bald wie möglich. Und sucht deshalb nach jedem Projekt, das helfen kann.

Kommune und Bürger profitieren gleichermaßen von Schneiders Arbeit. Allein für die Gemeinde gibt es einen umfangreichen Ideenkatalog, der gewiss auch in anderen Orten seine Berechtigung hätte. Aktuell nimmt der 55-Jährige alle Dachflächen von gemeindeeigenen Objekten auf - zum Beispiel von der Oberschule, dem Vereinshaus in Särichen und den Feuerwehrdepots. "Wir brauchen solche mit Südausrichtung", erläutert er. Zu finden sind sie ganz leicht mit dem Solarpotenzialkataster der Sächsischen Energieagentur (www.solarkataster-sachsen.de). "Da ist jedes einzelne Gebäude drin - mit einer Prognose, wie viel Kilowattstunden Strom man im Jahr mit einer Photovoltaikanlage erzeugen kann."

Solarkataster mit Auskunft zu jeder Dachfläche

Für Kommunen und Privatleute ist das gleichermaßen interessant. Vor allem, wenn es - wie in Kodersdorf - mit der Gründung einer Energiegenossenschaft verbunden werden soll. Mit 16 Interessenten wird es am 17. August die Auftaktveranstaltung geben. Das Prinzip: Flächen für Photovoltaikanlagen werden akquiriert. Auch Fernwärmeanlagen könnten eine Rolle spielen, prinzipiell auch der Aufbau von Windrädern. "Die Bürger können für jeweils 50 Euro bis zu 200 Anteile an der Genossenschaft erwerben und profitieren dann je Anteil vom Gewinn", erklärt Andreas Schneider.

Auch die Umrüstung auf Fernwärme spielt in den Überlegungen des Klimaschutzmanagers eine große Rolle. In Kodersdorf gibt es dafür zwei Ansätze. "Im Ortsteil Bahnhof gibt es Mehrfamilienhäuser. Für die läuft aktuell eine Machbarkeitsstudie, welche Energieträger für die Heizung potenziell möglich sind. Infrage käme hier zum Beispiel Fernwärme aus dem Industriegebiet." Eben das ist die zweite "Baustelle", für die es Untersuchungen gibt. "Wir wollen feststellen, wie hoch die verfügbare Abwärmemenge ist und wie sie verwendet werden könnte - möglicherweise sogar in der Kerngemeinde." Eine Alternative zu herkömmlichen Energieträgern wären auch Holzhackschnitzel. Das Gemeindeamt und der Bauhof werden bereits damit beheizt. Auch das neue Dienstleistungszentrum mit seinen zwei Arztpraxen soll Wärme aus dem nachwachsenden Rohstoff bekommen.

Ebenso mit Klimaschutz hat die Entsiegelung von befestigten Flächen zu tun. Das Ziel: Die Natur zurückbringen, Pflanzkonzepte erarbeiten, das Wasser besser im Boden halten, der Trockenheit entgegenwirken. Mitsprache soll es für den Klimaexperten auch bei sämtlichen Neubauprojekten der Gemeinde geben. Zum Beispiel bei der neuen Kita, für auf der Torgaer Straße derzeit die Erschließungsarbeiten laufen. "Wenn wir in ein paar Jahren nicht wieder alles neu machen wollen, müssen wir jetzt besser sein, als die gültigen Vorgaben", fordert Schneider. Er empfiehlt deshalb, zum Beispiel bei der Gebäudedämmung zehn Prozent draufzulegen.

Smart Home mit Einsparpotenzial

Neben der schnellstmöglichen Umstellung der Straßenbeleuchtung auf energiesparende LEDs und dem perspektivischen Wechsel der Bauhof-Fahrzeuge auf E-Mobilität richtet sich Schneiders Blick natürlich auch auf die Probleme der Bürger. In seinem Büro am Gemeindeamt bekommt er die unterschiedlichsten Fragen zu hören. Denn die Verunsicherung ist groß, wie es denn weitergehen soll mit der Energie in den eigenen vier Wänden. Ein Allheilmittel hat der Kodersdorfer Klimaschutzmanager nicht, wohl aber ein paar Tipps, die Geld sparen könnten. Die Heizungsanlage von einem Fachmann abgleichen lassen, die Nachtabsenkung aktivieren, generell ein paar Grad runterregeln - vielleicht auf 20 Grad. Außerdem jedes Zimmer separat einstellen, in moderne Thermostate investieren, die man - Stichwort: Smart Home - vom Handy aus steuern kann. "Wer sich das Einsparpotenzial in seinem Haus ganz genau vorrechnen lassen will, der sollte sich einen zertifizierten Energieberater nehmen. Der geht in die Tiefe und beurteilt auch die Bausubstanz."