Sachsenweit einmaliges Solarprojekt bei Görlitz

Das Gut Krauscha investiert in Solarenergie. Dafür stellt es einen Teil seiner Felder zur Verfügung, auf denen eine Agri-Photovoltaikanlage errichtet wird. Eine besondere Anlage, die nicht nur die Sonnenstrahlen einfängt und in Strom umwandelt, sondern auch noch Landwirtschaft ermöglicht.
Das ist die Forderung des Gutes, sagt Geschäftsführer Hans-Joachim Mautschke. "Wir wollen auf diesen Flächen weiterhin Landwirtschaft betreiben und mit der Photovoltaikanlage unseren Standort sichern", betont der Landwirt. Demzufolge werden die Solarmodule nicht wie ein Dach über den Feldern montiert, sondern sie stehen aneinandergereiht senkrecht wie eine Eskaladierwand bei der Armee. Zwischen den Reihen rahmenloser Glasmodule bleibt noch genügend Platz, Kulturen anzubauen und Technik rollen zu lassen.
Reichtum der Natur erhalten
Hans-Joachim Mautschke steckte in einem Dilemma. Auf der einen Seite will er die Vielfalt der Natur erhalten auf seinem Gut und deswegen auch die Flächen schonend bewirtschaften. Doch die Felder sind allein durch Landwirtschaft nicht mehr rentabel.
Deshalb holte sich der Landwirtschaftsbetrieb das Unternehmen "Next2Sun" aufs Feld. Die in Merzig an der französischen Grenze ansässige Firma wird die Solaranlage bauen und betreiben. Geschäftsführer Heiko Hildebrand spricht von einem "Leuchtturmprojekt für eine Technologie, die große Chancen für die Energiewende bietet". Sein Unternehmen wird in Neißeaue den ersten eigenen senkrecht stehenden Solarpark in Sachsen errichten. Und für das Gut fallen nebenbei durch den Solarstrom Erlöse ab. So haben alle einen Vorteil.
Keine hochwachsenden Pflanzen
Zwischen den Modulreihen wird weiterhin Ackerbau mit den verschiedenen Kulturen betrieben. Das Gut Krauscha bewirtschaftet seine Flächen schon seit langem in einer ökologisch optimierten Weise. Lediglich sehr hoch wachsende Pflanzen wie Mais können nicht zwischen den Modulen angebaut werden. Sie nehmen die Sonne weg. Dagegen sind Hafer, Sommergerste, Leinen, Lupine, Gewürz- und Heilpflanzen die empfohlenen Kulturen.
Den ersten Kontakt hatte Hans-Joachim Mautschke zu dem Solarunternehmen vor drei Jahren in Berlin - auf einer Landwirtschaftsdemo. Dort sei er ins Gespräch mit Vertretern der Firma gekommen, eine Idee wurde geboren und nun wird diese zwischen Klein Krauscha und Kaltwasser umgesetzt. Aber nicht ohne die Bürger mit einzubeziehen, betonen beide Geschäftsführer. Schließlich soll diese Anlage von den Anwohnern akzeptiert werden. Bereits im Oktober wurden die Bürger gehört und konnten ihre Vorschläge und Kritiken einbringen.

Bürger zeitig beteiligt
Dass das Landschaftsbild nicht wesentlich zerstört wird, ist den Betroffenen wichtig. Die Solarmodule sollen den Blick ins Riesengebirge nicht verstellen, den man von der Anhöhe bei Kaltwasser in Richtung Süden hat. Also wurde der Kompromiss gefunden, auf fünf Reihen zu verzichten und die ersten Solarmodule im Norden nur 2,80 statt dreieinhalb Meter hoch zu bauen. Dazu sollen Wege neu angelegt und Hecken gepflanzt werden. Zwar reduziert sich damit die mit Modulen bestückte Fläche auf insgesamt 48 Hektar. Die Gesamtfläche beträgt 67 Hektar. Aber das ist ausreichend, um künftig 20.000 Megawatt an Strom jährlich ins Netz zu speisen.
"Wegen der Stromeinspeisung sind wir momentan noch in Abstimmung mit dem Netzbetreiber und auch anderen Planern, um ein gemeinsames Anschlusskonzept zu entwickeln", sagt Heiko Hildebrandt. Für den Betrieb gründete das Unternehmen bereits im November 2019 eine eigenständige Betreibergesellschaft, die Agrophotovoltaik Krauscha GmbH, deren Geschäftsführer der 42-jährige Hildebrandt seit vergangenem Herbst ist. Das Gut Krauscha ist an dieser Firma nicht beteiligt, sondern stellt die Flächen zur Verfügung und verdient an der Stromerzeugung mit.
Geld für Gut und Gemeinde
Die Gemeinde Neißeaue wird in jedem Fall von Gewerbesteuerzahlungen profitieren, denn die Betreiberfirma hat ihren Sitz in Neißeaue, versichert Hildebrandt. Noch aber gibt das bundesweite Unternehmensregister den Sitz der Firma in Berlin an.
Darüber hinaus gibt es Pläne, dass die Betreiber von Solaranlagen ähnlich wie bei Windrädern die Standortgemeinden an den Erlösen aus dem Stromverkauf beteiligen.
Neißeaues Gemeinderat jedenfalls gab jetzt dem Bebauungsplan für die Anlage seine Zustimmung. Nun kann das Projekt weiter geplant und umgesetzt werden. Heiko Hildebrandt spricht von einer Investition im Wert von 13 Millionen Euro, die eine Firma auf den Feldern bei Klein Krauscha tätigen wird.